Im vergangenen Jahr hat sie die vom Bistum Münster erstmals angebotene Qualifizierung „Mehr als ,Zwischen Tür und Angel‘“ absolviert, denn sie hat festgestellt: „Situationen, in denen ein seelsorgliches Gespräch mit Eltern oder innerhalb unseres Teams notwendig wird, nehmen zu.“ Künftig wird es für solche Gespräche einen eigenen Raum geben und im Falle eines Falles steht Andrea Michels ein großer roter Koffer zur Verfügung. Der ist gefüllt mit allerlei Materialien wie Stiften und Zetteln, aber auch Büchern und Bildern. „Das ist der Trost- und Trauerkoffer, den ich als Abschlussprojekt der Qualifizierung zusammengestellt habe“, erklärt die Kita-Leiterin.
Wichtigstes Ziel ist, dass die Menschen das Gefühl bekommen sollen, dass sie sprechen können und ihnen zugehört wird. Manchmal, weiß Andrea Michels, wird aber auch schon ein aufmunterndes oder verständnisvolles Wort reichen: „In allen Familien kann es zu stressigen Situationen kommen, auch ein Streit am Frühstückstisch ist ab und an ganz normal, niemand ist perfekt“, sagt sie. Oft sei schon viel erreicht, wenn die Menschen merken, dass andere darauf eingehen und signalisieren, dass sie mit ihren Gefühlen nicht alleine gelassen werden, wenn sie reden möchten.
Während Andrea Michels sich insbesondere zur Seelsorge für erwachsene Menschen qualifiziert hat, liegt das besondere Augenmerk von Kita-Mitarbeiterin Jessica Heisterkamp auf den Bedürfnissen der Kinder. Sie hat den Zertifikatskurs „Schwere Kinderherzen“ des Bistums erfolgreich absolviert. „Dieser Kurs ging über insgesamt zehn Tage mit unterschiedlichen Referenten“, blickt sie zurück. Dabei habe sie viel über die besonderen Bedürfnisse von Kindern gelernt, aber auch, wie sie gerade in schwierigen Situationen, die über den üblichen Kita-Alltag hinausgehen, gut mit ihnen kommunizieren kann: „Es ist heute wichtig die Emotionen der Kinder zu begleiten und zu verstehen, welche Bedürfnisse und Wünsche dahinterstehen. Es ist spannend zu lernen, was man alles machen kann“, sagt sie. Das gelte nicht nur für akute Belastungssituationen, sondern auch im Kita-Alltag. „Denkbar wäre es zum Beispiel, hier eine Freud-und-Leid-Ecke einzurichten, in der die Kinder regelmäßig Fotos oder Bilder von schönen oder auch traurigen Ereignissen aufstellen können“, erläutert Jessica Heisterkamp. Und auch sie kennt den roten Koffer von Andrea Michels, dessen Inhalt kann nämlich sowohl Erwachsene als auch Kinder trösten.
Christian Breuer