Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zweistündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Bildhauer, Goldschmied oder Glaskünstler – bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben. Seit 2016 werden die Workshops unter dem Titel „Unser Dom. Haus aus Steinen – Haus aus Menschen“ speziell für Kommuniongruppen angeboten. „Der Blick der Kinder für die Kunst und ihre liturgischen Inhalte wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen“, erklärt Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stehe das gemeinsame Tun.
Hochkonzentriert arbeiten die Mädchen und Jungen an ihren Motiven, darunter Kreuz, Sonne und eine Pyramide – und das Logo des Fußballvereins Borussia Dortmund. Christoph Otto Hetzel ist mit der Arbeit der Kommunionkinder sehr zufrieden. Bei einem Rundgang durch den Kreuzgang des Domes hatte der Bildhauer ihnen zu Beginn einiges über die Geschichte und das Material der vielen Sandstein-Skulpturen erzählt. Wenn die Kinder dann selbst zum Werkzeug greifen würden, könnten sie nachspüren, was es bedeutet, ein Bauwerk zu schaffen. „Vor allem vor dem Hintergrund damaliger Bedingungen“, fügt Hetzel hinzu. Daran muss auch Malte denken, während er an seiner Pyramide arbeitet. „Mir tun jetzt schon die Finger weh. Wie muss das früher gewesen sein?“, fragt sich der Achtjährige. „Bestimmt haben bei der großen Christopherus-Statue im Dom viele Leute mitgearbeitet“, ist er sich sicher.
Währenddessen nehmen elf weitere Erstkommunionkinder der Ostbeverner Pfarrei die Farben im Innern des Doms unter die Lupe. Gold kommt besonders häufig vor, stellen sie fest. „Goldschmiede waren im Mittelalter sehr angesehen“, erklärt Referentin Lioba Knape, die die Kinder bei ihren ersten Versuchen in diesem Handwerk begleitet. Gemeinsam betrachten sie die goldenen Apostelfiguren im Altar und finden heraus, dass jede Figur eine kleine Schatzkiste ist: Sie enthält Andenken von Heiligen, sogenannte Reliquien. Gold sei ein Edelmetall, das sich nicht, wie zum Beispiel Silber, mit der Zeit verändere, sagt die Kunstvermittlerin. „Darum sehen Gegenstände, die vergoldet sind, noch nach Jahren wertvoll aus.“
Fingerspitzengefühl ist schließlich gefragt, als Lioba Knape im Atelier das Material zum Vergolden auspackt. „Ist das dünn“, staunt die neunjährige Salome, als die Referentin ein Stück Blattgold zwischen ihren Fingern reibt. Vorsichtig tragen die Kinder die sogenannte Anlegemilch auf ihre ganz persönlichen Schätze, die sie mitgebracht haben, darunter Muscheln, kleine Figuren und Schmuck-Anhänger. Janosch hat einen Fisch aus Holz mitgebracht, den er zusammen mit seinem Vater ausgesägt hat. „Den stelle ich bei meiner Erstkommunion mitten auf den Tisch“, freut sich der Neunjährige.
Ann-Christin Ladermann