Nachtleben im Dom sorgte für große Resonanz und tiefe Eindrücke

Nur ein Schritt, schon kam man aus dem prallen Leben ins Paradies: Blumen, Düfte und stimmungsvolles Licht machten den Eingangsbereich des Münsterschen Paulusdoms zum Garten Eden.

Die Tür zum Innenraum der Kathedrale weitete die Sinne der Besucher für Neues: der ganze Dom zeigte sich in anderem Licht, die Bänke fehlten, Aktionsinseln gaben neuen Erfahrungen Raum.

"NachtLeben im Dom" – mit diesem Titel war dieses besondere Ereignis im Rahmen der Domjubiläumsfeierlichkeiten überschrieben, das am Freitagabend bis ein Uhr nachts viele hundert Menschen in die Hauptkirche des Bistums zog, darunter zahlreiche jüngere.

Überall war es ungewöhnlich voll. Wo etwas los war, sammelten die Menschen sich in Schlangen oder Trauben. Etwa, wenn die fünf Tänzer der Hip Hop Academy Münster auftraten und Themen wie Vertreibung und Vergebung, Harmonie und Streit oder Egoismus und Gottbezogenheit tänzerisch interpretierten. Oder wenn es darum ging, die Paradiesquelle in der "Blackbox Leben", einem garagengroßen schwarzen Quader, auszukundschaften. Oder beim Weg auf die Altarinsel zum Lichtermeer der großen Kerzentische, die zum Innehalten und zum Gebet einluden.

Ähnliche Angebote gab es in den Galenschen Kapellen. Die Leitfragen dort lauteten "Was kannst du tun?" oder "Was macht dich stark?", "Was macht dich glücklich?" oder "Was ist das Paradies für dich?" Die Reaktionen der Besucher darauf waren höchst unterschiedlich. Manche diskutierten intensiv darüber oder konservierten die Ästhetik der Eindrücke mit Kamera oder Fotohandy, andere ließen sich durch Mitmachangebote und Einbringmöglichkeiten ansprechen, hämmerten auf einen Amboss, schrieben etwas auf oder twitterten auf eine projizierte Antwortwand. Etliche zogen sich auf Bänke und Kissen zurück oder setzten sich einfach auf den ausgelegten Teppichboden, um Impressionen zu sortieren oder die Zwiesprache mit Gott zu pflegen.

Doch das Leben und seine paradiesischen Seiten waren nur der eine inhaltliche Schwerpunkt dieser Veranstaltung. Themen von Endlichkeit und Tod trafen auf jeden, der die Erlebnisausstellung in Kreuzgang und Domherrenfriedhof betrat. Auch hier war die Gestaltung recht ungewöhnlich: Rote Grableuchten markierten die Wege, flackernde Fackelkerzen beleuchteten die Grabsteine. Dunstige Schwaden wabberten über die Domherrengräber, ein blauer Laserlichtkegel umrahmte die von einem Spot angestrahlte Marienfigur inmitten der Begräbnisstätte. Mystische Musik erklang, unterbrochen von der Stimme des verstorbenen Altbischofs Dr. Reinhard Lettmann, die dessen Wahlspruch rezitierte: "Lasst uns dem kommenden Christus entgegen eilen". Ein Szenario, das viele dazu anregte, auf Stühlen Platz zu nehmen und eigenen Gedanken nachzugehen.

Im Kreuzgang zeigte ein Film das Leben der Einminutenfliege, die trotz des Countdowns ihrer Sterblichkeit Lebensziele formulierte und erreichte. Passend dazu schrieben viele auf, welche Dinge sie noch erleben möchten: Reisen waren der Renner, aber auch Liebe, Hochzeit oder Glück wurden genannt – und der Wunsch, jemand wirklich helfen zu können. Um die nächste Ecke herum stießen die Besucher auf Särge mit Gebetstexten, auf Totenanzeigen und auf die Frage: "Was kommt, wenn ich gehe?" – und vieles mehr.

"Das war schon paralleluniversumsmäßig", meinte die 19jährige Anne B., vor der Tür befragt. Der Weg aus dem Paradies habe nach "einmal abbiegen" inmitten von Särge und Grablichter geführt. "Echt intensiv" beschrieb der 20jährige Dirk H. seine Empfindung beim "NachtLeben", die Atmosphäre und die Stimmung seien sehr schön gewesen: "Ich kam zur Ruhe und konnte nachdenken über Sachen, die sonst nicht oft dran sind". Kritisch äußerte sich Christa W. Die 62jährige bezeichnete das Erlebte als "viel Spektakel, wenig Gottesdienst", räumte aber ein, dass die Aktion sichtlich große Resonanz und "sehr viel Ernsthaftes" ausgelöst habe. Dem 60jährigen Christian A. gefiel besonders, dass der Raum ohne Stühle und in diesem Licht ganz anders wirke. Außerdem fand er "toll, dass so viele junge Leute da sind: Das tut den Leuten gut und dem Gebäude auch". Ein schönes Fazit.

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Text: Bischöfliche Pressestelle
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