„Niemand darf sich verstecken müssen“

, Kreisdekanat Steinfurt

Niemand, der in seinem Verantwortungsbereich beschäftigt ist, muss wegen seiner sexuellen Orientierung oder weil er in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt, arbeitsrechtliche Konsequenzen fürchten. Steinfurts katholischer Kreisdechant Dr. Jochen Reidegeld bezieht in diesem Punkt einmal mehr klar Position und unterstützt damit die bundesweite Initiative #OutInChurch, mit der in den vergangenen Tagen homo- und transsexuelle kirchliche Mitarbeitende auf ihre Situation aufmerksam gemacht haben: „Die sexuelle Identität darf kein Beschäftigungshindernis sein“, erklärt Reidegeld.

Kreisdechant Dr. Jochen Reidegeld

Kreisdechant Dr. Jochen Reidegeld

© Bistum Münster

Den Menschen zu ermöglichen, glücklich leben zu können, das gehöre zum Grundauftrag der Kirche, betont der Kreisdechant: „Genau das Gegenteil ist passiert: Wir haben diese Menschen unter Druck gesetzt, sie waren teils jahrzehntelang in Angst, entdeckt zu werden.“ Die Geschichte eines lesbischen Paares, das erst nach 40 Jahren befreit leben kann, hat Reidegeld in der ARD-Dokumentation sehr berührt und nachdenklich gemacht. Dabei ist ihm eines noch einmal bewusst geworden: „Wir sind nicht nur aufgefordert, Not und Leid in der Welt zu lindern, sondern auch bei uns zu schauen, in unserem engeren Umfeld.“

Ziel müsse es sein, ein Klima in Kirche und Gesellschaft zu schaffen, in dem sich niemand wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken muss, in dem niemand diskriminiert wird.

Als Kreisdechant appelliert er an die Pfarreien in seiner Region, das ihnen kirchenrechtlich Mögliche zu tun, homosexuellen Mitarbeitenden eine arbeitsrechtliche Sicherheit zu geben.   

Bereits im vergangenen Jahr hat sich der Pfarrer von St. Nikomedes für die Segnung homosexueller Paare ausgesprochen: „Es geht nicht darum, ob dies zeitgemäß ist, sondern es geht darum, ob es dem Menschenbild entspricht, das ich als Christ habe.“ Die Menschenrechte, sagt Reidegeld weiter, hätten ihre Wurzeln in der christlichen Tradition, dass die Würde des Menschen unantastbar sei. Genau diesen Punkt sieht der Kreisdechant durch die Ausgrenzung von Gruppen in der katholischen Kirche verletzt. Für ihn ist allein die Frage entscheidend: „Geht ein Mensch mit seiner Sexualität verantwortungsbewusst um, so dass er oder sie niemanden verletzt? Das ist das Kriterium, das für heterosexuelle Paare, für homosexuelle Paare, für jeden Menschen gilt.“

Um als Kirche glaubwürdig zu sein, müssten Reden und Handeln übereinstimmen, betont Reidegeld. Die Frage nach der Segnung homosexueller Lebenspartnerschaften sowie die Überarbeitung des kirchlichen Dienstrechtes seien in diesem Kontext von großer Bedeutung. Er hoffe, dass der Synodale Weg hier eindeutige Richtungsentscheidungen treffe.

Gudrun Niewöhner