Eins stellt er direkt klar: „Ich bin zwar katholischer Priester, aber als Seelsorger bin ich für alle da, gleich ob oder welcher Religion sie angehören.“ Die Themen, die die Menschen bei schwerer Krankheit und in Notlagen beschäftigen, seien unabhängig vom Glauben oder der Herkunft oft sehr ähnlich – und viele seien froh, wenn im Krankenhausalltag einfach nur jemand zu ihnen kommt, sich Zeit nimmt und ihnen zuhört. „Ich weiß morgens nicht, was mich erwartet und frage die Pflegerinnen und Pfleger auch nicht, woran der Mensch erkrankt ist, den ich als nächstes besuche. Ich gehe immer unvoreingenommen in ein Zimmer“, beschreibt der Seelsorger seinen Alltag. Bei der Aufnahme können die Patienten bereits angeben, ob sie den Besuch eines Seelsorgers wünschen. Manchmal sind es aber auch die Stationsschwestern, die Schneiders auf einen Patienten aufmerksam machen, der jemanden zum Reden brauchen könnte.
Das Verhältnis zum medizinischen Personal sei sehr gut, sagt er: „Das Wohlwollen, mit dem ich hier empfangen worden bin, hat mich besonders überrascht.“ Allerdings hat er seinen neuen Kollegen auch die Gelegenheit gegeben, ihn richtig kennenzulernen. Zu Beginn seines Dienstes hat Schneiders mehrere Schichten auf verschiedenen Stationen mitgearbeitet, den Arbeitsalltag des Pflegepersonals kennengelernt und so gut wie möglich mit angepackt. Frühmorgens, spätabends und auch in Nachtschichten. „Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit dazu hatte“, blickt Schneiders auf die ersten Wochen zurück. Und selbstverständlich ist er auch für das Krankenhauspersonal selbst zur Stelle, wenn ein Seelsorger gebraucht wird.
Es war sein eigener Wunsch, Klinikseelsorger zu werden. Seit 2003 war er als Pfarrer in Heiden im Kreis Borken tätig, den Niederrhein kennt der in Frankfurt am Main geborene Schneiders jedoch wie seine Westentasche. „Ich bin hier aufgewachsen“, sagt er, in Moers, auf der Gaesdonck und in Xanten hat er schon gelebt. Und auch seine Stationen als Geistlicher führten ihn immer wieder an den Niederrhein: 1982 wurde er Kaplan in Wesel, Herz Jesu, 1986 dann Kaplan in Goch, St. Maria Magdalena. Seine erste Pfarrstelle führte ihn 1990 nach Reken, bis er von 1997 bis 2003 als Pfarrer in Geldern-Walbeck und Lüllingen wirkte.
In Heiden kam er mit der Klinikseelsorge in Kontakt, lernte die Aufgaben kennen und absolvierte schließlich eine Ausbildung in Klinischer Seelsorge. „Das wäre vielleicht etwas für mich“, habe er sich gedacht und Anfang des Jahres den Entschluss gefasst: „Wenn ich mich nochmal verändern möchte, dann jetzt.“ Es dauerte nicht lange, bis ihm die Klinikseelsorge in Kevelaer angetragen wurde. „Das ist eine Umstellung“, gibt Schneiders offen zu, „die Gespräche hier im Krankenhaus sind viel intensiver als die meisten in einer Pfarrei, wer hier ist, ist immer in einer Grenzsituation.“ Und noch etwas ist anders: „Ich muss hier zu viel weniger Sitzungen als in einer Pfarrei“ sagt er lachend, „und ich bin viel unterwegs im Haus, um die Menschen zu besuchen.“
Doch manchmal muss er zurück ins Büro oder in die Kapelle. Nach vielen intensiven Gesprächen braucht er Zeit, seine eigenen Gedanken zu sortieren und das Gehörte richtig einzuordnen. „Wenn Menschen mich fragen, warum sie leiden, dann kann ich das auch nicht beantworten. Drumherum zu reden bringt da nichts“, weiß er. Andere lassen im Gespräch mit dem Seelsorger ihr ganzes Leben Revue passieren. „Dafür Zeit zu haben, das ist einer meiner Schwerpunkte hier“, sagt der Klinikseelsorger nachdenklich.
Christian Breuer