Sebastian Laube kandidiert für den Pfarreirat

Wie die Zukunft der katholischen Kirche aussehen könnte, davon hat er in einer Diaspora-Kirchengemeinde in Hamburg einen Eindruck gewonnen – und gerade das motiviert Sebastian Laube, die Gegenwart der Kirche in seiner Pfarrgemeinde St. Agatha Mettingen mitzugestalten.

Der 38-Jährige, derzeit Mitglied im Pfarrgemeinderat, will auch weiter Verantwortung übernehmen. Deshalb kandidiert er für den Pfarreirat, der im November in Mettingen – wie überall im Bistum Münster – erstmals gewählt werden wird.

Laubes kirchliches Engagement hat zwei Quellen. Zum einen hat er als Messdiener, Messdienerleiter und später Zivildienstleistender in Mettingen eine geradezu klassische katholische Kindheit und Jugend durchlaufen. Zum anderen prägten ihn gerade die folgenden Stationen außerhalb seines Heimatorts: während des Studiums in Dublin, wo er den Aufbau einer deutschen Kirchengemeinde unterstützte – "eine sehr spannende Erfahrung" – , und dann eben in Hamburg, wo er mit seiner Frau und den zwei Töchtern einige Jahre lebte.

Dass ihn die Erfahrungen als Teil der dortigen katholischen Minderheit nicht demotiviert, sondern im Gegenteil zum kirchlichen Ehrenamt angespornt haben, findet Sebastian Laube keineswegs paradox. Für jemanden wie ihn aus einem noch traditionell katholischen Umfeld sei die Diaspora zwar ein Kulturschock gewesen, aber: "Der hat uns als Familie positiv geprägt, weil wir Gemeindeleben ganz anders kennen gelernt haben. Zum Beispiel haben sich alle sonntags im Gottesdienst getroffen, weil es nur einen gab; an den Familienangeboten nahmen sogar von zu Hause ausgezogene Kinder teil, und die Ehrenamtlichen machten Fundraising, damit Aktivitäten finanziert werden konnten." Damals habe er gelernt, "dass die Christen mittun müssen, damit sich was tut."

An dieses Prinzip hat er sich nach der Rückkehr nach Mettingen gehalten, zunächst, indem er an einzelnen Projekten wie dem Internetauftritt der Pfarrgemeinde mitarbeitete. Später dann wurde er in den Pfarrgemeinderat gewählt, hat jetzt die erste Wahlperiode hinter sich. "Darin hatten wir viel mit personellen Fragen zu tun", sagt Laube rückblickend. Umso mehr freut er sich, demnächst im Pfarreirat wieder mehr inhaltlich arbeiten zu können.

Als sein Thema betrachtet der Familienvater dabei vor allem die Erstellung eines Pastoralplans für die lokale Seelsorge. Diese Aufgabe stellt das Bistum Münster den zu wählenden Pfarreiräten und begleitet sie zugleich dabei – ein Prozess, in dem Sebastian Laube eine Chance sieht, "sich mit fachlicher Unterstützung den Veränderungen zu widmen, die auf unsere Kirche zukommen, und zugleich die Stärken unserer Pfarrgemeinde zu analysieren, öffentlich zu machen und darüber mit Institutionen und Gruppen ins Gespräch zu kommen." Schließlich hätten Kommunen oder andere Vereine genau wie die Kirche gesellschaftliche Herausforderungen wie den demographischen Wandel zu bewältigen, "und wir als Kirchengemeinde haben da viel zu bieten."

Diese Vielfalt des Gemeindelebens treibt den engagierten Christen an – nicht nur nach außen, sondern auch innerhalb des Pfarrgemeinderats: "Der besteht aus ganz unterschiedlichen Personen, wie ein kleines Spiegelbild der Gesellschaft. Und das ist für jeden ganz persönlich wertvoll, denn so denkt man über die eigene Generation und deren Themen hinaus."

Hinausdenken will Sebastian Laube nicht zuletzt auch über das, was ihm sein Ehrenamt manchmal erschwert. "Natürlich sind manche Entwicklungen in der Kirche frustrierend", räumt er ein, "etwa, dass wir weniger werden und als weniger attraktiv empfunden werden." Außerdem sei man sehr oft sozusagen Blitzableiter für alles, was an der katholischen Kirche kritisch gesehen werde. Aber: "Gerade dann zeigt mir meine Zugehörigkeit zur Pfarrgemeinde, dass ich doch kein Einzelkämpfer, sondern Teil einer Gemeinschaft bin."

Sicher sei es gerade für Gläubige aus einem noch volkskirchlich geprägten Umfeld oft schwierig, "sich einzugestehen, dass wir uns im Wandel befinden, unsere Ansprüche anpassen und unsere Angebote überdenken müssen. Aber zum Glück weiß ich aus Hamburg, dass das nichts Schlechtes sein muss und dass eine Gemeinde auch verändert weiterlebt."

Aus dieser Überzeugung heraus wirbt Sebastian Laube um Kandidaten für den Pfarreirat. Allein stehende Senioren und allgemein Frauen, besonders aus dem Gemeindeteil Schlickelde, fehlen noch auf der Kandidatenliste, um weiter einen gesellschaftlichen Querschnitt abzubilden. Potenzielle Kandidaten will Laube sowohl rational als auch emotional überzeugen: "Mit dem Argument, dass die Qualität des Gemeindelebens massiv von den Mitarbeitenden abhängt, und mit dem Hinweis, dass man mit netten Leuten zusammen ist und viel Spaß hat."

Ihn jedenfalls halten und stärken diese Gedanken, ebenso wie sein Glaube. Und das so sehr, dass der Diplom-Kaufmann, der im Marketing eines Lebensmittelherstellers in Bielefeld arbeitet, das Ehrenamt zusätzlich zur beruflichen Beanspruchung bewusst auf sich nimmt. "Mir ist das so wichtig, dass ich diese Zeit gern investiere", betont er und fügt augenzwinkernd hinzu: "Dafür kommt dann eben der Sport zu kurz, der mir vermutlich auch gut täte."

Informationen zu den Pfarreiratswahlen gibt es im Internet unter www.pgrwahl.de.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de