Praktikant mit 45

, Bistum Münster

Praktikant mit 45 – heißt es an diesem Morgen für Diözesancaritasdirektor Dominique Hopfenzitz. Der Jurist macht einen Frühdienst im Pflegeheim Marienstift Droste zu Hülshoff in Havixbeck, um bei seinen Terminen mit Politikern nicht nur theoretisch zu wissen, wovon er spricht. Punkt 6.15 Uhr geht es los: eine kurze Übergabe im Dienstzimmer und dann ab in die Pflege.

Diözesancaritasdirektor Dominique Hopfenzitz machte einen Frühdienst im Pflegeheim Marienstift Droste zu Hülshoff in Havixbeck, um bei seinen Terminen mit Politikern nicht nur theoretisch zu wissen, wovon er spricht.

© Caritas für das Bistum Münster / Carolin Kronenburg

„Einen schönen guten Morgen, Frau Engel! Ich habe heute, wie angekündigt, einen Praktikanten mitgebracht“, sagt Einrichtungsleiter Tobias Vormann. „Oh, das ist aber ein Stattlicher!“, entgegnet Margit Engel und lacht. Die passionierte Frühaufsteherin ist schon eine Weile wach und freut sich besonders auf die Morgenwäsche, die heute Praktikant Hopfenzitz übernimmt. „Das Wasser muss schön heiß sein und Sie dürfen den Rücken gerne feste schrubben“, weist sie freundlich aber bestimmt an. „Wenn ich heiß gewaschen bin, dann geht es mir den ganzen Tag gut“, sagt die  87-Jährige dankbar. „Herr Hopfenzitz ist Jurist, wie Ihr verstorbener Mann und Ihr Sohn“, sagt Vormann und schon ist eine angeregte Unterhaltung im Gange. So vergeht die Zeit beim Abtrocknen, Eincremen und Anziehen der schicken weißen Hose und des fliederfarbenen Pullis wie im Flug.

Weiter geht es bei Felix Hanke. Zuerst braucht der 95-Jährige seine Kompressionsstümpfe für die Durchblutung. „Sie haben aber richtig gute Bauchmuskeln“, sagt Hopfenzitz, begeistert darüber, wie mühelos Hanke das Bein im Liegen hochhält. Der entgegnet: „Und das, obwohl ich keine 25 mehr bin!“ Wichtig sei, dass die Strümpfe faltenfrei sitzen, erklärt Diplom-Pflegewirt Vormann. „Bekomm ich hin“, sagt Hopfenzitz, der mit dem ersten Strumpf noch etwas zu kämpfen hat. „Nach einem Schlaganfall habe ich meine Frau gepflegt“, erzählt Hanke. Deshalb könne er aus eigener Erfahrung beurteilen, was im Marienstift vom Pflegepersonal geleistet wird: „Das ist großartig; das ist Nächstenliebe in Person!“ Orthese übers Knie, Schuhe an, Tabletten – jetzt kann der neue Tag kommen.

„Wir machen hier immer Quatsch“, feixt Helga Vonwirth. Im Leben sei es wichtig, den Humor zu behalten und Gott dafür zu danken, wenn man im hohen Alter noch einigermaßen fit ist. Nachdem Hopfenzitz auch ihr die Kompressionsstrümpfe und warme Pantoffeln über die ewig kalten Füße gezogen hat, geht sie ins Bad – mit dem Rollator, an dem ein Rosenkranz baumelt. „Schön vorsichtig waschen, ich hab ja noch eine Babyhaut“, sagt die 88-Jährige, streicht sich das silbergraue Haar aus dem Gesicht und lacht. Und zum Schluss ein Schuss 4711 Kölnisch Wasser. Wohlriechend geht es jetzt an den gedeckten Frühstückstisch im Gemeinschaftsraum. Hopfenzitz schenkt Kaffee aus und damit endet seine Schicht. „Darf wiederkommen!“, lautet die humorvolle Praktikantenbeurteilung der Bewohnerinnen und Bewohner.

Und das wird der Diözesancaritasdirektor auch, der vor seinem Jurastudium als Rettungssanitäter und im Krankenhaus gearbeitet hat. „Sich mit den Bewohnern zu unterhalten und den Teamgeist unter den Mitarbeitenden zu erleben, hat großen Spaß gemacht“, sagt er. In einem normalen Frühdienst werden pro Pflegekraft in der gleichen Zeit sechs bis neun der insgesamt 84 Bewohnenden versorgt. „Ich habe größten Respekt davor, was Sie hier jeden Tag leisten. Ihre Arbeit stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, betont Hopfenzitz im Gespräch mit den Mitarbeitenden. Über das Lob freut sich besonders auch Wohnbereichsleiterin Maria Paduano, für die der Beruf eine echte Berufung ist: „Ich liebe meinen Job. Wir sind hier wie eine Familie.“

Wo der Schuh drückt, möchte der Diözesancaritasdirektor von den Kolleginnen und Kollegen der verschiedenen Bereiche wissen. Das sei vor allem die nicht ausreichend refinanzierte Personalausstattung in der stationären Altenhilfe und der Bearbeitungsstau beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der hohe rückwirkende Forderungen für Bewohnende und deren Angehörige verursacht. „Diese Themen nehme ich mit in die Gespräche mit der Politik“, sichert Hopfenzitz zu. Und verabschiedet sich mit dem guten Gefühl, dass im Marienstift Nächstenliebe gelebt und viel gelacht wird.

Wer Interesse an einem Praktikum oder an einer Ausbildung im Marienstift hat, findet weitere Informationen unter: www.marienstift-havixbeck.de.

Caritas für das Bistum Münster / Carolin Kronenburg
 

Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich – die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto „Not sehen und handeln“ sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM – Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 57 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 115 Tagespflegen, 27 Pflegeschulen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe