Neue Idee für Umnutzung der Warendorfer St.-Marien-Kirche

, Kreisdekanat Warendorf

Die Zukunft der St.-Marien-Kirche nimmt konkrete Formen an: Bei einem Gemeindeabend am 23. September mit rund 300 Interessierten stellte der potenzielle Investor Hubertus Wichmann sein Konzept „St.-Marien-Kirche by BioNaturChurch“ vor. Die Idee: Aus dem geschichtsträchtigen Gotteshaus soll ein außergewöhnlicher Ort zum Übernachten, Begegnen und Verweilen werden.

So könnte einer der Kloster-Cubes aussehen

© H. Wichmann

„Unser Ansatz basiert auf Einfachheit, Nachhaltigkeit und dem größtmöglichen Respekt vor der historischen Substanz“, erklärte der gebürtiger Sendenhorster, der Geschäftsführer des „BioNaturResort“ in Ratingen ist. „Die Kirche bleibt als Gebäude erlebbar, sie wird nicht überformt, sondern in ihrer Besonderheit hervorgehoben.“

Geplant sind rund 72 sogenannte Kloster-Cubes, würfelförmige Zimmer, die als Einzel-, Doppel- und Familienzimmer angeboten werden. Das Hauptschiff wird zum Empfangs- und Aufenthaltsbereich, der Altarraum soll multifunktional genutzt werden – als Fläche für Frühstück, Veranstaltungen oder auch für moderne Arbeitsformen wie Co-Working.

Im Sommer soll ein gastronomisches Angebot im benachbarten „Lindenwäldchen“, dem Platz vor der Kirche, das Konzept ergänzen. Dort sind eine offene Food Factory, Grillstationen und Picknickbereiche vorgesehen, die sowohl Hotelgäste als auch die Öffentlichkeit nutzen können. Ein Fahrrad-Servicepunkt direkt an der Kirche soll zudem Radreisende ansprechen.

„Die Marienkirche bleibt damit ein zentraler Ort der Gemeinschaft, nur in neuer Form“, erklärte Wichmann, der von vielen Gemeindemitgliedern zwischenzeitlich Beifall für sein Konzept erntete. Zitate zum Thema Maria sollen in die Innenarchitektur einfließen und die spirituelle Dimension des Gebäudes aufnehmen.
 

Die St.-Marien-Kirche in Warendorf

© H. Wichmann

Die Entscheidung, dass die Marienkirche alternativ genutzt werden soll, fiel bereits 2018, als das Bistum Münster erklärt hatte, dass die für die nötige Sanierung der Kirche notwendigen Mittel nicht bereitgestellt werden können. In einem mehrteiligen Prozess hatten die Verantwortlichen der Pfarrei und des Bistums zusammen mit „Kuckert Architekten“ in Münster ein Nutzungskonzept für die denkmalgeschützte Marienkirche erarbeitet. Vertreter von Pfarrei und Bistum hatten 2019 zunächst verschiedene Folgenutzungsszenarien diskutiert und zusammengetragen. Im Oktober 2020 beauftragte die Pfarrei St. Laurentius das münsterische Architekturbüro Kuckert um eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Die Suche nach möglichen Investoren für einen Umbau der Marienkirche auf Basis der Machbarkeitsstudie blieb im Anschluss zunächst erfolglos. 

Pfarrer Peter Lenfers zeigt sich dankbar, dass sich Hubertus Wichmann vor einiger Zeit als potenzieller Investor mit einer konkreten Nachnutzungsidee gemeldet und sein Konzept in Kirchenvorstand und Pfarreirat vorgestellt hat: „Es ist eine große Chance, die Kirche in ihrer Substanz zu erhalten und gleichzeitig etwas zu schaffen, das Warendorf auch überregional interessant macht.“

Vorbehaltlich der endgültigen Beschlüsse von Kirchenvorstand und Pfarreirat plane die Kirchengemeinde, das Kirchengebäude „auf der Fläche der Grundmauern“ an den potenziellen Investor zu verkaufen. Der Verkaufserlös werde in der Kirchengemeinde bleiben. Ein Datum für die Profanierung der St.-Marien-Kirche steht noch nicht fest. Doch aus Sicht von Pfarrer Lenfers ist „jetzt die Zeit zu handeln“. 

Ann-Christin Ladermann