Muslimische Lebenswelten in Deutschland

, Kreisdekanat Warendorf

Vor 25 Jahren wurde Zainab Reda in Münster geboren. Sie lebt in Dülmen, studiert Deutsch und Pädagogik auf Lehramt, ist verheiratet und Mutter eines Kindes. Zainab Reda ist Muslimin. Ihre Mutter ist Marokkanerin, ihr Vater Libanese. „In meinem Herzen findet sich einzig Deutschland als meine Heimat und daher beschreibe ich meine kulturelle Identität als Deutsch mit marokkanisch-libanesischer Prägung“, beschreibt sie. Zainab Reda ist eines von zwölf Gesichtern in der neuen Ausstellung im „Relígio – Westfälisches Museum für religiöse Kultur“ in Telgte. Am Donnerstag, 5. Mai, wird dort die Sonderausstellung „Er gehört zu mir. Muslimische Lebenswelten in Deutschland“ eröffnet. 

Im Mittelpunkt stehen zwölf muslimische Frauen und Männer mit verschiedener Zuwanderungsgeschichte und Glaubensrichtung, unterschiedlichen Alters und Geschlechts. In Interviews geben sie einen Einblick in ihre religiöse Praxis, in ihre Wünsche und Hoffnungen. Ziel der Ausstellung sei es, betonte Museumsleiterin Dr. Anja Schöne in einem Pressegespräch, muslimische Religionsangehörige selbst zu Wort kommen zu lassen. „Mit diesem Perspektivwechsel ermöglichen wir eine persönliche und vorurteilsfreie Betrachtung ihrer Religion“, erklärt Schöne. Sie sei fest davon überzeugt, dass das Wissen über andere Religionen und die Begegnung mit Menschen, die diese Religionen praktizieren, die besten Voraussetzungen sind, um Vorurteile abzubauen und ein tolerantes Miteinander zu üben.

Museumsleiterin Dr. Anja Schöne (rechts) zeigt Schirmherrin Aydan Özoguz die Ausstellung, hier Abbildungen von Moscheen und muslimischen Gotteshäusern.

© Bistum Münster

„Das Konzept der Ausstellung hat mich begeistert, weil hier Menschen zu Wort kommen“, begründet Aydan Özoguz, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, warum sie die Schirmherrschaft der Ausstellung zusammen mit Bundestagsmitglied Prof. Monika Grütters übernimmt. Für die weit überwiegende Mehrheit der Musliminnen und Muslime in Deutschland sei die Bundesrepublik heute Heimat, hob sie beim Pressegespräch hervor. „Die Ausstellung verbindet die Vermittlung von Wissen über den Islam und seine Vielfalt mit der Botschaft, dass es vor allem wir Menschen sind, die diese wie auch andere Religionen in Deutschland ausmachen“, zog sie nach einem Rundgang durch die Ausstellung ein Fazit. 

Die Besucherinnen und Besucher lernen nicht nur die Gebetspraxis der Muslime kennen – mitten in der Ausstellung gibt es einen eigene Gebetsecke –, sondern sie erfahren auch etwas über Traditionen beispielsweise bei muslimischen Hochzeiten oder Beisetzungen. Kritische Diskussionen wie Debatten zur Beschneidung oder zum Kopftuch werden den Ausstellungsbesuchern nicht vorenthalten. Ein eigener Ausstellungsbereich präsentiert Gegenstände der Interviewten, die für ihre persönlichen Lebenswelten und Identitäten stehen. 

Die gesellschaftliche Relevanz des Themas war für die LWL-Kulturstiftung einer der Gründe, die Ausstellung finanziell zu fördern. „Hier werden Möglichkeiten geschaffen, miteinander ins Gespräch zu kommen“, lobte Matthias Löb, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, die Arbeit des Relígio-Teams. „Das Museum ist ein Schatz für die gesamte Region“, freute er sich über den Start der Sonderausstellung, die der LWL als größter Sponsor unterstützt. 

Von einem „besonderen Moment“ sprach der Landrat des Kreises Warendorf, Dr. Olaf Gericke, der gleich in doppelter Funktion die Runde der Förderer vertrat. Der Kreis Warendorf ist neben dem Bistum Münster, der Stadt Telgte, der Stadt Münster und der Handwerkskammer Münster Träger des Museums, gleichzeitig ist der Landrat stellvertretender Vorsitzender der Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost, ebenfalls eine wichtige Fördererin. Die Relevanz der Ausstellung werde deutlich, wenn man sich vor Augen führe, dass 11.000 Menschen mit einem muslimischen Hintergrund im Kreis Warendorf leben. „Umso bedeutsamer ist es, auch in unserer Region den Dialog mit dem Islam zu suchen“, betonte Landrat Gericke. Mit Blick auf die politisch unsicheren Zeiten und hitzigen Debatten in der Gesellschaft sei eine solche Ausstellung als kultureller Denkanstoß die richtige Antwort. Er freue sich zudem, dass die Ausstellung auch regionale Bezüge zum Kreis Warendorf aufgreife, darunter die Moschee in Ahlen, Gebetshäuser in Warendorf und Freckenhorst sowie muslimische Gräber in Ahlen. 

Weitere Förderer der Ausstellung, die bis zum 28. August zu sehen ist, sind das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, die Kurt-und-Lilly-Ernsting-Stiftung, die NRW Stiftung und der Freundeskreis Museum Relígio. Informationen zum Begleitprogramm zur Ausstellung gibt es im Internet auf www.museum-telgte.de. 

Ann-Christin Ladermann

Schirmherrin Aydan Özoguz (Mitte) sowie das Team des Relígio-Museums und Förderer der Ausstellung freuen sich auf die Eröffnung von „Er gehört zu mir. Muslimische Lebenswelten in Deutschland“.

© Bistum Münster