Ökumenische Friedensvesper zum Jahrestag des Westfälischen Friedens

, Stadtdekanat Münster

„Seid Menschen, die den anderen erlauben, Menschen zu sein.“ Mit diesen Worten fasste Schwester Ancilla Röttger am 24. Oktober ihre Predigt bei der ökumenischen Friedensvesper zum Jahrestag des Westfälischen Friedens zusammen. Die Klarissenschwester aus dem Kloster am Dom erinnerte daran, dass Frieden nicht allein ein Schweigen der Waffen bedeute, sondern im mitmenschlichen Blick beginne.
 

Schwester Ancilla Röttger, Äbtissin der Klarissen am Dom, sprach bei der ökumenischen Friedensvesper am Tag des Westfälischen Friedens.

© Bistum Münster

In der Lambertikirche gedachten Christinnen und Christen auf Einladung der katholischen Pfarrei St. Lamberti, der evangelischen Apostel-Kirchengemeinde und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Münster der Unterzeichnung der Friedensverträge von 1648 in Münster und Osnabrück. „Nach Jahren des Krieges hatten alle Seiten erkannt, dass es nichts mehr zu gewinnen gab“, betonte Schwester Ancilla. Dieses Loslassen, sagte sie, sei auch heute notwendig: „Zum Frieden gehört, die eigenen Lösungswünsche loszulassen und auf den Geist Gottes zu vertrauen.“

In ihrer Predigt verband die Ordensfrau, die seit vielen Jahren zu den Autorinnen des Geistlichen Wortes im WDR 5 gehört, die historische Rückschau mit einer spiritueller Tiefe. Sie sprach von der Armut als Wesensmerkmal des Menschseins – nicht als Mangel, sondern als Offenheit: „Wir sind Menschen, weil wir bedürftig sind und einander brauchen.“ Diese Einsicht sei Grundlage jedes Friedens, der zwischen Menschen wachsen könne.

Besonders eindringlich bezog sich Schwester Ancilla auf die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, die mit ihrem Aufruf „Seid Menschen“ Generationen geprägt hat. „Wie reich ist der Mensch, dass er lieben, zweifeln, hoffen und Beziehung haben kann“, zitierte die Äbtissin. Angesichts einer Welt, die von Kriegen, Krisen und künstlicher Intelligenz geprägt sei, brauche es eine neue Kultur der Menschlichkeit: „Was uns rettet, ist der Blick – der Blick, der den anderen groß sein lässt.“

Auch der Heilige Franziskus von Assisi spielte in ihren Ausführungen eine zentrale Rolle. Er habe gelernt, „den Menschen hinter der Not zu sehen – und durch diesen Blick Barmherzigkeit zu üben“. Der Friede beginne deshalb immer im Innern: „Versöhnung wächst dort, wo wir uns anschauen, wie Gott uns anschaut.“

Zum Abschluss der Vesper lud Schwester Ancilla die Gemeinde ein, den Ruf „Seid Menschen“ im Alltag weiterzutragen. „Frieden beginnt in uns“, sagte sie, „und er wächst mit jedem Blick, der nicht richtet, sondern erkennt.“

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Maximilian Betz an der Orgel und der Kantorei An der Apostelkirche unter der Leitung von Konrad Paul.

Ann-Christin Ladermann

Mehrere hundert Menschen nahmen an der ökumenischen Friedensvesper in der St.-Lamberti-Kirche teil.

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