Marktkaffee und Trauercafé in Nienberge schaffen Gemeinschaft

, Stadtdekanat Münster

Zwei Kilogramm Mehl verarbeitet Rosemarie Fark jeden Donnerstag. Im Akkord backt sie Brötchen und Brot – nicht für sich selbst, sondern um sie am nächsten Tag mit nach Nienberge zu nehmen. Denn am Freitag ist Marktkaffee-Zeit in dem münsterischen Stadtteil. Parallel zum Wochenmarkt, der vormittags auf dem Kirchplatz stattfindet, öffnet das Pfarrzentrum St. Sebastian seine Pforten für alle, die in Gesellschaft mit anderen eine Tasse Kaffee oder Tee, ein belegtes Brötchen oder ein Stück Kuchen genießen wollen. 

Rosemarie Fark hat das Angebot „Marktkaffee“ in der Gemeinde St. Sebastian vor 20 Jahren mit gegründet und ist noch immer jede Woche mit dabei.

© Bistum Münster

Vor 20 Jahren kam die Idee im Arbeitskreis „Offene Gemeinde“ der St.-Sebastian-Gemeinde auf. „Damals gab es noch kein Café in Nienberge – es gab keine Möglichkeit, nach dem Marktbummel noch ein wenig zusammenzubleiben“, blickt Rosemarie Fark auf die Anfänge zurück. Die 89-Jährige gehört mit zu den Gründerinnen des Angebots „Marktkaffee“ – und packt noch immer kräftig mit an. Zusammen mit weiteren Ehrenamtlichen müssen nicht nur Backwaren und Getränke vorbereitet werden, sondern auch Stühle gerückt und Tische dekoriert werden. „Die Besucherinnen und Besucher sollen sich wohlfühlen“, sagt die Nienbergerin. Einen Treffpunkt zu haben, findet Rosemarie Fark wichtig. „Viele unserer Stammgäste sind alleinstehend und kommen schon ab 9 Uhr, weil sie sonst zu Hause alleine frühstücken müssten“, erklärt sie. 

Das „Marktkaffee“ ist nur eines von vielen Angeboten in Nienberge, mit denen die Menschen vor einer möglichen Isolation bewahrt und zur Begegnung eingeladen werden. Die Teestube, das Café International, der ökumenische Seniorenkreis und der Offene Mittagstreff sind weitere Initiativen, die in den vergangenen Jahren hinzugekommen sind. „Sensibel sein für die Anliegen der Menschen“, darauf komme es an, weiß Pastoralreferent und Diakon Reinhard Kemper. Er ist dankbar, dass es in Nienberge so viele Ehrenamtliche gibt, die Ideen haben und diese engagiert umsetzen – „das ist eine Grundvoraussetzung“. Aus seiner Sicht hat besonders die Kirche den Auftrag, genau hinzuhören „und festzustellen, was bei den Menschen gerade dran ist“. 

So hat Kemper es auch vor zehn Jahren getan, als er zwei verwitweten Personen auf dem Friedhof begegnete, mit ihnen ins Gespräch kam und spürte, dass ein regelmäßiger Austausch guttun würde. Das Trauercafé der St.-Sebastian-Gemeinde war geboren. Seitdem treffen sich etwa zehn Personen, die einen geliebten Menschen verloren haben, einmal im Monat. Die Zusammensetzung ist unterschiedlich, „jeder besucht das Trauercafé so lange, wie er es für sich braucht“, sagt der Diakon. Paula Hamel ist seit sechs Jahren dabei. Als ihr Mann starb, suchte sie die Gemeinschaft, Gleichgesinnte zum Reden. „Hier haben alle einen Verlust erlebt“, sagt die heute 89-Jährige. Das verbindet und gibt Halt. Paula Hamel ist froh über die vielen Angebote der Gemeinde in Nienberge. Neben dem Trauercafé besucht sie den Offenen Mittagstisch, den ökumenischen Seniorenkreis und den Strickkreis. „Ich habe gar keine Zeit, mich alleine zu fühlen“, sagt sie lachend.

Ann-Christin Ladermann