Prälat Hermann Scheipers wird Ehrenbürger

Prälat Hermann Scheipers ist der letzte überlebende deutsche Priester aus dem Konzentrationslager Dachau. Am 24. Juli 2013 kann er einen seltenen Geburtstag feiern: Er wird dann 100 Jahre alt.

Am Festtag selbst gibt es nur eine kleine familiäre Feier, der allerdings eine Delegation aus dem sächsischen Wilsdruff einen anderen Anstrich geben wird: Sie verleiht ihm die Ehrenbürgerschaft der Kleinstadt westlich von Dresden, wo Scheipers in den 1950er-Jahren tätig war.

Offiziell geehrt wird der Seelsorger in seinem Geburts- und heutigen Wohnort Ochtrup am Sonntag (28. Juli 2013) im Rahmen der Heiligen Messe um 8.30 Uhr in der Lamberti-Kirche. Es zelebrieren Weihbischof em. Friedrich Ostermann und Kaplan Markus Thoms. Am Ende des Gottesdienstes wird Bürgermeister Kai Hutzenlaub dem Bundesverdienstkreuzinhaber die Ehrenbürgerschaft von Ochtrup verleihen. Anschließend ist ein Empfang mit geladenen Gästen im Ferdinand-Tigges-Haus. Für das Münstersche Domkapitel nimmt Weihbischof Ostermann daran teil; angemeldet haben sich auch Großdechant em. Franz Jung und eine vierköpfige Delegation aus dem Bistum Dresden-Meißen mit Weihbischof em. Georg Weinhold, Generalvikar Michael Bautz, Prälat Günter Hanisch und Domkustos Dr. Siegfried Seifert.

Scheipers war einer von fast dreitausend christlichen Geistlichen, die von den Nationalsozialisten in den Jahren von 1933 bis 1945 in das Konzentrationslager (KZ) Dachau deportiert wurden. Sie galten als Staatsfeinde. Scheipers wurde als junger Kaplan in seiner Pfarrei Hubertusburg bei Leipzig willkürlich verhaftet und ohne Anklage zunächst im Gefängnis und dann in Dachau inhaftiert. Das „Verbrechen“ von Hermann Scheipers in der Weltanschauung der Nazis war die couragierte Seelsorge für polnische Zwangsarbeiter.

Im KZ nahm man ihm alle Rechte und den noch verbliebenen kärglichen, persönlichen Besitz, sogar den Namen: Scheipers war für die Nazis im KZ nur der Häftling Nr. 24255. Viele seiner Mitinhaftierten mussten ihr Leben lassen, wurden zu Tode gequält oder umgebracht. Die wenigen Überlebenden kehrten mit schrecklichen Erinnerungen an Folter, Terror und Tod zurück in ihre Heimat.

Scheipers ging trotz Warnung seiner um ihn sehr besorgten Eltern zurück in sein damaliges Wahlbistum Dresden-Meißen, auch wenn es in der ‚Sowjetisch Besetzten Zone‘ lag, der späteren DDR. Dort gab es einen großen Mangel an Seelsorgern, die aber bei der Bevölkerung sehr gefragt waren. Der Geistliche wirkte hier trotz politisch sehr schwieriger Umstände viele Jahrzehnte mutig, standhaft und erfolgreich.

Noch bis vor knapp zwei Jahren war Scheipers unermüdlich im In- und Ausland in Bildungseinrichtungen und Schulen unterwegs, um von seinen Erfahrungen unter dem Hitler-Regime und im SED-Staat zu berichten.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Foto: Sebastian Auer, Pressestelle Ordinariat Würzburg
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de