Martin Wolf lässt sich als Erwachsener taufen

, Kreisdekanat Recklinghausen

Das Kreuzzeichen hat Martin Wolf als Jugendlicher gelernt. Und Messdiener war er auch. Beides allerdings nicht im richtigen Leben, sondern nur auf der Bühne und zwar bei einer Inszenierung der Oper Tosca von Giacomo Puccini. „In meinem Heimatort Meiningen, das liegt in Südthüringen, gibt es ein Staatstheater mit 800 Plätzen. Dort habe ich im Kinder- und Jugendchor mitgesungen und wir waren an verschiedenen Aufführungen beteiligt“, erklärt der 34-Jährige. Im richtigen Leben waren die Begegnungen mit der Kirche eher rar. Denn sie spielte in seinem Umfeld kaum eine Rolle. Getauft wurde Wolf als Kind nicht. „Meine Mutter ist noch zu DDR-Zeiten aus der evangelischen Kirche ausgetreten“, berichtet er weiter. Doch nun will Wolf mit der Taufe Christ und damit Teil der katholischen Kirche werden.

Porträt von Marin Wolf

Martin Wolf aus Recklinghausen lässt sich als Erwachsener taufen.

© Bistum Münster

Bei der Trauung seiner Nachbarn in Recklinghausen hat er Pfarrer Aloys Wiggeringloh kennengelernt. „Er war offen, locker und einnehmend. Seine Art hatte mich sehr angesprochen und so habe ich ihn angeschrieben“, erinnert er sich gern an den ersten Schritt, den er in Richtung Erwachsenentaufe getan hat. Ein gutes Jahr haben sich die beiden regelmäßig getroffen. Haben über Gott und die Welt gesprochen, und Wolf hat gespürt: „Dieser Weg ist der richtige für mich. Es fühlt sich gut an.“ Der Glauben gebe ihm Struktur. „Allein schon durch den Besuch des Gottesdienstes am Sonntag. Er ist für mich manchmal eine Art Kurzurlaub“, beschreibt er seine Empfindungen. Die Gottesdienste und Kirchenbesuche würden ihn zum Innehalten einladen. „Das gibt mir Kraft.“
Seine Taufpatin Annette Hollenhorst sowie sein Taufzeuge Alex Weihermüller seien sehr überrascht gewesen, als er sie gefragt habe, ob sie ihn unterstützen. „Ich bin eher ein zurückhaltender Mensch und hänge nicht alles an die große Glocke. Deshalb hat sie meine Entscheidung wohl erstaunt“, berichtet er. Sie hätten gern zugesagt.

Beeindruckend fand Wolf die Zulassungsfeier zur Taufe vor gut einem Monat im münsterschen St.-Paulus-Dom. „Ich habe den Bischof zum ersten Mal live gesehen. Er hat eine besondere Ausstrahlung“, beschreibt Wolf seinen Eindruck. Ebenso sei er von der Offenheit und Herzlichkeit beispielsweise auch von Dompropst Kurt Schulte überrascht gewesen. „Die Kirche wird oft altertümlich und verknöchert dargestellt. Aber ich habe sie bisher ganz anders kennengelernt“, sagt er.

Wolf lebt seit 2009 in Recklinghausen, absolviert die letzten Seminare an der Universität in Dortmund, und bereitet sich auf seine Masterarbeit vor. Zudem arbeitet er seit Februar als pädagogische Unterrichtshilfe an der Raphael-Schule, Förderschule für geistige Entwicklung in Trägerschaft der Caritas, in Recklinghausen. „Mein Studium zum Lehrer für Sonderpädagogik hat sicherlich länger gedauert als üblich. Aber ich bringe viele Erfahrungen in den Beruf ein. Das sind nicht die schlechtesten Voraussetzungen – gerade für die Arbeit an einer Förderschule“, ist er überzeugt. Er sei trotzdem froh, sein Studium in den nächsten beiden Semestern zu beenden und anschließend sein Referendariat zu beginnen. „Ich bin mittlerweile mit meinem Leben zufrieden und froh, jetzt auch diesen Schritt – mich taufen zu lassen – gegangen zu sein“, sagt Wolf.

Michaela Kiepe