Seelsorgliche Begleiterinnen und Begleiter in Kitas knüpfen Beziehungen

, Bistum Münster

Gemeinde entsteht dort, wo Glaube gemeinsam gelebt wird – auch in Kitas. Deswegen findet erstmals im Bistum Münster die Fortbildung „Mehr als ‚zwischen Tür und Angel‘ – Qualifizierung zur seelsorglichen Begleitung in katholischen Kitas“ statt. Dabei geht es darum, Menschen im Gespräch, durch seelsorgliche Zuwendung, vielleicht auch in einem gemeinsamen Gebet zu begleiten und ihnen beizustehen. Alle Lebensbezüge und -fragen können eine Rolle spielen. „Dazu sind eine gute Vorbereitung und die kooperative Zusammenarbeit mit hauptamtlichen Mitgliedern der Seelsorgeteams der jeweiligen Pfarrei notwendig“, sagt Marcus Bleimann, verantwortlich für den Bereich Kita-Pastoral im Bistum Münster. Im Interview erklären er und seine Kollegin Kathrin Wiggering (ebenfalls Kita-Pastoral), was es mit dieser Fortbildung auf sich hat, die jetzt gestartet ist.

 

Marcus Bleimann und Kathrin Wiggering zeichnen im Bistum Münster verantwortlich für den Bereich der Kita-Pastoral.

© Bischöfliche Pressestelle

Frage: Warum gibt es diese Fortbildung überhaupt?

Kathrin Wiggering: Es gibt sie, weil viele Erzieherinnen und Erzieher gerade in den katholischen Kindertageseinrichtungen täglich von Eltern, Kolleginnen und Kollegen in diesem Sinne angesprochen und angefragt werden. Wir möchten sie darin stärken und professionalisieren,  als seelsorgliche Begleiterinnen und Begleiter am Lebens- und Glaubensort Kita zu wirken. Es ist eine gute Möglichkeit – auch vor dem Hintergrund aktueller Kirchenentwicklungen wie zum Beispiel der schrumpfenden Zahl von Priestern sowie Pastoralreferentinnen und -referenten – Kitas als Glaubensorte zu gestalten, an denen die Kirche in Kontakt mit der Gesamtbreite der Gesellschaft ist; auch mit Menschen, die der Kirche eher fern stehen.
Wir nutzen dabei Erfahrungen der seelsorglichen Begleitung in der Altenhilfe, der Behindertenhilfe und in Krankenhäusern. Dort hat sich ein ähnliches Angebot bereits bewährt.

Frage: Die Fortbildung richtet sich an Erzieherinnen und Erzieher, Kita-Leitungen und Kita-Verbundleitungen. Wie ist die Resonanz auf das Angebot?

Marcus Bleimann: Die Resonanz ist gut. Die Fortbildung ist mit 11 Teilnehmenden allerdings nicht ganz ausgebucht, wir hätten Platz für 16 gehabt. Einige Kolleginnen und Kollegen hätten gerne teilgenommen, können aber aufgrund der Personalsituation in den Einrichtungen den zeitlichen Aufwand von vier Kursblöcken nicht stemmen. Auch hier schlägt der Fachkräftemangel in den Einrichtungen zu Buche. Die Gruppe ist eine sehr gute Mischung der Zielgruppen und die Teilnehmenden kommen aus dem gesamten Bistum.

Frage: Was ist das Besondere an der Fortbildung? 

Kathrin Wiggering: Das ist zum einen der Umfang, der vier Kursblöcke à drei Tage umfasst. Dazu kommen etwa zehn Termine mit einer Supervisionsgruppe und die Entwicklung eines Praxisprojekts in einer Kita. Zum anderen ist es die inhaltliche Intensität des Kurses. Es geht um eine umfangreiche Vorbereitung auf die Aufgabe als seelsorgliche Begleiterin oder seelsorglicher Begleiter, unter anderem durch Auseinandersetzung mit dem eigenem Glauben und mit eigenen Fragen, durch Einübung von seelsorglichen Gesprächen, Kennenlernen von Ritualen und durch die Auseinandersetzung mit der möglichen Rolle als Seelsorgende und Seelsorgender in der Kita.
Außerdem ist nach der Fortbildung auch die kirchliche Beauftragung für die seelsorgliche Begleitung durch die jeweilige Pfarrei vor Ort möglich.

Frage: Was ist das Ziel der Fortbildung?

Marcus Bleimann: Die Teilnehmenden sollen den Menschen in einer lebendigen Beziehung zu sich selbst, zu anderen und zu Gott wahrnehmen können und ihm durch seelsorgliche Zuwendung begleiten und beistehen können – vielleicht auch in einem gemeinsamen Gebet oder mithilfe eines Rituals.
Dabei können alle Lebensbezüge und -fragen eine Rolle spielen, es kann zum Beispiel um Freude, Hoffnung, Trauer, Sorge oder Angst gehen. Die Fortbildung und die anschließende Arbeit der Teilnehmenden in der Einrichtung nimmt also ausdrücklich auch erfreuliche Lebensaspekte in den Blick, passend zum lebendigen Ort Kita.
Ein weiteres Ziel ist es, die Seelsorge in das Selbstverständnis als katholische Einrichtung einzubetten und die Menschen, die sich sowieso dort aufhalten und eine Beziehung zu Eltern, Kolleginnen und Kollegen haben, darin zu bestärken, dass sie gute Ansprechpersonen sein können. Abschließend soll auch die Kita in ihrer Besonderheit als katholisch christliche Einrichtung gestärkt werden. 

Frage: Wie wird das Erlernte nachher in der Praxis angewendet? 

Marcus Bleimann: Das Erlernte kann im Alltag der Einrichtung angewendet werden, immer dann, wenn Bedarfe erkennbar sind.
Es wird eine Herausforderung für die Teilnehmenden sein, einen Rahmen zu schaffen, der Raum und Möglichkeiten für Seelsorge bietet, die mehr als ‚zwischen Tür und Angel‘ stattfindet. Das ist auch als Teamleistung zu sehen, denn bei der engen Personaldecke in den Einrichtungen ist es nicht immer leicht, sich für ein Gespräch zurückzuziehen.

Frage: Wie kann eine Anbindung an die jeweilige Pfarrei aussehen? 

Kathrin Wiggering: Ziel ist es, eine kooperative Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen Mitgliedern des Seelsorgeteams zu etablieren. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer hat sich eine Mentorin oder einen Mentor gesucht, die oder der während und nach der Fortbildung unterstützend ansprechbar ist, gemeinsam das Erlebte reflektiert oder einordnet oder bei Bedarf auch hinzugezogen werden kann.

Mehr Infos zu der Fortbildung gibt es auf www.bistum-muenster.de.