Segnungsfeier für Hinterbliebene mit Bischof Felix Genn

, Bistum Münster

„Ich freue mich sehr, dass Sie heute hier sind“, wandte sich Bischof Dr. Felix Genn zu Beginn des Gottesdienstes in der Kapelle des bischöflichen Priesterseminars Borromaeum direkt an 44 Trauernde aus dem Bistum Münster. Sie waren der Einladung zum „Begegnungstag für Hinterbliebene“ der Abteilung Seelsorge des Bischöflichen Generalvikariats gefolgt. „Sie sind nicht allein“, versicherte der Bischof den Anwesenden. „Die Kirche im Bistum Münster ist mit Ihnen verbunden und steht an Ihrer Seite."

Der Tag, der unter dem Leitmotiv „Ich bin mit euch alle Tage“ stand, sollte den Trauernden helfen, ihre Erinnerungen an den verlorenen Menschen und ihre Schritte auf dem neuen Lebensweg vor Gott zu bringen, neue Kraft zu schöpfen und den Segen Gottes zugesprochen zu bekommen. So hatten sie auch die Möglichkeit, sich während der Feier einzeln vom Bischof segnen zu lassen.

Zu Beginn erinnerte Genn an den Terrorangriff auf die USA am 11. September 2001. „Heute ist es 20 Jahre her, dass in Amerika Tausende starben. Es war ein schreckliches Ereignis. Auch die Flutkatastrophe vom Juli in unserem Land hat viele Todesopfer gefordert.“ Das sei schon schrecklich, wenn man es höre. „Wenn wir aber selbst betroffen sind, dann bekommt es ein ganz anderes Gepräge. Lassen Sie uns nun in der Gemeinschaft des Glaubens an den Auferstandenen Gottesdienst feiern“, sagte der Bischof.

„Wovon das Herz voll ist, spricht der Mund“, erklärte Genn in seiner Predigt. „Haben Sie das nicht auch erlebt, als Sie voll von Schmerz und Trauer waren? Da brauchten Sie Menschen, denen Sie Ihr Herz ausschütten, denen Sie sich anvertrauen konnten.“ Er wünsche den Trauernden, dass diese jemanden haben, dem sie ihr „übervolles Herz anvertrauen“ können. Dazu sei auch dieser Tag gedacht. 

Trauer könne man auf vielfältige Art ausdrücken. „Sie haben sich ganz bewusst dazu entschieden, das hier im Rahmen dieses Gottesdienstes zu tun. Auch das Herz Jesu war voll von dem, was er von seinem Vater erfahren hatte.“ Auch er habe mitteilen wollen, was ihn in der Tiefe seines Herzens bewegte. „Gott hat für jeden Menschen ein persönliches Wort – auch angesichts der Katastrophe des Todes“, versicherte der Bischof den Trauernden. Bei Gott sei die Rettung: „Das ist keine Utopie, sondern die Wahrheit. Der Vater ist zuverlässig, wenn Sie auf ihn bauen.“ 

Bischof Genn betonte, dass auch er Vorbilder im Glauben brauche. „Die Heilige Edith Stein, die 1942 in Auschwitz vergast wurde, ist so ein Vorbild für mich“, gab er einen persönlichen Einblick. Sie habe bis zuletzt auf Gott vertraut: „Ich weiß jemanden in meiner Nähe, dem ich rückhaltlos vertrauen kann.“ Mit dieser Hoffnung, dieser Gewissheit sei sie gestorben. „Ich wünsche Ihnen die Erfahrung eines solchen festen Fundaments“, gab Genn am Ende des Gottesdienstes den Anwesenden mit auf den Weg.

Nach dem Gottesdienst konnten die Trauernden an unterschiedlichen Programmpunkten teilnehmen: Zu dem Thema „Das Herz steinschwer“ gab es ein Gesprächsangebot, das zum Austausch über die Trauer einlud. Eine Domführung wurde zu einem Begegnungsraum zwischen Gott und Mensch, während es während der Konzertlesung „Du trägst uns auch in dunklen Stunden“ meditativ wurde. 

Zum „Begegnungstag für Hinterbliebene“ lädt das Bistum Münster seit 2006 jährlich ein.

Jürgen Flatken