Touristen aus den Niederlanden, England, Italien, Spanien und Deutschland können sich glücklich schätzen: Momentan werden sie im St.-Paulus-Dom Münster in ihrer Muttersprache empfangen. Vier Studierende aus unterschiedlichen Ländern stehen dafür ihren Landsleuten mit kostenlosen Führungen zur Verfügung.
„Die astronomische Uhr muss man umgekehrt denken“, erklärt Petra Pelz. Sie ist die Deutsche im Bunde und führt gerade einen Mann durch das Gotteshaus. „Der Zeiger mit dem Regenbogen ist nur ein Gegengewicht“, verdeutlicht die Kunstgeschichte-Studentin, während die Uhr halb zwölf schlägt.
Gemeinsam mit den drei anderen Studentinnen und Studenten bietet die 26-Jährige bis zum 26. August kostenlose Touristenführungen an. Obwohl sie erst seit dem vergangenen Wochenende in Stadt sind, wissen sie über die Bistumskathedrale schon bestens Bescheid. Am 6. August hat die kleine Gruppe ihren Infostand im Eingangsbereich aufgeschlagen. Einer von ihnen, Matthijs Zoeter, ist Niederländer, 24 Jahre alt, und kommt aus Nimwegen. Auch er begeistert sich für Kirchen, Kunst und Geschichte. „Für mich ist diese Kirche ein perfekter Ort, weil da alles miteinander verbunden ist.“, erklärt er. Ergänzt wird das internationale Quartett durch den 20-Jährigen Engländer Samuel Melton aus Salisbury und die ebenfalls 20-Jährige Mafalda Cirenei Torres aus Madrid. Die Spanierin spricht neben ihrer Muttersprache auch Italienisch. Sie und Melton studieren ebenfalls Kunstgeschichte.
Die vier jungen Leute nehmen an einem Projekt der internationalen ökumenischen Organisation ARC teil. Ihre Aufgabe ist, Besucher aus den Niederlanden, spanisch- oder englischsprachigen Ländern und natürlich Deutsche in deren jeweiliger Muttersprache zu begrüßen und – wenn erwünscht – durch die Kirche zu begleiten. Die vier Studierenden machen nicht zum ersten Mal ehrenamtlich bei der Aktion mit, sie haben sich bereits im letzten Jahr bei Kirchenführungen erprobt – unter anderem in Spanien. „Man kann dabei viele Erfahrungen sammeln, und es hilft, die Geschichte und Architektur von Kirchen in anderen Ländern kennenzulernen“, erklärt Melton. „Es macht Spaß, sich mit anderen Menschen während solcher Touren zu unterhalten“, findet Zoeter. Außerdem seien die Führungen eine praktische Übung für seinen angestrebten Beruf als Lehrer. Melton stimmt ihm zu. Er überlegt, Touristenführung zu seinem Beruf zu machen.
Während ihres Aufenthalts in Münster leben die Vier im Priesterseminar Borromaeum. Für ihre gemeinsame Freizeit planen sie noch einige Rundgänge durch die Stadt . Neben den anderen Kirchen und Sehenswürdigkeiten möchten die Kultur-Enthusiasten Museen besichtigen. Ein Höhepunkt ist mit dem Ausflug nach Warendorf zu den Feierlichkeiten rund um Mariä Himmelfahrt bereits festgelegt. Am 18. August möchten sie sich dort die Illumination der historischen Altstadt ansehen. Dazu hat Otto-Ehrenfried Selle, Stellvertretender Vorsitzender des Stadtheimatvereins Münster, sie eingeladen. Um die Gruppe auf ihre Aufgaben im Dom vorzubereiten, hatte er ihnen am Vortag die astronomische Uhr erklärt.
In den nächsten Wochen ist die Gruppe an ihrem Infostand unmittelbar hinter dem Haupteingang des Doms, dem Paradies, von Montag bis Samstag zwischen 10 und 12 Uhr sowie von 14 und 17 Uhr anzutreffen. Eine Führung dauert ungefähr 40 Minuten und ist kostenlos, aber auch auf kurze Fragen haben die Studierenden stets eine Antwort parat. Besonders freut sich die Gruppe auf die Wochenenden, weil sie dann mit wesentlich mehr internationalen Touristen rechnen.
Das Kürzel der Organisation ARC steht für die französischen Wörter “Accueil“ (Empfang), “Rencontre“ (Begegnung) und “Communauté“ (Gemeinschaft). In den Sommermonaten organisiert ARC europaweit Führungen in bedeutenden Kirchen.
Moritz Mohring
Bildunterschrift: Freuen sich über jeden Besuch: Die Studenten Samuel Melton, Matthijs Zoeter, Petra Pelz und Mafalda Cirenei Torres (von links) erklären Touristen den Dom in ihrer Muttersprache. Bild: Bischöfliche Pressestelle / Moritz Mohring