Rosenkranzmonat Oktober: Eine Fachfrau erklärt den Rosenkranz

59 Perlen und ein Kreuz, alles durch eine Kette verbunden: So sieht ein Rosenkranz aus. Die katholische Kirche widmet ihm und dem gleichnamigen Gebot den Monat Oktober.

Wie der Rosenkranz funktioniert und was dieses traditionsreiche Gebet für heutige Gläubige bedeuten kann, erklärt zum Rosenkranzmonat Dr. Annette Höing vom Referat Katechese des Bistums Münster.

"Der Rosenkranz ist eine Gebetsschnur, alle Elemente stehen für bestimmte Gebete", sagt sie, "man betet entlang der Kette beziehungsweises des Kranzes und reiht so das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, das Gegrüßet-seist-du-Maria und den Lobpreis ,Ehre sei dem Vater‘ nach festen Regeln aneinander." Das Gegrüßet-seist-du-Maria komme 53mal vor: dreimal zu Beginn, danach in fünf Gruppen mit je zehn Gebeten. Jede Zehnergruppe bilde ein (Rosenkranz-)Gesätz, das mit dem Vaterunser beginnt und mit dem "Ehre sei dem Vater" schließt. Bei jedem Gesätz wird an der Stelle: "und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus …" ein Aspekt aus dem Leben Jesu eingefügt. Auf diesen richten die Betenden ihre Meditation.

"So werden in einem Rosenkranz fünf Aspekte aus dem Leben Jesu betrachtet", sagt Höing. Der freudenreiche und der lichtreiche Rosenkranz thematisierten je fünf Aspekte aus dem irdischen Wirken Jesu. Der schmerzhafte Rosenkranz bedenke fünf Aspekte aus Jesu Leidensgeschichte, und der glorreiche und der trostreiche Rosenkranz schließlich meditieren den auferstandenen Jesus.

Wie alle meditativen Gebete lebe der Rosenkranz von rhythmischen Wiederholungen. Dadurch könne sich die gedankliche Konzentration vom einzelnen gesprochenen Wort lösen und sich auf ein Ziel richten, das "unter den vielen gleichen Worten verborgen" sei. "Beim Rosenkranzgebet ist das Ziel Gott selbst, der den Menschen in Jesus Christus nahe gekommen ist", erklärt Höing. Der Betende richte sich auf Gott aus, alles andere trete in den Hintergrund. "Feste Formeln, die man dabei spricht, helfen erfahrungsgemäß, zu dieser Konzentration und Sammlung zu kommen", meint sie.

Übrigens beteten viele Religionen, auch außerhalb des Christentums, auf diese Weise. Viele benutzen dazu ebenfalls Gebetsschnüre. "Sie erleichtern die Orientierung im Gebet und helfen, alle geistigen Kräfte auf das Göttliche zu richten", sagt Höing.

Im Mittelpunkt des Rosenkranzgebetes steht Jesus Christus. Sein Wirken, Leiden und Auferstehung würden durch die Augen seiner Mutter Maria betrachtet. So sei der Rosenkranz Ausdruck einer Marienverehrung. "In Zeiten, in denen Gott als Weltherrscher und strenger Richter den Menschen sehr fern war, standen Heilige, vor allem die Mutter Maria, der nichts Menschliches fremd war, den Menschen sehr nahe", begründet Höing.

Doch auch heute könne das Rosenkranzgebet für Menschen sehr wertvoll sein. Schließlich sehnten sich viele nach innerer Ruhe und Frieden. "Der Rosenkranz als Christus-Meditation kann ein Abschalten vom Alltag und Freiwerden der Gedanken fördern", findet Höing, "die Erfahrung, für einige Minuten unabgelenkt bei Gott zu sein und von ihm gesehen zu werden, kann im alltäglichen Wahnsinn gelassener machen."

Wer den Oktober nutzen möchte, um sich dem Rosenkranz (wieder) anzunähern, dem rät sie, sich erst einmal im Gotteslob unter Nummer 4 die Gesätze durchzulesen und sich zu fragen, ob eines in der momentanen Situation besonders ansprechend ist. Höing sagt: "Vielleicht reicht es als Einstieg, einen Aspekt aus einem Gesätz mit durch einen Tag zu nehmen, zwischendurch daran zu denken und zum Tagesabschluss eine Zehnerkette damit zu beten." Das könne man auf Wunsch nach und nach um weitere Gesätze und die rahmenden Gebete erweitern – um irgendwann vielleicht sogar den kompletten Rosenkranz zu beten.

Zum Einstieg finden sich Anleitungen unter der Nummer 4 im Gotteslob oder im Internet unter www.katholisch.de/glaube/unsere-gebete/das-rosenkranzgebet.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 01.10.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: By Daniel Tibi (Dti) via Wikimedia Commons