
Dr. Antonious Hamers
© Bischöfliche Pressestelle / Achim PohlIm Blick auf den 9. November erklärt Hamers: „Ich bin bestürzt, wenn ich beobachte, wie verbreitet der Antisemitismus in unserem Land heute wieder ist. Der Alltag vieler Jüdinnen und Juden ist aktuell von antisemitischen Erfahrungen geprägt: das ist unfassbar und darf so nicht sein: Nicht heute und nie wieder! Jüdinnen und Juden haben in Deutschland heute wieder Angst, sich öffentlich zu ihrem Glauben zu bekennen: das ist erschreckend und darf so nicht sein: Nicht heute und nie wieder!
Margot Friedländer, die kurz vor ihrem Tod in Münster mit dem Sonderpreis des Westfälischen Friedens ausgezeichnet wurde, hat einmal gesagt: ‚Was war, können wir nicht mehr ändern. Aber es darf nie wieder geschehen.‘ Ja, es darf nie wieder geschehen. Daher sehe ich mit großer Sorge und Entsetzen, dass im Kontext des terroristischen Angriffs der Hamas vom 7. Oktober 2023 Jüdinnen und Juden weltweit für das Agieren der israelischen Regierung angegriffen werden und Kritik an Israel zum Vorwand für offen antisemitische Aggressionen genommen wird. Diese Agitation – ob von rechten, linken oder zugewanderten Gruppen – ist unerträglich.
Vor 60 Jahren haben wir uns als katholische Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil in der Erklärung Nostra Aetate klar zu unserem gemeinsamen Erbe mit dem jüdischen Volk bekannt und alle Hassausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben, scharf verurteilt.
Unsere Botschaft ist klar: Nie wieder dürfen Menschen aufgrund ihrer Religion, Herkunft, Hautfarbe oder sexuellen Orientierung diskriminiert, bekämpft oder sogar vernichtet werden. Daher verwahren wir uns als Christen scharf gegen jede Form des Antisemitismus, des Rassismus und der Diskriminierung. Im Heute und Jetzt muss jede menschenverachtende Agitation entschieden bekämpft werden. Zurecht heißt es: Nie wieder ist Jetzt! Wir stehen für die Würde jedes Menschen, weil alle Menschen von Gott geschaffen und sein Abbild sind. Daher ist für uns die Solidarität mit den Jüdinnen und Juden unverhandelbar. Gerade als Christinnen und Christen stehen wir unerschrocken und kompromisslos an der Seite unserer jüdischen Schwestern und Brüder.“
Um in diesem Sinne ein Zeichen zu setzen, reist Münsters Diözesanadministrator Hamers in der kommenden Woche gemeinsam mit Dompropst Hans-Bernd Köppen nach Israel und Palästina. Auf dem Programm der Reise stehen unter anderem Begegnungen mit Vertretern der Bundesrepublik in Tel Aviv und Ramallah sowie mit kirchlichen Repräsentanten. Zudem werden Hamers und Köppen verschiedene Einrichtungen des Deutschen Vereins vom Heiligen Land besuchen. Dieser Verein setzt sich dort für interreligiösen Dialog, Verständigung, Bildung und Frieden ein und wird auch vom Bistum Münster unterstützt. „Wir möchten mit der Reise deutlich machen: Wir stehen in dieser schwierigen Zeit an der Seite der Menschen im Heiligen Land und setzen uns ein für Frieden und Versöhnung“, sagt Hamers.
Dr. Stephan Kronenburg
