Notfallseelsorger geben Sicherheit in schweren Stunden

, Kreisdekanat Warendorf

Bevor Petra Huß auf den Klingelknopf drückt, atmet sie noch einmal tief durch. Sie weiß, dass sie hinter der Türe Leid, Trauer, vielleicht auch Wut erwarten. Meist sind noch Rettungskräfte vor Ort oder die Polizei, die ihr erste Informationen geben, was passiert ist. Und dann ist Petra Huß, an ihrer lilafarbenen Jacke gut als Notfallseelsorgerin zu erkennen, ganz für die Menschen da, die gerade das Gefühl haben, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Zwei Personen sitzen auf einer Terrasse, über einer Stuhllehne hängt eine Jacke mit der Aufschrift Notfallseelsorge.

Petra Huß nimmt sich Zeit zum Zuhören, wenn sie zu einem Einsatz gerufen wird (nachgestellte Szene). An der lilafarbenen Jacke sind die Notfallseelsorger zu erkennen.

© NFS

Meist werden die Notfallseelsorger im Kreis Warendorf zu tragischen Todesfällen im häuslichen Umfeld gerufen, wie Koordinator Martin Remke berichtet. Wenn die Einsatzkräfte merken, dass Angehörige seelische Betreuung benötigen, dann alarmieren sie die Notfallseelsorge. „Bei unserem Dienst geht es darum, in der ersten Belastungssituation für Ruhe und Strukturen zu Sorgen und ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Das ist besonders wichtig“, erklärt Remke. 36 Frauen und Männer gehören zum ehrenamtlichen Team im Kreis Warendorf, „unser Ziel ist es, innerhalb einer halben Stunde vor Ort sein zu können“, sagt der Koordinator. Besonders in Ahlen, Beelen, Telgte, Sassenberg und Wadersloh könnte das Team jedoch Verstärkung gebrauchen – daher bietet die Notfallseelsorge ab Oktober einen Kurs für ehrenamtliche Seelsorger an.

Einen solchen Kurs hat auch Petra Huß vor zwei Jahren absolviert, bevor sie in den ersten Einsatz geschickt wurde. „Das war eine sehr gute Ausbildung, die uns auf viele Situationen vorbereitet hat“, erinnert sie sich. Und wenn es nun während eines Einsatzes doch noch offene Fragen oder Probleme gebe, könne sie jederzeit beim leitenden Seelsorger anrufen, betont sie. Diese Kommunikation sei wichtig, auch nachdem sie Angehörige betreut hat und darüber sprechen möchte. „Dazu gibt es auch in unserem Team immer wieder eine Möglichkeit. Das ist sehr interessant, da sich dort Menschen ganz unterschiedlichen Alters mit vielen Kompetenzen treffen, die alle eine eigene Sicht auf die besprochenen Einsätze und verschiedene Lösungswege haben“, erklärt sie.

Wie viele andere Notfallseelsorger, steht auch Petra Huß noch mitten im Berufsleben. Die 63-Jährige Ahlenerin leitet eine Realschule, in einem Jahr steht ihre Pensionierung an. „Wenn während der Schulzeit eine Anfrage kommt, ob ich einen Einsatz übernehme, dann sage ich, dass ich keine Zeit habe. Das ist überhaupt kein Problem“, sagt sie. Dann wird ein anderer Seelsorger alarmiert. „Wir finden immer jemanden“, sagt Remke. Auch deshalb ist ein großes Team so wichtig.

Sechs Wochenenden, zwischen Oktober und Februar, dauert die Ausbildung in der Notfallseelsorge, dabei stehen theoretische und praktische Inhalte auf dem Lehrplan. Das reicht von der Frage, wie Todesnachrichten überbracht werden bis hin zu rechtlichen Aspekten während des Einsatzes. Mindestens 26 Jahre und maximal 67 Jahre alt sollten die Teilnehmer an dem Kurs sein, „die wichtigste Eigenschaft bei uns ist Empathiefähigkeit“, erklärt Remke. Im Einsatz gelte es, eigene Bedürfnisse zurückstellen zu können. „Außerdem muss man bereit sein, aus dem Alltag herausgerufen zu werden“, betont er.

Wer Interesse an einer Ausbildung in der Notfallseelsorge im Kreis Warendorf hat, kann sich per Mail an den wenden. Am Donnerstag, 7. September, gibt es ein erstes Kontakttreffen mit allen, die sich die Ausbildung und den Einsatz vorstellen können. Eine Teilnahmegebühr fällt für die Ausbildung nicht an.

Christian Breuer