„missio-Truck“ macht Station auf Warendorfer Schulhof

, Kreisdekanat Warendorf

Was es heißt, alles zurückzulassen und zu fliehen, das können die Schülerinnen und Schüler der Bischöflichen Realschule in Warendorf nun etwas besser nachempfinden. In den vergangenen Tagen machte der „missio“-Truck des internationalen katholischen Hilfswerks missio auf dem Schulhof Station. In corona-konformen Kleingruppen durchliefen die Schüler der Jahrgangsstufe 9 und 10 sowie die Firmlinge der Pfarrei St. Laurentius die mobile Ausstellung zum Thema „Menschen auf der Flucht“. 

Vor dem „missio-Truck“ informieren sich die Schüler der Bischöflichen Realschule über die geographische Lage des Kongos.

© Bistum Münster

Manuela Vosen vom Team des „missio-Trucks“ zeigt eine große Afrika-Landkarte. „Ihr reist gleich in die Demokratische Republik Kongo. Der Rohstoff Coltan, der in allen technischen Geräten steckt und auch für die Herstellung von Handys benötigt wird, ist dort sehr begehrt.“ Das Erz gehöre Rebellen, die von den Einnahmen Waffen finanzieren. Die Minen seien umkämpft, ganze Dörfer würden niedergemacht und Menschen mit Gewalt vertrieben. „Viele Menschen fliehen, um ihr Leben zu retten“, verdeutlicht Manuela Vosen und vertieft mit den Schülern den Zusammenhang zwischen Handys und Flucht. 

Die Schüler betreten schließlich unter Anleitung von Tobias Schumacher den Truck und nehmen per QR-Code die Identität junger Flüchtlinge an. Flucht wird für Evelyn Baitinger, Laura Brak und Lucy Fellhölter mit einem Mal ganz konkret: Zum Beispiel in der Kapelle im Ost-Kongo, in der sie vor bewaffneten Milizen geflüchtet sind und die sie innerhalb weniger Minuten verlassen müssen. Die 15-Jährigen müssen sich entscheiden, was sie mitnehmen wollen. Kleidung? Ein Adressbuch? Den Pass? Oder gar Zeugnisse? Ob es die richtige Entscheidung war, wissen die Schülerinnen nicht. Sie müssen weiter fliehen und sich bis in die Stadt Bukavu an der Grenze zu Ruanda durchschlagen. Wie kirchliche Partner in den betroffenen Regionen und wie sie selbst helfen können, erfahren sie in den letzten Ausstellungsräumen.

Als die Zehntklässlerinnen die interaktive Ausstellung wieder verlassen, stehen sie noch ganz unter dem Eindruck dessen, was sie gerade erlebt haben. „Jetzt kann ich mir etwas besser vorstellen, was es bedeutet, auf der Flucht zu sein“, sagt Evelyn Baitinger. Die 15-Jährigen hatten in der Ausstellung die Identität der gleichaltrigen Sara angenommen, die ihre Familie im Krieg verloren hat und auf der Flucht ist, aber genauso Träume und Wünsche hat wie die Warendorfer Schülerinnen. „Es ist schlimm, was die Menschen im Kongo alles erleben müssen“, bedauert Lucy Fellhölter.

Manuela Vosen freut sich über das Interesse der Schüler. Oft sei das Schicksal vieler Flüchtlinge weit entfernt vom Alltag der meisten Jugendlichen in Deutschland. Der „missio-Truck“ biete die Möglichkeit, Menschen für das Flüchtlingsthema zu sensibilisieren. So stehe die im Truck simulierte Fluchtsituation beispielhaft für viele Fluchtsituationen auf der ganzen Welt. 

Ann-Christin Ladermann

Laura Brak, Evelyn Baitinger und Lucy Fellhölter (von rechts) lassen sich im „missio-Truck“ von Tobias Schumacher typische Gegenstände aus dem Kongo zeigen.

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