„Sie zeichnete sich durch Volksnähe und Herzlichkeit aus, sie war eine mutige und politische Frau, eine überzeugte und glaubwürdige Demokratin“, erklärte Louisa Oste, Studentin und Sprecherin der Jury, bei der Grundsteinlegung am 23. Juni. „Wir haben uns bewusst für ihren Spitznamen ‚Tita Cory‘, auf Deutsch ‚Tante Cory‘ entschieden, weil er deutlich macht, dass sie sich mit Herz für die Demokratie und ihre Mitmenschen eingesetzt hat.“ Tita Cory habe in ihrem Wirken die Wissenschaft und insbesondere auch Studierende gefördert. „Gerade für Studentinnen kann sie mit Blick auf Geschlechtergerechtigkeit ein Vorbild sein“, betonte Louisa Oste. Die Jury habe sich für eine Person ausgesprochen, die ihr Leben außerhalb Europas verbracht habe, aber dennoch aus einem sehr christlich geprägten Land komme. Vor elf Jahren starb die Politikerin und Präsidentin, „damit ist sie eine Person der modernen Zeitgeschichte, von deren Wirken ein hohes Identifikationspotenzial ausgehen kann“.
Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp erklärte, dass die katholische Kirche im Bistum Münster mit dem Bau des rund 27 Millionen Euro teuren Campus ein deutliches Zeichen setzen möchte. „Uns ist es ein Anliegen, Studierenden in dieser Stadt als Bistum studentisches Leben zu ermöglichen und ihnen so zukunftsträchtig und nachhaltig eine Wohnung, einen Ort der Begegnung zu geben.“ Fundament dafür sei der Glaube an Jesus Christus. „Auch wenn den Studierenden dieses Campus, die ja nicht anders studieren werden als ihre Kommilitonen, dieses Fundament nicht immer sofort bewusst sein wird, ist das für uns als Kirche ein wichtiges Zeichen.“ Winterkamp hob besonders die Kapelle hervor, die unmittelbar am Haupteingang einen Platz finden wird. „Dieser Raum wird freigehalten für den um seiner selbst willen existierenden Gott. Und wir Menschen sind sein Abbild, denn auch wir sind relevant um unserer selbst willen, unabhängig davon, ob und was wir studieren oder welcher Religion wir angehören.“ Das Bistum Münster freue sich darauf, dass junge Menschen künftig auf dem christlichen Fundament leben, lernen und reifen.
Dieser Vorfreude schloss sich Markus Hoffmann, Geschäftsführer des Bischöflichen Studierendenwerks, an. „Wir wissen, dass in Studierendenwohnheimen ein großes Potenzial liegt, weil Studierende eine hohe Identifikation mit ihren Wohnheimen haben“, erklärte er. Hoffmann dankte dem Bistum Münster für die Umsetzung des Projekts, das vor dem Hintergrund der Debatten um kirchliche Finanzen „keine Selbstverständlichkeit“ sei. „Damit unterstreicht das Bistum einen klaren Schwerpunkt für die Studierendenpastoral“, betonte er. Das Bischöfliche Studierendenwerk werde die kommenden zwei Jahre dazu nutzen, Konzepte für den Übergang und die Belegung der gut 200 Zimmer zu entwickeln. Mit der Fertigstellung werden das Wohnheim am Breul und das Thomas-Morus-Kolleg geschlossen. „Wir vertrauen darauf, dass der Geist aus unseren bisherigen Wohnheimen auch auf den neuen Campus überspringen wird und die neu entstehende Gemeinschaft viele Studierende durch ihr Leben tragen wird“, sagte Hoffmann.
Bevor der Generalvikar eine Zeitkapsel in den Bau versenkte, richteten Gabriele Regenitter vom städtischen Amt für Wohnungswesen sowie Anette Brachthäuser und Harald Ruhwinkel aus der Abteilung Bauwesen des Bischöflichen Generalvikariats Grußworte an die Gäste. Darunter waren auch Architekt Markus Kill und Projektleiterin Kerstin Rieck vom Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner aus Köln. Ruhwinkel hob den Gemeinschaftsgedanken des neuen Campus hervor: „Das studentische Leben versteht sich nicht als Nebeneinander, sondern als Miteinander.“ Ermöglicht werde das durch die geplanten Wohneinheiten, durch Begegnungs- und Veranstaltungsflächen im Außenbereich sowie durch die sogenannte Stegebene, die die Gebäude miteinander verbinde.
Die Bauarbeiten für den Gebäudekomplex an der Fliednerstraße/Albert-Schweitzer-Straße mit sieben Bauten laufen seit dem Frühjahr. Fast 11.000 Quadratmeter umfasst das Projekt, mehr als 7.000 sind für studentisches Wohnen vorgesehen. Realisiert werden rund 200 Zimmer – jeweils mit eigenem Bad –, die in Wohngruppen mit je zehn bis zwölf Zimmern in vier Wohneinheiten (Häuser) gegliedert sind. Zu einer solchen Wohngruppe gehört auch eine gemeinsame Küche und ein Gemeinschaftsraum. Die Fertigstellung ist für Sommer 2022 vorgesehen, zum Wintersemester 2022/2023 sollen dann die ersten Studierenden einziehen.
Ann-Christin Ladermann