Caritas Emsdetten-Greven zieht Fazit nach Ende der Projektphase
Mit einer kreisweiten Fachtagung präsentierte der Caritasverband Emsdetten-Greven seine Erkenntnisse vor mehr als 50 Mitarbeitern aus Einrichtungen der Suchthilfe sowie der Behindertenhilfe. Immer mehr Menschen mit Behinderung leben in ambulant betreuten Wohnformen und genießen damit eine größere Freiheit als in stationären Einrichtungen. Eine Folge: Die Zahl der Menschen mit geistiger Behinderung, die an einer Suchterkrankung leiden, steigt spürbar. Suchtberater und Mitarbeiter in der Behindertenhilfe stünden diesem Problem oftmals hilflos gegenüber, bestehende Hilfesysteme sind auf diese Klientel nicht eingestellt. „Wer Inklusion ernst nimmt, der darf vor diesem Thema nicht die Augen verschließen“, betonte Bernward Stelljes, Vorstand des Caritasverbandes Emsdetten-Greven.
Projektleiterin Heike Budke nannte drei wesentliche Erkenntnisse: „Die bestehenden Suchtberatungsstellen können diese Versorgungslücke schließen. Das gelingt aber nicht ohne Kooperation mit der Behindertenhilfe. Und: Spezielle Angebote für Menschen mit Behinderung machen Sinn in der Suchthilfe.“ Denn Menschen mit geistiger Behinderung benötigten zum Beispiel eine ganz einfache Sprache, andere Räumlichkeiten und eine andere Atmosphäre, um über ihre Sucht nachdenken und sprechen zu können. Wie Gespräche mit Betroffenen gelingen können, stellte Privat-Dozent Dr. Ralf Demmel vor. Er erklärte, wie die in Fachkreisen bekannte Gesprächsmethode „Motivational Interviewing“ im Umgang mit minderintelligenten Menschen genutzt werden kann.
Wie Suchtprävention ganz praktisch aussehen kann, entwickelte der Caritasverband Emsdetten-Greven gemeinsam mit den Werkstätten Langenhorst des Caritasverbandes Steinfurt. So stellten Beschäftigte der Werkstatt ein überdimensionales Zigarettenmodell her – und lernten ganz nebenbei, welche Schadstoffe in einer Zigarette stecken.
Entscheidend für eine nachhaltig erfolgreiche „Suchthilfe für alle“ ist nach Ansicht Heike Budke eine konsequente Vernetzung aller Beteiligten. Diese soll auch nach dem Auslaufen des Modell-Projektes fortgeführt werden. So soll es im Juni das inzwischen vierte Netzwerktreffen von Akteuren in der Behindertenhilfe und Suchthilfe im Kreis Steinfurt geben.