Pfarrei Seliger Niels Stensen in Lengerich ist „Ökofaire Gemeinde“

Maria Beumer, Anke Huth und Manuela Brockmeyer aus Lengerich

Maria Beumer, Anke Huth und Manuela Brockmeyer aus Lengerich (von links) haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Pfarrei Seliger Niels Stensen eine „Ökofaire Gemeinde“ geworden ist. Das Warenlager mit fairen Produkten ist im Gemeindezentrum St. Margareta in Lengerich untergebracht.

© Bischöfliche Pressestelle/Karola Wiedemann

Wenn sie einmal losgelegt haben, sind sie nicht mehr zu stoppen. Das ist der Eindruck, wenn man ihren unermüdlichen Einsatz Revue passieren lässt. Mit geballter Frauenpower und aus tiefster Überzeugung engagieren sich Maria Beumer, Anke Huth und Manuela Brockmeyer in Lengerich für eine bessere und gerechtere Welt. Die drei Frauen haben maßgeblich dazu beigetragen, dass ihre Pfarrei Seliger Niels Stensen eine „Ökofaire Gemeinde“ geworden ist. Am 14. Dezember 2017 wurde die Pfarrei von Weihbischof Dr. Christoph Hegge als eine der ersten Gemeinden im Bistum Münster bereits in der Pilotphase der Initiative „Zukunft einkaufen – glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“ als „Ökofaire Gemeinde“ ausgezeichnet.
Die Pfarrei Seliger Niels Stensen südlich von Osnabrück ist mit ihren sieben Filialgemeinden flächenmäßig die größte Pfarrei im Bistum – mit nur etwa 7.000 Mitgliedern dabei jedoch eine Diasporagemeinde. Zu der Pfarrei gehören neben Kirchen, Pfarrhäusern und einem neu gebauten Gemeindezentrum auch zwei Kindertagesstätten.

Den Grundstein für die Auszeichnung als „Ökofaire Gemeinde“ hat das Team der drei Frauen schon vor Jahrzehnten mit seiner Eine-Welt-Arbeit in der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) gelegt. Als kfd-Mitglieder haben sie in der damals noch eigenständigen Pfarrgemeinde St. Margareta in Lengerich in den 90-er Jahren einen Fair-Trade-Verkauf gegründet. Das Netzwerk für den fairen Handel, das sie daraus im Lauf der Jahre zusammen mit der Ladengruppe entwickelt haben, reicht längst über die Grenzen der eigenen Pfarrei hinaus. Seit langem beliefern sie das örtliche Gymnasium, das inzwischen als „faire Schule“ zertifiziert ist, beteiligen sich an vielen örtlichen Events und tragen dazu bei, dass die Stadt Lengerich „Fair-Trade-Town“ ist.
Nach wie vor schaffen sie im ehrenamtlichen Einsatz mit ihrer Ladengruppe für den fairen Handel jedes Jahr mehr Umsatz. Der Gewinn geht an ein Kinderhospiz in Osnabrück. Außerdem bilden die drei Frauen zusammen mit Elisabeth Püning als vierte im Bunde das Leitungsteam der kfd in Lengerich.

Doch damit nicht genug: Die drei wollten noch mehr für den fairen Handel und die Bewahrung der Schöpfung erreichen. „Das macht einfach Sinn!“, sagen sie. Deshalb sind sie zusätzlich im vor zwei Jahren neu gegründeten Ausschuss „Ökofaire Gemeinde Zukunft einkaufen“ der Pfarrei aktiv. Sie kümmern sich beispielsweise darum, dass in den Kirchen nur noch mit fair gehandelten Blumen oder mit Blumen aus den eigenen Gärten geschmückt wird, im Winter entsprechend sparsamer mit heimischem Ilex und Efeu, dass Präsentkörbe mit fair gehandelten Produkten bestückt werden, dass überall in der Pfarrei nur noch Mehrweggeschirr zum Einsatz kommt und dass keine Getränke mehr in Einwegflaschen gekauft werden. „Dass die Planung für das 2016 neu gebaute Gemeindezentrum bereits eine Versorgung mit Erdwärme und damit mit regenerativer Energie vorsah, war ein Glücksfall“, betonen die engagierten Frauen strahlend. „Das gibt Pluspunkte beim Thema Energie sparen.“

Seit kurzem ist die Pilotphase der Initiative „Zukunft einkaufen – glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“ beendet. Damit können sich jetzt alle Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen im Bistum Münster vom Referat Schöpfungsbewahrung bei der Einführung des Umweltmanagementsystems „Zukunft einkaufen“ kostenfrei begleiten lassen. Wenn sie sich verpflichten, mindestens fünf von zehn vorgegebenen Kriterien zu erfüllen, können sie auf Level eins die Auszeichnung „Ökofaire Gemeinde“ beziehungsweise „Ökofaire Einrichtung“ erwerben. Kriterien sind zum Beispiel, dass von der Gemeinde oder Einrichtung nur noch Recyclingpapier oder fair gehandelte Blumen gekauft werden oder nur noch Mehrweggeschirr verwendet wird. Wer noch mehr erreichen will, kann Level zwei anstreben und aufgrund einer umfangreichen Bestandsaufnahme und darauf aufbauend einer Beschaffungsordnung und Umwelterklärung die Zertifizierung nach dem Umweltmanagementsystem „Zukunft einkaufen“ durch das Bistum erlangen oder sich sogar auf Level drei bis hin zur international anerkannten EMAS-Zertifizierung begleiten lassen.

Die drei Frauen aus Lengerich waren erst bereit, die Auszeichnung „Ökofaire Gemeinde“ zu erhalten, als die Pfarrei statt der geforderten fünf alle zehn Kriterien in der Gemeinde erfüllte. „Das war uns wichtig bevor wir die Auszeichnung bekamen, um das auch vertreten zu können“, begründen sie. Dennoch gibt sich das Dreamteam der kfd Lengerich nicht mit Level eins zufrieden. Inzwischen tasten sie sich an Level zwei des Umweltmanagementsystems „Zukunft einkaufen – glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“ heran und checken schon mal die Reinigungsmittel in den Häusern.

Weitere Informationen gibt es auf der Website der Pfarrei Seliger Niels Stensen unter www.stensen.de/gruppen-engagement/gruppen-vereine-verbaende/zukunft-einkaufen/ und auf der Internetseite des Bistums unter www.bistum-muenster.de/zukunft-einkaufen.

Michaela Kiepe