Seit dem Lockdown ist es auf der Jugendburg still geworden. Keine Besucher, keine Mitarbeitenden. Auch wenn wohl noch Zeit vergehen wird, bis das „normale“ Leben wieder in die historischen Mauern einkehren kann, Ralf Meyer und das Team fahren den Betrieb langsam wieder hoch: „Für mich ist das eine gute Möglichkeit, das Burgleben Schritt für Schritt kennenzulernen.“
Erfahrungen sollte er eigentlich bei einer Hospitation in der Jugendbildungsstätte der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern machen, doch daraus wurde aufgrund der aktuellen Situation nichts. Die Zeit hat der junge Priester genutzt, um an seiner Hausarbeit fürs Pfarrexamen zu schreiben und sich um die Online-Seelsorge zu kümmern.
Zwischendurch hat Ralf Meyer immer mal wieder auf der Jugendburg vorbeigeschaut und sich mit der pädagogischen Leitung sowie dem Verwaltungsleiter der Bildungsstätte zu ersten Absprachen getroffen: „Die Zusammenarbeit läuft gut“, so sein Eindruck. Während die einen die Angebote schaffen, kümmert er sich um den religiösen Inhalt. Er will den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die zu Seminaren und Veranstaltungen das Jahr über nach Gemen kommen, von seinem Glauben und seinen Hoffnungen erzählen, aber auch seine Zweifel nicht verschweigen. Vor allem aber will er zuhören und erfahren, was junge Leute heute denken und wie sie mit oder ohne Gott leben: „Ich bin sehr gespannt auf die vielen Begegnungen.“ Am liebsten würde Ralf Meyer sofort loslegen.
Mit einem Stellenumfang von 70 Prozent ist der 33-Jährige Burgkaplan: „Diese Aufgabe hat Priorität.“ Mit den verbleibenden 30 Prozent unterstützt der gebürtige Mettinger als Subsidiar das Seelsorgeteam der Borkener Propsteigemeinde St. Remigius – wahrscheinlich in der Jugendarbeit. Welche Aufgaben er genau übernehmen wird, will Ralf Meyer mit Propst Christoph Rensing in den kommenden Tagen klären.
Dieses Zusammenspiel von Burg und Pfarrei reizt den Kaplan: „Während man in einer Pfarrei immer dieselben Menschen um sich hat, sieht man auf der Burg viele wahrscheinlich nur einmal, dafür dann aber über einen kurzen Zeitraum sehr intensiv.“ Wichtig ist Meyer, dass er den Besuchern ein positives Bild von der katholischen Kirche vermittelt. Beispielsweise durch etwas andere Gottesdienst- und Gebetsformate. „Wenn die Jugendlichen wieder nach Hause fahren, sollen sie mitnehmen, dass die Kirche offen für Neues ist“, formuliert er, was ihn antreibt. Dabei wird den neuen Burgkaplan ein Bibelvers aus dem ersten Brief an die Thessalonicher begleiten: „Prüft alles, behaltet das Gute.“
Gudrun Niewöhner