Priester und Studierende pilgerten Pfingstsonntag auf dem Sint-Luers-Weg

, Bistum Münster, Kreisdekanat Coesfeld

Zu einer Wallfahrt vom Kloster Gerleve nach Billerbeck auf dem Sint-Luers-Weg haben sich am Pfingstsonntag gut 60 Teilnehmende gemacht. Priester aus dem ganzen Bistum sowie Studierende aus dem Borromaeum folgten auf der Pilgerstrecke dem letzten Weg des heiligen Ludgerus, Gründer und erster Bischof des Bistums Münster. 

Prof. Dr. Christoph Jacobs gab in seinem Impuls den Teilnehmenden zehn Aspekte zur priesterlichen Existenz in einer sich verändernden Zeit mit auf den Weg.

© Bistum Münster

Eingeladen hatte der Priesterrat im Bistum Münster. Seit vielen Jahren ist der Pfingstsonntag der Tag der Weihe der Neupriester im St.-Paulus-Dom. Viele Priester erinnern sich gern am Pfingstfest an ihre eigene Berufung und Weihe, kommen in den Dom und begrüßen die neuen Mitbrüder. In diesem und im kommenden Jahr werden erstmals keine neuen Priester geweiht.

Zu Beginn der Wallfahrt begrüßten Jürgen Quante, Sprecher des Priesterrats, und Abt Andreas Werner die Gäste in der Abteikirche in Gerleve. Im Anschluss gab Prof. Dr. Christoph Jacobs den Teilnehmenden in seinem gut 40-minütigen Impuls zum Priestersein heute in einer sich verändernden Zeit zahlreiche Gedanken mit auf den Weg. „Ich sehe die Zeit, in der wir leben als eine spannende Zeit. Sie ist eine Zeit, in der nichts bleibt wie es war. Ich persönlich mag diese Zeit. Denn sie steckt voller spannender Möglichkeiten“, sagte der katholische Priester und Professor für Pastoralpsychologie und Pastoralsoziologie an der Theologischen Fakultät Paderborn, der seit mehr als 20 Jahren in der Priesterbegleitung und -ausbildung tätig ist.

Wichtig sei es zu verstehen, dass die priesterliche Identität dynamisch sein müsse und erst so aktuell und kraftvoll werde. Wer heute Priester sei oder sich mit dem Gedanken trage, Priester zu werden, entscheide sich für eine „exotische“ und risikoreiche Lebensform. „Ich selber bin fest überzeugt: Wenn wir das Priestersein nicht als Machtposition, sondern als Dienstamt verstehen, sind wir als Priester nicht überholt, sondern haben eine fruchtbare Zukunft. Ich möchte anbieten, dass wir uns als ‚Gottesmänner im Dienst der Menschen‘ verstehen und handeln. In einem solchen Verständnis würden wir zum selbstverständlichen Bestand der Kirche und zum Alltag der Menschen gehören“, ist er überzeugt.

Durch Felder und über Wiesen führt der Sint-Lürs-Weg von Gerleve nach Billerbeck.

© Bistum Münster

Das Leben als Priester müsse als fortwährender Prozess von Berufung begriffen und die priesterliche Existenz als dialogisches Geschehen zwischen „mir und Gott und den Mitmenschen“ verstanden und alltäglich gelebt werden. Kirche müsse sich dialogisch neu verstehen. „Nicht Selbstvergewisserung durch Abgrenzung, sondern Selbstfindung durch Öffnung. Die Identitätsfindung der Kirche geschieht daher in einer doppelten Bezogenheit: zu Gott und zum Menschen“, betonte der 64-Jährige. Die Bedeutung der Eucharistie als Ort der Wandlung und der Sendung müsse neu entdeckt werden, nicht als Rückzugsraum, der den Priestern vorbehalten sei, sondern „wir richten uns und alle Gläubigen aus auf die Sendung der Kirche in die Welt. Und zwar auf eine Welt, die im Wandel begriffen ist und – ganz wichtig – uns in diesen Wandel hineinnimmt.“ Das Priesteramt sei ein „Amt in Beziehung“ und als „Amt in Vielfalt“ wertzuschätzen. Aber Seelsorge brauche auch Selbstsorge. Beides gehöre untrennbar zusammen. Wichtig sei es, den Zielpunkt des Lebens als Dienst am Menschen zu definieren. „Die Menschen werden uns abnehmen, dass wir als Priester ‚Gottesmänner‘ sind, wenn wir uns zu ihnen begeben und sie wie Jesus fragen: ‚Was soll ich dir tun?‘“ Wer Priester sei oder werden möchte, brauche dafür ein „brennendes Interesse am Alltag der Menschen.“ Berufung sei kein Besitz, sondern ein dynamischer Prozess. „Sie wächst immer neu aus der Kraft der Aufmerksamkeit für die eigene persönliche Gottesbeziehung und den eigenen Auftrag in der Welt von heute“, sagte Jacobs. Er sehe Pfingsten als Kraftort: „Der Geist Gottes stiftet immer wieder einen neuen Anfang.“

Im Anschluss an den Impuls machten sich die Teilnehmenden auf den Weg nach Billerbeck, wo sie zum Abschluss des Nachmittags mit Bischof Dr. Felix Genn im Ludgerus-Dom die Vesper feierten.
Weitere Informationen zum Priestersein finden sich auf der Internetseite www.priester-werden.de. Sie richtet sich an Männer, die sich fragen, ob die Berufung zum Priester etwas für sei ist. Auf der Seite finden sich Porträts, Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sowie weitere Informationen.

Michaela Kiepe

Auch Bischof Dr. Felix Genn (dritter von rechts) und Benediktinerabt Andreas Werner (vierter von rechts) begleiteten die Teilnehmenden.