Offene Kirchen und die Wallfahrt nach Lünen

, Kreisdekanat Coesfeld

„Unsere St.-Marien-Kirche und die St.-Gottfried-Kirche sind jeden Tag geöffnet“, informiert Pfarrer Michael Mombauer. Es sind in Lünen die einzigen Kirchen, die ihre Türen werktags offen halten. Besonders die St.-Marien-Kirche sei Ziel zahlreicher Menschen.

Porträt von Pfarrer Michael Mombauer

Pfarrer Michael Mombauer.

© St. Marien

„Wir erleben einen deutlich erhöhten Besuch. Die offene Kirche wird als Ort der Andacht genutzt und geschätzt“, berichtet er weiter. Die Menschen kämen zum Gnadenbild „Unsere Liebe Frau von Alt-Lünen“. Sie entzündeten Kerzen und hielten für ein Gebet inne. „Es gibt Gebetszettel, die wir mehrfach nachlegen müssen“, sagt Mombauer, der seit eineinhalb Jahren die Pfarrei in der Lippestadt leitet. Auch wenn in die Sakristei der Kirche in der Vergangenheit mehrfach eingebrochen wurde, hält Mombauer an der Öffnung fest. „Wir haben inzwischen eine Videoüberwachung“, erklärt er. Die Menschen in Lünen nähmen das Angebot sehr wohlwollend wahr.

Das Gnadenbild ist das älteste darstellende Marien-Gnadenbild des Bistums Münster. Das ist vielen Menschen nicht bekannt. Es stammt vermutlich aus der Zeit um 1260/70. Vor dem dreißigjährigen Krieg zählte die Wallfahrt nach Lünen zu den wichtigsten und größten in Westfalen und im Bistum Münster. Später geriet sie immer mehr in Vergessenheit. „Wir haben die Tradition der Wallfahrtstage zwar aufrecht erhalten, doch die Nachfrage von Gruppen war im letzten Jahr sehr gering“, erzählt Mombauer.

Insgesamt habe sich die Wallfahrt verändert. Das sei ihm auch aus anderen Orten berichtet worden. „Gruppen wünschen sich ein Tagesprogramm, das neben den Feiern in der Kirche weitere Punkte vorsieht“, sagt er. Das könne Lünen nicht leisten. Deshalb seien nur wenige Gruppen gekommen. Einzelpilger seien dagegen vermehrt unterwegs, da die St.-Marien-Kirche auch am Jakobsweg liege. Lediglich die Sternwallfahrt der Katholischen Frauengemeinschaften aus der Region jedes Jahr im September sei gut besucht. „Wir wollen Wallfahrt neu denken. Künftig wollen wir die Marienfeste mehr in den Blick nehmen. Aber wir stehen noch am Anfang unserer Überlegungen“, berichtet er.

Gemeinsam mit dem Seelsorgeteam ist er auf der Suche nach kreativen Angeboten in der Corona-Zeit. „Die Menschen vermissen die Gottesdienste und die Gemeinschaft sehr“, hat Mombauer von vielen Gemeindemitgliedern erfahren. Die Kirchen St. Norbert und St. Ludger, die ebenfalls zur Pfarrei St. Marien gehören, sind dank eines Präsenzdienstes an den Sonntagen von 11 bis 12 Uhr und von 19 bis 20 Uhr geöffnet.

Michaela Kiepe