Rumänisch-orthodoxe Gemeinde übernimmt die Dyckburg-Kirche

, Stadtdekanat Münster

Ein paar Minuten hinter dem Stadtteil Handorf liegt zwischen Wald und Wiesen die Dyckburg-Kirche, eine Marienkirche mit viel Geschichte. Menschen kommen her, wenn sie eine Bitte haben, eine Kerze anzünden möchten oder einfach Ruhe suchen. Nun beginnt ein neues Kapitel: Zum 1. Dezember verkauft die Kirchengemeinde St. Petronilla die Dyckburg-Kirche. Neue Eigentümerin: die rumänisch-orthodoxe Gemeinde, die dort bereits seit neun Jahren Gottesdienste feiert. 
 

Der katholische Pfarrer Jürgen Streuer (links) und der rumänisch-orthodoxe Pfarrer Dimitrie Ursache in der Dyckburg-Kirche, die zum 1. Dezember in den Besitz der rumänisch-orthodoxen Gemeinde übergeht.

© Bistum Münster

Ein paar Minuten hinter dem Stadtteil Handorf liegt zwischen Wald und Wiesen die Dyckburg-Kirche.

© Bistum Münster

Für den rumänisch-orthodoxen Pfarrer Dimitrie Ursache fühlt es sich an wie eine Heimkehr: „Die Menschen unserer Gemeinde kommen aus vielen Städten, sie fahren teilweise weit – hier haben wir einen Ort gefunden, der zu uns passt und uns jetzt wirklich gehört.“ Etwa 100 bis 200 Gläubige feiern jeden Sonntag den Gottesdienst mit, zu großen Festen wie Ostern strömen Hunderte herbei. Seit der ersten Priesterweihe im Jahr 2016 – am 25. September 2016 wurde Dimitrie Ursache in der Dyckburg-Kirche geweiht – ist die Gemeinde gewachsen, aus einer liturgischen Notlösung wurde eine kirchliche Heimat.

Dass dieser Schritt möglich wurde, liegt auch an der gewachsenen Verbundenheit zur katholischen Pfarrei. Pfarrer Jürgen Streuer erinnert sich noch gut an jenen Tag, an dem die rumänisch-orthodoxe Kirche anrief und dringend einen Ort für eine Weihe suchte. „Wir hatten sonntags keinen eigenen Gottesdienst mehr in der Dyckburg-Kirche – und wir hatten offene Türen“, sagt er. Was als Gastfreundschaft begann, ist längst Freundschaft geworden. Man habe viele Pläne gemeinsam abgestimmt, sogar der Schließdienst arbeitet ökumenisch Hand in Hand. Die zwölf ehrenamtlichen Frauen und Männer haben ihr Wort gegeben: Sie werden auch nach der Übernahme durch die rumänisch-orthodoxe Gemeinde ihren Dienst fortsetzen.

Die St.-Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Dyckburg steckt voller Geschichte: Dompropst Christian von Plettenberg beauftragte im Jahr 1740 den Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun, um die Kirche nach dem Vorbild der Basilika im italienischen Loreto zu errichten. Später kamen Erweiterungen hinzu, barocke, neugotische, immer mit dem Blick auf die Gottesmutter Maria. Für Orthodoxe ist das mehr als ein glücklicher Zufall. „Maria hat eine sehr große Bedeutung für uns“, betont Ursache. Dass die Grabeskapelle einer moldawischen Prinzessin, die wahrscheinlich orthodoxen Glaubens war, 1914 angebaut wurde, sorgt für ein Schmunzeln: „Unsere Wurzeln passen hier besser hinein, als man vielleicht denken würde.“

Die Kirche wird sich verändern. Ikonen werden ihren Platz finden, auch eine Ikonostase, wie es in orthodoxen Kirchen üblich ist. „Doch das geschieht alles mit Rücksicht auf den Charakter des Gebäudes“, versichert Ursache. Die Loretto-Madonna bleibt auch durch die Ikonostase hindurch sichtbar. Und wer die Kerze für sein stilles Anliegen entzünden möchte, wird weiterhin täglich eine offene Tür vorfinden. Darauf haben sich Gemeinde und Denkmalschutz verständigt – und vor allem darauf, den Ort als lebendigen Raum des Gebets zu bewahren.

Dass die katholische Kirche den Raum nicht profaniert, ist ein bewusstes ökumenisches Signal. Die Reliquien werden entnommen, ebenso das Allerheiligste, die geweihten Hostien, aber das Gebäude bleibt ein geweihter Kirchenraum. Auch wenn die Kirchengemeinde St. Petronilla künftig nur noch zu besonderen Anlässen dort einen Gottesdienst feiern wird, bleibt die Geschichte verbunden. Streuer ist das wichtig: „Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass hier weiter Eucharistie gefeiert wird. Glauben hört ja an der Grundstücksgrenze nicht auf.“

Am Donnerstag, 27. November, wird die katholische Gemeinde zum vorerst letzten Mal eine Messe in der Dyckburg-Kirche feiern. Drei Tage später folgt eine ökumenische Vesper, die Schlüsselübergabe – und ein Fest, zu dem die rumänisch-orthodoxe Gemeinde einlädt. Dann beginnt das neue Kapitel offiziell.

Ann-Christin Ladermann