Projekt „In Via“: Momente, die Mädchen Mut machen

, Bistum Münster, Kreisdekanat Warendorf

Es sind keine großen Entwicklungssprünge, die passieren, es geht mehr um die kleinen gemeinsamen Momente: Wenn sich im Patenprojekt für Mädchen und junge Frauen von „In Via“, dem Katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit im Dekanat Beckum, ehrenamtliche Patinnen mit ihren Patenkindern treffen, wird gespielt, gebastelt oder geshoppt. Die Stunden füllen Lücken im Leben der Mädchen, die sich schwer tun mit sozialen Kontakten, mit Stress im Alltag, in der Schule oder in der Familie.
 

2. Platz beim Ehrenamtspreis des Bistums Münster 2023

„Mein Patenkind ist nie so wirklich angekommen im Sportverein oder der Schulklasse – es hat bislang keine Freundschaften knüpfen können“, sagt Johanna Hagedorn. Sie erzählt von der Zwölfjährigen, die in der Familie und im sozialen Umfeld kaum Unterstützung in ihrer Entwicklung erhält.

Wenn sich die beiden einmal in der Woche für zwei Stunden treffen, soll dem Mädchen dieser Druck genommen werden. Oft geschieht das beim Spiel auf einem Basketballplatz oder beim Basteln daheim. „Wenn wir gemeinsam Dinge erleben, wird ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Sie probiert Neues aus, das sie sich vielleicht nicht zugetraut hat. Sie wird mutiger.“

Länger als ein Jahr ist Hagedorn schon als Patin dabei und erlebt mit Freude, wie sich ihr Patenkind weiterentwickelt. Der Impuls von einer neuen Ansprechperson im Leben der Mädchen ist bei allen Teilnehmerinnen sichtbar, sagt Martina Happe. Die Sozialarbeiterin von „In Via“ ist Organisatorin des Projekts.

„Wenn ein Kind wenigstens eine Bezugsperson hat, die es so annimmt, wie es ist, dann ist das eine ganz große Stütze.“ So können belastende Lebenssituationen etwa in der Familie aufgefangen werden, ist sie sicher. „Sie können da durch unsere Patinnen mit weniger Problemen rauskommen.“

Der Erfolg des Projekts, das es seit 2009 gibt und das derzeit acht Patenschaften unterhält, hängt mit dem großen persönlichen Engagement der ehrenamtlichen Helfer zusammen, sagt Happe: „Sie gehen liebevoll und einfühlsam mit den Mädchen um, mit so viel Herzblut – ich merke, dass sie für ihre Aufgabe brennen.“

Die gemeinsamen Stunden sind daher für beide Seiten ein Gewinn. „Wenn sie spüren, wie in diesen Begegnungen Vertrauen entsteht, Ballast abgeworfen und Motivation gefunden wird, ist das auch für die Patinnen ermutigend.“

Die Treffen zielen aber nicht darauf ab – sie sind erwartungsfrei und ergebnisoffen. „Es geht nicht darum, ein soziales Ziel zu setzen“, sagt Angelika Bredenhöller. Sie setzt sich derzeit als Patin für ein neunjähriges Mädchen ein. „Bei mir darf es einfach mal im Mittelpunkt stehen.“

Bei den berufstätigen Eltern und den vielen Geschwistern sei das oft nicht möglich. „Ich dagegen kann darauf eingehen, was ihr guttut oder was sie sich vielleicht auch mal wünscht.“

Und dann seien es oft die kleinen Dinge, die Großes bewirken könnten: „Das Eis, das wir gemeinsam essen, der Hund, dem sie ein Kunststück beibringt, oder das Bild, das wir gemeinsam malen.“


Michael Bönte / kirche-und-leben.de 
 

Mit dem Ehrenamtspreis des Bistums Münsters zeichnen das Bistum, das Diözesankomitee und „Kirche-und-Leben.de“ beispielhafte, innovative oder nachhaltige Initiativen und Projekte aus. Vor der Preisverleihung am 17. September stellen wir die Preisträger vor. Der zweite Platz geht an das Projekt „In Via“ in Ennigerloh.

Patenschaften mit Herzblut: Martina Happe (links) und Angelika Bredenhöller vom Patenprojekt von „In Via“.

© Michael Bönte / kirche-und-leben.de