Schüler der Realschule St. Martin gestalten Mitmachausstellung

, Kreisdekanat Warendorf

Ruhig ist es in der Aula der Realschule St. Martin in Sendenhorst. Konzentriert schreiben die Schülerinnen und Schüler der siebten Klasse ihre Gedanken auf kleine Zettel: Sorgen, Ängste, Belastendes. „Dass mich Eva beleidigt“, steht da. Oder: „Die Noten in der Schule.“ Auch größere Themen tauchen auf: „Klimawandel, Familienstress, Politik in der Welt.“ Dann gehen die Jugendlichen nach vorne und schlagen ihre Zettel an ein großes Holzkreuz. Lautes Hämmern hallt durch den Raum. „Jesus möchte eure Lasten mittragen“, haben ihnen die Sechstklässler zuvor erklärt.

Die Schülerinnen und Schüler probieren ungesäuertes Fladenbrot, das beim jüdischen Pessachfest miteinander geteilt wird.

© Bistum Münster

Ihre Sorgen und Lasten, die die Schülerinnen und Schüler zuvor aufgeschrieben haben, bringen sie mit Nagel und Hammer am Kreuz an.

© Bistum Münster

Es ist eine besondere Ausstellung, die in dieser Woche viele Klassen der Realschule erleben dürfen. Die Religionskurse der sechsten Jahrgangsstufe haben eine Mitmachausstellung zu den Kar- und Ostertagen gestaltet – und führen nun selbst ihre Mitschülerinnen und Mitschüler durch die interaktiven Stationen.

„Es ist eine andere Form von Lernen“, sagt Schulseelsorgerin Tanja Tiedeken. „Wir haben gemerkt, dass viele Kinder kaum noch wissen, was an den Kar- und Ostertagen passiert. Deshalb wollten wir es anschaulich machen – mit allen Sinnen.“ Und tatsächlich: Zu sehen, zu hören, zu fühlen und sogar zu schmecken gibt es einiges.

An der ersten Station sitzen die Kinder in einem Kreis um eine festlich gedeckte Mitte – so wie beim letzten Abendmahl an Gründonnerstag. Es gibt ungesäuertes Fladenbrot zum Probieren und viele Informationen über das jüdische Pessachfest und die Geschichte von Mose und den Auszug aus Ägypten. Weiter geht es mit dem Kreuzweg, für den die Sechstklässler sieben Stationen gemalt und Gebete geschrieben haben. Besonders eindrücklich ist die Station zu Karfreitag, bei der die Schülerinnen und Schüler ihre Sorgen ans Kreuz nageln dürfen. Den Abschluss bildet die Osterstation. Hier gestalten die jungen Besucherinnen und Besucher ihre eigene kleine Osterkerze mit Symbolen ihrer Wahl: ein Kreuz, ein Fisch oder auch persönliche Zeichen.
 

Die Schülerinnen und Schüler gestalten ihre eigene kleine Osterkerze mit Symbolen ihrer Wahl: ein Kreuz, ein Fisch oder auch persönliche Zeichen.

© Bistum Münster

Marlene (12) hat für ihre Kerze einen besonderen Platz vorgesehen: „Mein Opa ist kürzlich verstorben. Die Kerze stelle ich auf sein Grab.“ Auch Jara (13) ist beeindruckt: „Ich fand es schön, dass Mitschülerinnen und Mitschüler die Stationen gestaltet haben und nicht Erwachsene. Und dass man die Kerze mitnehmen kann, als Erinnerung.“

Für die Sechstklässler selbst war die Vorbereitung eine ganz neue Erfahrung. „Das hat viel Spaß gemacht“, erzählt Noel (11). Und Finley (12) ergänzt: „Wir haben viel im Team gearbeitet und auch gelernt, wie man so etwas auf die Beine stellt.“ Besonders aufregend: zum ersten Mal Mitschüler durch eine Ausstellung zu führen. 

Dass diese Ausstellung mehr ist als nur Unterricht, ist in der Aula deutlich zu spüren. Es ist ein Ort zum Nachdenken, zum Erinnern – und zum Hoffen.

Ann-Christin Ladermann