Mit Gottvertrauen

, Kreisdekanat Steinfurt

Kerstin Böyng liebt das Leben. Und diese Liebe, zusammen mit ganz viel Gottvertrauen, gibt ihr Kraft. Kraft, Schweres auszuhalten. In dieser Zuversicht übernimmt die 51-Jährige künftig als Ehrenamtliche Trauer- und Begräbnisdienste in der Steinfurter Pfarrei St. Nikomedes. Seit November hat sie den Ausbildungskursus besucht, den das Bistum Münster zum dritten Mal angeboten hat.

Kerstin Böyng

Kerstin Böyng übernimmt als Ehrenamtliche Trauer- und Begräbnisdienste in der Pfarrei St. Nikomedes.

© Bistum Münster

Sterben, Tod und Trauer sind schon lange ein wichtiger Teil in Kerstin Böyngs Leben. Seit 13 Jahren engagiert sie sich in der ambulanten Hospiz-Initiative, war dessen Vorsitzende. Die Frage von Pfarrer Markus Dördelmann, ob sie sich vorstellen könne, als Ehrenamtliche Menschen zu beerdigen, lag deshalb irgendwie nahe. „Trotzdem habe ich um Bedenkzeit gebeten“, erinnert sich die Mutter zweier erwachsener Töchter. Denn neben ihrem Halbtagsjob in einer physiotherapeutischen Praxis haben ihr Mann und sie zwei kleine Pflegekinder in der Familie aufgenommen: „Da musste ich erst schauen, welche Ressourcen mir zur Verfügung stehen.“ Und dann war da noch der Gedanke: „Kann ich das überhaupt? Ich bringe zwar Erfahrungen aus der Hospizarbeit mit, aber wird das reichen?“

Nach einem Jahr des Abwägens und Überlegens stand für Kerstin Böyng fest: „Ich mache das. Ich lasse mich darauf ein.“ Ehemann Ralf und die großen Töchter haben ihr Mut gemacht und ihr jede Unterstützung zugesagt. Zusammen mit 15 weiteren Frauen und Männern aus dem Bistum Münster startete die Steinfurterin mit der Ausbildung. Neben dem theologischen Grundwissen, das ihnen vermittelt wurde, haben die Ehrenamtlichen Trauergespräche und Grabreden geübt. „Jede Situation ist anders“, weiß die 51-Jährige. Es gibt tragische Sterbefälle - und solche, bei denen der Tod eine Erlösung ist.

Die meisten liturgischen Inhalte waren für Kerstin Böyng nicht neu. In der Steinfurter Pfarrei ist sie seit Ewigkeiten aktiv, springt als Aushilfsküsterin ein und teilt am Samstag die Krankenkommunion an die Patienten im UKM-Marienhospital aus: „Trotzdem habe ich viel dazugelernt.“ Beeindruckt hat sie besonders die große Freiheit bei der Gestaltung von Beerdigungen und Trauerfeiern: „Vieles ist möglich.“ Diese Möglichkeiten will die 51-Jährige nutzen. Ihr ist es ein Anliegen, die Gefühle der Trauernden in passende Worte zu fassen: „Sie sollen mit einem guten Gefühl diesen Abschied in Erinnerung behalten.“

Kerstin Böyng hat sich vorgenommen, den Trauernden eine Begleiterin sein: „Ich möchte ihnen zeigen, dass sie in dieser schweren Zeit nicht allein sind.“

In den vergangenen Wochen und Monaten war die 51-Jährige bei vielen Beerdigungen dabei, hat zugeschaut. Vor ihrer ersten eigenverantwortlichen Beisetzung wird sie aufgeregt sein, da ist sich Kerstin Böyng sicher und findet das auch gut so: „Dadurch ist man achtsam und aufmerksam.“

Angst vor schwierigen Momenten hat die Ehrenamtliche nicht. Sie weiß sich gut ausgebildet – und in ihrem Leben stets auch getragen und geführt: „Wenn Gott möchte, dass ich diesen Dienst tue, dann wird Er an meiner Seite sein.“ Kerstin Böyng hat Gottvertrauen.

Gudrun Niewöhner