Religionslehrer an Berufskollegs diskutierten über Digitalisierung

, Bistum Münster

Wie verändert die Digitalisierung das gesellschaftliche, politische, berufliche und schulische Leben? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für den Religionsunterricht an Berufskollegs? Diesen und weiteren Fragen sind 50 Religionslehrerinnen und Religionslehrer aus dem Bistum Münster auf ihrer Jahrestagung im KönzgenHaus in Haltern am See nachgegangen. Ihr Treffen stand unter dem Thema: „Herausforderung Digitalisierung“. Eingeladen hatten die Diözesangemeinschaft Münster des Verbandes katholischer Religionslehrerinnen und Religionslehrer an Berufsbildenden Schulen (VKR), das Institut für Lehrerfortbildung sowie die Abteilung Religionspädagogik des Bischöflichen Generalvikariats Münster (BGV).

Markus Doerr von den kaufmännischen Schulen Rheine, Renate Weiß vom Herwig-Blankertz-Berufskolleg Recklinghausen, Dr. Christian Schulte, Leiter der Abteilung Religionspädagogik im Bischöflichen Generalvikariat, und Prof. Andreas Obermann vom evangelischen Institut für berufsorientierte Religionspädagogik der Universität Bonn (von links) sthen nebeneinander und sprechen miteinander.

Markus Doerr von den kaufmännischen Schulen Rheine, Renate Weiß vom Herwig-Blankertz-Berufskolleg Recklinghausen, Dr. Christian Schulte, Leiter der Abteilung Religionspädagogik im Bischöflichen Generalvikariat, und Prof. Andreas Obermann vom evangelischen Institut für berufsorientierte Religionspädagogik der Universität Bonn (von links) diskutierten das Thema „Herausforderung Digitalisierung“.

© Bistum Münster

„Unsere Themen orientieren sich an dem, was die Kolleginnen und Kollegen wünschen und was gerade aktuell ist“, erläuterte Renate Weiß, Bezirksbeauftragte und Religionslehrerin am Herwig-Blankertz-Berufskolleg in Recklinghausen. Da habe sich das Thema „Digitalisierung“ nahezu aufgedrängt. Dabei gehe es nicht primär um den Einsatz unterschiedlicher Medien, sondern auch um die Veränderungen in der Gesellschaft und die Herausforderungen für den Religionsunterricht. „Wir fragen uns, wie sich der Unterricht generell ändert, wenn sich das Medium ändert, und ob sich ethische Herausforderungen in digitalen Welten ergeben“, ergänzte Markus Doerr, Bezirksbeauftragter und Religionslehrer an den kaufmännischen Schulen Rheine.

„Die Digitalisierung bietet vielfältige Möglichkeiten und Chancen, birgt aber auch Risiken und Herausforderungen. An Berufskollegs geht es darum, realitätsnahe berufliche Handlungssituationen zu gestalten“, führte Dr. Christian Schulte, Leiter der Abteilung Religionspädagogik im BGV, in das Thema ein. „Wer professionell pädagogisch handeln will, braucht Kriterien, an denen er sich orientiert. Gerade diese Kriterien in digitalen Lernprozessen bedürfen aber noch der Konkretisierung. Dies gilt besonders für die christlich-ethischen Kriterien“, fügte er hinzu.

In seinem Vortrag „Digitalisierung didaktisch denken“ beleuchtete Prof. Andreas Obermann vom evangelischen Institut für berufsorientierte Religionspädagogik der Universität Bonn (bibor) das Thema. Die digitale Revolution sei in vollem Gange. Die berufspädagogische Herausforderung läge darin, die Schülerinnen und Schüler zu trainieren, damit sie mit der neuesten Technik arbeiten können. „Das Revolutionäre ist auch, dass alle Menschen Zugang zu allem Weltwissen erhalten und sich darüber mit allen austauschen können“, erklärte Obermann. Die Digitalisierung brauche mündige Christenmenschen. „Die Basis, um mit den Herausforderungen umgehen zu können, ist die Aufklärung und der Verstand“, betonte er.

Im anschließenden Gespräch hielt Dr. Andreas Hellgermann, Bezirksbeauftragter und Religionslehrer am Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Berufskolleg in Münster, fest, dass mit der Digitalisierung auch die Frage nach der Veränderung unseres Denkens, ja, unserer Vernunft auf der Tagesordnung steht. „Joseph Weizenbaum, Computerpionier der ersten Stunde, hat sich zunehmend kritisch mit dieser Frage auseinandergesetzt. Er sah die Gefahr, dass der Mensch sich in seinem Denken mehr und mehr der Logik des Algorithmus angleicht. Was wir aber brauchen, um die Probleme dieser Welt zu lösen, ist eine leidempfindliche Vernunft, für die die jüdisch-christliche Tradition steht und weiterhin stehen muss.“

Michaela Kiepe