Wenn man etwas suche, müsse man sich zunächst auf den Weg machen, „auf diesem Weg kann man andere Kulturen und andere Zeiten kennenlernen“, führt er aus. Die Wegstrecke sei in dem Ort recht kurz, zwischen den einzelnen Konzertorten liegen jeweils nur rund fünf Gehminuten. „Musikalisch wird es aber für viele Zuhörer vielleicht ein schwieriger Weg. Sie werden von drei ganz unterschiedlichen Musik-Stilen herausgefordert.“
Vertraut klinge am ehesten Musik, die Willem Winschuh und das Collegium Vocale aus Wesel in der evangelischen Kirche spielen: die geistlichen Chorwerke wurden von dem frühbarocken Komponisten Heinrich Schütz geschrieben, der während des 30-jährigen Krieges lebte. Seine Werke, sagt Winschuh, handeln von einem Frieden, den man sich damals nicht habe vorstellen können. „In dem Chorwerk ertönt der Ruf nach irdischem, sozialem und politischem Frieden.“
Ingenbold wird währenddessen im Schloss Ringenberg Musik aus der „Geburtsstätte des Christentums“, also der Grenzzone zwischen Israel und Palästina spielen. Dabei unterstützt ihn das „Trio Zeitmond“, dem unter anderem Ingenbolds Sohn Benjamin angehört. „Wir werden“, verspricht Ingenbold, „die drei großen Weltreligionen musikalisch aufgreifen. Wir begeben uns auf die Suche nach aufregenden Grenzgängen. Die Musik der Kulturkreise ist ganz unterschiedlich, und dennoch können Gemeinsamkeiten entdeckt werden.“ So können die Zuhörer etwa gespannt sein, wie sich ein Stück von Bach mit orientalischen Instrumenten anhört.
Ralf Lamers, leitender Pfarrer in Hamminkeln, kennt die Grenzregion Palästinas aus eigener Erfahrung. Die Idee der musikalischen Grenzgänge gefällt ihm daher besonders. „Musik geht zu Herzen und sie übersteigt Mauern, man kann sie nicht einsperren. Ich würde mir wünschen, dass die Musik auch dort Absperrungen und Mauern überwinden würde“, sagte er mit Blick auf die Situation im Nahen Osten.
Das friedliche Miteinander von Mensch und Schöpfung schließlich ist das Hauptthema in der Christus-König-Kirche. Die Münsteraner Komponistin Jutta Bitsch wird dort Teile ihres selbst komponierten Schöpfungsoratoriums an der Orgel improvisieren. Dazu werden Texte von Rainer Hagencord zitiert. „Das wird für die Teilnehmer eine Herausforderung, sich mit den modernen Klängen auseinanderzusetzen“, sagt Ingenbold.
An allen drei Orten wird es jeweils drei Mal im Abstand von einer halben Stunde das gleiche Konzert gegeben, so dass die Teilnehmer des Frühlingsspaziergangs alle Aufführungen hören können. Beginn ist um 17 Uhr, nach der Anmeldung werden Startort und Laufroute bekannt gegeben. Alle Teilnehmer sind ab 19 Uhr in das Schloss Ringenberg zum Austausch bei Brot und Wein eingeladen. Eine Karte kostet fünf Euro, um Anmeldung wird gebeten schriftlich an info@musikschule-hamminkeln.de oder telefonisch unter 02852 2943. Sollte es am Abend noch Karten geben, werden diese am 22. Mai ab 16.45 Uhr am Schloss Ringenberg verkauft.
Christian Breuer