Priesterweihe Pfingsten 2014
Ganz langsam steigt bei Thomas Berger (38) und Jiji Vattapparambil (37) die Aufregung und zugleich die Vorfreude. Pfingsten rückt näher und der diesjährige Pfingstsonntag wird für die beiden ein besonderer Tag werden.
Um 14.30 Uhr wird Bischof Dr. Felix Genn sie im St.-Paulus-Dom zu Priestern weihen. Der Dom feiert in diesem Jahr seinen 750. "Geburtstag", und so haben sich die beiden Weihekandidaten auch ein Leitwort für ihren Weihetag ausgesucht, das dazu passt: "Lasst Euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen", heißt es im 1. Petrusbrief. Für Thomas Berger und Jiji Vattapparambil macht dieses Wort deutlich, dass "die Kirche aus lebendigen Steinen besteht, aus uns allen, aus allen Menschen, die Jesus Christus nachfolgen." Und diesen Menschen nahe zu sein, für diese Menschen da zu sein und ihnen die Frohe Botschaft zu verkünden, das sehen die beiden kommenden Priester als Kern ihrer Berufung und künftigen Aufgabe an.
Wann diese Berufung bei Jiji Vattapparambil genau zur Gewissheit wurde, kann er nicht sagen. "Das hat sich entwickelt", erzählt er und ergänzt lachend: "Das ist wie bei meinen Haaren, auch da könnte ich nicht sagen, wann diese angefangen haben, zu wachsen." Sein Leben angefangen hat weit weg von Münster. Er wurde 1977 in Pulluvazhy in Kerala in Südindien geboren. Nach dem Schulbesuch studierte er zunächst Philosophie, dann öffentliche Verwaltungslehre, machte gleichzeitig noch eine Ausbildung zum Informatik-Lehrer und arbeitete auch in diesem Beruf. Das machte er selbst dann noch, als er in Kontakt zur Ordensgemeinschaft der Oblaten des Heiligen Franz von Sales kam und hierüber Ende 2002 nach Deutschland kam. In Mühlheim an der Ruhr arbeitete er zunächst in der Schule und im Internat der Gemeinschaft mit, ehe er 2005 in den Orden eintrat und sein Noviziat (die Ausbildung in der Ordensgemeinschaft) begann. Er stellte jedoch nach einiger Zeit fest, dass dies nicht seine wirkliche Berufung ist. 2010 trat er aus dem Orden aus und kam nach Münster, wo er ins Priesterseminar eintrat und Theologie studierte. Und nun freut er sich – nach der Diakonatszeit in Coerde – darauf, als Priester, nahe bei den Menschen sein zu können, "Menschen in vielleicht schwierigen Lebenssituationen zu helfen". Zwar hat er auch ein wenig Sorge, weil nach seiner Erfahrung die Erwartungen der Menschen an die Priester heute sehr hoch sind, doch er glaubt auch, dass es "heute genau die richtige Zeit ist, um Priester zu werden." "Die Kirche befindet sich in einer schwierigen Situation, und gerade jetzt will ich in der Kirche mitarbeiten und mich mit den Menschen auf den Weg zu Jesus Christus machen." Und das wird er mit Gelassenheit und Gottvertrauen tun: "Ich lasse mich einfach auf das ein, was kommen wird."
Ähnlich wie bei Jiji Vattapparambil lief auch bei Thomas Berger der Weg zum Priester nicht ganz gradlinig. Er wurde 1975 in Borken geboren und wuchs auf einem Bauernhof in Heiden-Leblich auf. Als er kurz vor dem Erwerb der Mittleren Reife die Berufsberatung aufsuchte, überraschte er diese mit der Aussage: "Ich will Priester werden oder Altenpfleger." Die Entscheidung beeinflussten dann auch die Eltern, die ihm den Rat gaben: "Mach erst einmal etwas Vernünftiges!" Er wurde Altenpfleger und arbeitete von 1994 bis 2008 in seinem – wie er noch immer mit Begeisterung sagt – "Traumberuf".
Zugleich engagierte er sich aber weiter in der Kirche, hatte er doch als Jugendlicher durch einen Redemptoristen-Pater erlebt: "Kirche kann cool sein." Ehrenamtlich macht er Jugendarbeit, wird Pfarrgemeinderats-Vorsitzender und erfährt die Gemeinschaft in der Kirche als sehr positiv und bereichernd. Als ihn 2005 eine rheumatische Erkrankung trifft, die es ihm immer schwerer macht, seinen Beruf als Altenpfleger auszuüben, sieht er darin auch einen "Wink des lieben Gottes, dem immer in mir vorhandenen Wunsch, Priester zu werden, doch zu folgen und mich auf das Wagnis einzulassen". Er beginnt 2008 das Theologie-Studium im Studienhaus St. Lambert in Lantershofen. Es ist das einzige kirchliche Institut des Dritten Bildungsweges in Deutschland, an dem Männer, die mindestens 25 Jahre sind und über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen, ein theologisches Studium absolvieren können, ohne das Abitur haben zu müssen. Das Studium begeistert ihn und nun freut er sich darauf, als Priester "mein früheres Hobby zum Beruf machen zu können". Wie Jiji Vattapparambil so will auch Thomas Berger als Priester nahe bei den Menschen sein und "Menschen für Jesus Christus und die Kirche begeistern". Dabei hat auch er durchaus Respekt vor den vielen Anforderungen, die heute an Priester gestellt werden. Zugleich macht er aber deutlich: "Wir sind als Priester ja keine Supermänner der Kirche." Vielmehr sieht er sich als Vermittler zwischen den Menschen und Gott, als jemanden, der Orientierungspunkt sein kann und als einen Glaubenszeugen. "Ich will einfach versuchen, ich selbst zu bleiben, mit meinen Stärken, aber auch Schwächen, möchte nichts Besonderes sein und weiter mit beiden Beinen im Leben stehen." Denn Seelsorge so ist Thomas Berger, der 2007 auch Schützenkönig in seiner Heimat Leblich war, überzeugt, finde nicht nur in der Kirche oder im Beichtstuhl statt, "sondern überall dort, wo ich Menschen begegne".
Text: Bischöfliche Pressestelle
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