Menschen in die Mitte der Gesellschaft holen

, Kreisdekanat Steinfurt

Zahlreiche Gespräche und Begegnungen standen im Mittelpunkt der vergangenen zwei Tage, in denen Weihbischof Rolf Lohmann zur Visitation in Waltrop unterwegs war. Er war zu Gast im Kindergarten und im Altenheim, traf sich mit der Bürgermeisterin Nicole Moenikes, mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Verbände, mit den Jugendleiterrunden und Firmkatecheten und natürlich mit den Seelsorgerinnen sowie den Seelsorgern. Ebenso gehörte ein Besuch des Kaufhauses für Menschen mit geringem Einkommen „Der Laden“ und ein Gespräch mit 14 der insgesamt 50 Ehrenamtlichen zum Programm.

Die Ehrenamtlichen haben sich mit Weihbischof Rolf Lohmann zu einem Gruppenbild aufgestellt.

14 Ehrenamtliche, die sich im Laden engagieren, waren zu dem Gespräch mit Weihbischof Rolf Lohmann (4. von rechts) gekommen.

© Bistum Münster

Seit gut 14 Jahren gibt es das Angebot in Waltrop. Es wird getragen von den Kirchengemeinden und dem Caritasverband Waltrop/Oer-Erkenschwick. „Unsere Struktur ist anders als die der Tafeln“, erklärte Mitinitiator Heiner Fehlker. Anfangs baten die Organisatoren die Waltroper Bevölkerung darum, haltbare Grundnahrungsmittel zu spenden. „Das hat sich gewandelt. Die Lebensmittelspenden machen heute nur noch rund fünf Prozent aus. Wir erhalten Geldspenden, von denen wir Lebensmittel kaufen“, informierte der Pastoralreferent im Ruhestand den Weihbischof. Zum Konzept gehört von Anfang an auch ein Café. „Uns war und ist wichtig, dass während der Öffnungszeiten niemand vor der Tür stehen muss. Unser Café ein Treffpunkt und eine Informationsbörse“, sagte der 72-Jährige.

Zweimal im Monat hat „Der Laden“, der in einem ehemaligen Discounter untergebracht ist, geöffnet. In der Kartei sind rund 300 Personen mit einer Berechtigung zum Einkauf erfasst. „Zwischen 160 und 180 Menschen kommen pro Öffnungszeit, hinter denen zumeist auch weitere Familienmitglieder stehen“, berichtete Christa Raabe, die ebenfalls von Anfang an zum Team gehört. Das alles ließe sich nur finanzieren, weil die Waltroper Bevölkerung hinter der Einrichtung stehe. „Wir kaufen im Monat für rund 4500 Euro Lebensmittel ein. Das wird durch Spenden finanziert, die wir von Vereinen, kirchlichen Gruppen, durch Geburtstage oder Beerdigungen erhalten“, erzählte sie weiter. Neben dem Verkauf von Lebensmitteln, die zu einem kleinen Preis abgegeben werden, haben sich weitere Bereiche entwickelt. Gebrauchte Kinderkleidung oder auch Haushaltswaren gehören inzwischen auch zum Sortiment.

„Dieser Dienst, den Sie leisten, ist super. Die Verteilung der Güter und der Chancen in unserer Gesellschaft sind nicht gerecht. Sie geben den Menschen die Möglichkeit, ein bisschen mehr an der Gesellschaft teilzuhaben“, dankte Lohmann den Ehrenamtlichen. Pfarrer Dr. Carsten Roeger, der den Weihbischof zu zahlreichen Terminen begleitete, fügte hinzu: „Weil die Menschen ihre Grundnahrungsmittel zu einem günstigen Preis einkaufen, können sie sich auch mal den ‚Luxus‘ eines Kino- oder Cafébesuchs leisten.“ Das Thema Armut gehöre nicht an den Rand, sondern in das Zentrum der Gesellschaft. „Es ist unsere Verantwortung, dass wir die Menschen in die Mitte holen. Das ist auch ein starkes christliches Zeugnis“, sagte Lohmann. Er freue sich über die Menschen, die mit offenen Augen durchs Leben gingen und sich engagierten.

Michaela Kiepe