Rita Panicker aus Delhi berichtete über ihr Projekt „Butterflies“

, Kreisdekanat Coesfeld

Einen besonderen Gast begrüßten die Schülerinnen und Schüler sowie das Kollegium am Mittwoch, 27. November, im Coesfelder St.-Pius-Gymnasium: Rita Paniker aus Indien. Sie stellte der Schulgemeinschaft ihr Projekt „Butterflies“ vor, das sie vor 30 Jahren gegründet hat. „Wir sind seit fünf Jahren eine von insgesamt 16 Misereor-Partnerschulen und unterstützen mit unseren Fastenaktionen jedes Jahr die Arbeit von ‚Butterflies‘“, berichtet Michaela Rissing.

Rita Panicker steht umringt von Schülerinnen und Schülern an einem Stehtisch und freut sich.

Zahlreiche Fragen beantwortete Rita Panicker vom indischen Hilfsprojekt „Butterflies“ den Fünft- und Sechstklässlern bei ihrem Besuch im St.-Pius-Gymnasium in Coesfeld.

© Bistum Münster

Die Lehrerin hat das Projekt, das Straßenkinder hilft und ihnen unter anderem eine Schulbildung ermöglicht, in den Herbstferien selbst in Delhi besucht. Vor Ort überzeugte sie sich von der Arbeit, die von der Schule jährlich mit 6000 bis 7000 Euro unterstützt wird. Ein Großteil des Geldes sammeln die Schülerinnen und Schüler beispielsweise durch ihre jährliche Fastenwanderung zum Kloster Gerleve.

„Doch geht es um weit mehr als die finanzielle Unterstützung. Die Kinder und Jugendlichen blicken über den eigenen Tellerrand hinaus. Sie erfahren, wie andere Kinder in anderen Ländern leben. Zahlreiche Themen kann man zudem in den Unterricht einbringen“, ergänzt Rissing.

Und so reisen die Fünft- und Sechstklässler an diesem Morgen mit Rita Panicker in ein fernes Land. Sie lernen aus Filmen und den Ausführungen der Gründerin das Leben in einer gänzlich anderen Welt kennen. Sie erfuhren, dass Kinderarbeit in Indien Normalität sei und Familien in den Slums gemeinsam in teils nur fünf Quadratmeter großen Hütten wohnten. Die Zehn- bis Zwölfjährigen staunen nicht schlecht, als Panicker ihnen die mobile Schule vorstellt. Zwei umgebaute Busse fahren regelmäßig 13 Treffpunkte in der Stadt an, in der fast 20 Millionen Einwohner leben. Dort unterrichten Lehrer die Straßenkinder, kümmern sich um sie und versorgen sie auch medizinisch, wenn es notwendig ist. „Wenn die Kinder nicht in die Schule kommen, gehen wir zu ihnen.“ Diesen Ansatz verfolgte Panicker, als sie die Organisation „Butterflies“ 1989 gründete. Viele Kindern haben es durch diese Unterstützung geschafft, die Zulassung für eine staatliche Schule zu erhalten, um dort einen Abschluss zu erlangen. „Die Geschichten, die die Kinder auf der Straße erleben, machen mich traurig. Manchmal habe ich auch gedacht, dass ich es nicht schaffe, ihnen zu helfen“, berichtet die Inderin auf Nachfrage der Schüler.

Aber inzwischen gebe es viele erfolgreiche Geschichten von ehemaligen Straßenkindern, die es über die Bildung geschafft hätten, sich ein Leben außerhalb der Slums aufzubauen. „Ein ehemaliger Schüler ist jetzt Chef einer Firma in Florida. Immer, wenn er Indien besucht, kommt er auch zu uns und berichtet den Jungen und Mädchen in unserem Projekt von seiner Geschichte“, informiert Panicker. Neben der mobilen Schule gebe es aber noch weitere Unterstützung für die Straßenkinder: „Notunterkünfte mit sicheren Schlafplätzen, ein Notfalltelefon, Sozialarbeiter, die die Mädchen und Jungen bei der Berufsausbildung helfen, Tanzgruppen, eine Zeitung sowie einen Radiosender. Außerdem gibt es eine Kinderentwicklungsbank, bei der die Kinder ihre Ersparnisse einzahlen können, damit sie ihnen nicht geklaut werden“, zählt Panicker auf. So biete sie täglich mit ihrem Team rund 2000 Kindern Hilfe an – auch dank der Hilfe aus Coesfeld.

Michaela Kiepe