Podiumsdiskussion über „Krisen, Krieg und Klima“ im Liebfrauen-Berufskolleg

, Kreisdekanat Kleve

Leonie Kohlert und Alea Kutschereiter hatten nicht immer einen leichten Stand bei dem Versuch, die Diskussion der Expertinnen und Experten zum Thema „Zeitenwende: Klima, Kriege, Krisen“ zu lenken. Die beiden Schülerinnen der Liebfrauenschule, Berufskolleg im Bistum Münster, hatten sich bestens vorbereitet – doch gerade in der ersten Phase der Podiumsdiskussion in der voll besetzten Aula der Schule ging es teils hitzig zu und die Moderatorinnen wurden schlicht übergangen.

Die Moderatorinnen Alea Kutschereiter (rechts) und Leonie Kohlert (links) begrüßten (v.l.) Klemens Fischer, Ronja Ebeling, Bärbel Höhn, Maria Buchwitz und Stephan Wolters in der Liebfrauenschule.

Die Moderatorinnen Alea Kutschereiter (rechts) und Leonie Kohlert (links) begrüßten (v.l.) Klemens Fischer, Ronja Ebeling, Bärbel Höhn, Maria Buchwitz und Stephan Wolters in der Liebfrauenschule.

© Bistum Münster

Es gehe, hatten sie sich zur Begrüßung an die anderen Schülerinnen und Schüler gerichtet, um „Themen, die uns direkt betreffen und unsere Zukunft. Wir leben in einer Welt, die sich spürbar verändert.“ Daher gelte es, die Herausforderungen und Chancen dieser Zeitenwende zu verstehen und die Zukunft „gemeinsam und kritisch zu gestalten“, wie sie sagten. Bereits im Vorfeld hatte das Vorbereitungsteam in mehreren Umfragen Stimmungsbilder zu Themen wie Sicherheit, Klimafragen und der Bereitschaft zu einem freiwilligen Wehr- oder Ersatzdienst abgefragt.

Zur Diskussion luden sie fünf Gäste auf die Bühne: die Journalistin Ronja Ebeling, die ehemalige NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn, Maria Buchwitz, Diözesanvorsitzende von Pax Christi, den Politikwissenschaftler Professor Dr. Klemens Fischer sowie den Landtagsabgeordneten Stephan Wolters – er war kurzfristig als Ersatz für den verhinderten Minister Nathanael Liminski eingesprungen. Schon nach wenigen Fragen entbrannte eine lebhafte Diskussion, nachdem Maria Buchwitz die finanziellen Hilfen für die Ukraine kritisiert und infrage gestellt hatte. Insbesondere Fischer als ausgewiesener Experte für Außen- und Sicherheitspolitik widersprach mehrfach vehement, aber auch die anderen Diskussionsteilnehmer sprachen sich deutlich für eine weitere Unterstützung aus.

Ronja Ebeling erinnerte daran, dass sich die Art der Kriegsführung mittlerweile drastisch geändert habe: „Wenn durch Cyberattacken die Kommunikation lahmgelegt wird, es kein Licht, kein Internet mehr gibt, dann bricht hier Panik aus. Das ist die Art der Kriegsführung, über die wir viel mehr sprechen müssten.“ Dem stimmte Wolters zu und berichtete von seinen Besuchen im Weltraumlagezentrum der Bundeswehr auf dem Uedemer Paulsberg: „Wenn man mit Soldaten dort zusammensitzt, sprechen sie darüber, wie wir jetzt schon, auch hier bei uns bedroht werden.“ Daswürden viele Menschen verdrängen, dabei könnten gezielte Cyberattacken auf die Satellitenkommunikation und andere Infrastruktur „eine ganze Volkswirtschaft lahmlegen.“ Es sei mit Blick auf die Abwehr solcher Attacken „nicht zu unterschätzen, was die Experten der Bundeswehr jetzt schon leisten“, betonte der Abgeordnete.

Weitgehend Einigkeit bestand darin, einen Wehr- oder Ersatzdienst zunächst freiwillig anzubieten – unter der Prämisse, dass dieser Dienst ausreichend bezahlt werde. Das auch vor dem Hintergrund, „dass wir gerade in der Ukraine sehen, dass sich nicht alle Länder an das Wertesystem halten, das für uns gilt. Darauf müssen wir vorbereitet sein“, wie Wolters sagte. „Wir sind ein Land, das Werte hat, die es zu verteidigen lohnt“ – diesen Satz höre er oft, wenn er mit Soldaten über deren Motivation für ihren Dienst spreche.

Während Ronja Ebeling forderte, dass zunächst moderne Kasernen gebaut und eine gute Ausbildung gesichert werden müsse, warnte Fischer, dass das Zeitfenster dafür womöglich schon zu eng sei. „Wir haben keine Zeit, jetzt erst auf den Bau neuer Kasernen zu warten, sondern müssen mehr über das reden, was schon geht und nicht darüber, was nicht geht.“ Wolters stimmte zu: „Eine gute Ausbildung können wir jetzt schon garantieren. Zudem schaffen wir zusätzliche Strukturen, aber wir haben keine Zeit mehr, zu warten, die Dinge müssen parallel laufen.“ Nun gelte es, Erfahrungen zu sammeln, wie viele junge Menschen sich freiwillig zu einem Wehr- oder Ersatzdienst melden.

Nur sehr kurz konnte am Ende der Diskussion die Klimafrage angesprochen werden. Dort warben Bärbel Höhn und Stephan Wolters nahezu einstimmig für den Ausbau erneuerbarer Energien. „Wir sind in NRW auf einem guten Weg“, befand der CDU-Abgeordnete – und erhielt dafür Zustimmung von der Grünen Ex-Ministerin. „Ich würde mir nur wünschen, dass Bundeskanzler Merz da mehr von Ministerpräsident Wüst lernt“, konnte sie sich einen kleinen Seitenhieb Richtung Berlin nicht verkneifen.

Nach gut zwei Stunden beendeten Leonie Kohlert und Alea Kutschereiter die Diskussion. „Auf unseren Zetteln hätten wir noch mehr Fragen gehabt“, sagte Leonie Kohlert anschließend. Da die Podiumsdiskussionen an der Liebfrauenschule inzwischen zur festen Institution geworden sind, ergibt sich womöglich noch eine Möglichkeit zur Nachfrage.

Christian Breuer