„Sie haben den Menschen in Münster gut getan“

, Stadtdekanat Münster

„Sie haben den Menschen in Münster gut getan.“ Was Bürgermeisterin Maria Winkel der scheidenden Leiterin des Hauses der Familie in Münster, Edith Thier, bei deren Verabschiedung bescheinigte, bestätigte sich im Laufe des Nachmittags in weiteren Grußworten und vielen persönlichen Gesprächen. Mitarbeitende, Kolleginnen und Kollegen, Familie, Freunde und zahlreiche Weggefährte verabschiedeten Edith Thier am 23. Juni in den Ruhestand. 15 Jahre lang hatte sie die Bistumseinrichtung in der Innenstadt geleitet. Begrüßt wurde zudem ihr Nachfolger Johannes Wilde.

„Danke, dass Sie gekommen sind und mit mir zusammen schwitzen“, freute sich Edith Thier bei 32 Grad Außentemperatur über das volle Haus und hieß das Improtheater „RatzFatz“ willkommen, das den Nachmittag auflockerte. 

Stadtdechant Jörg Hagemann, Vorsitzender des Vereins „Katholisches Bildungsforum im Stadtdekanat Münster“, ging in seinem Grußwort auf die Früchte der Arbeit Edith Thiers ein. „Sie werden deutlich in ihrem Handeln, in ihrer Art und Weise, wie sie mit Menschen umgeht, wie sie Menschen zusammenbringt und wie sie selber redet und lebt. Ich kenne wenig Menschen, die so authentisch das leben, was uns im Haus der Familie wichtig ist“, führte er aus, bevor er sich an die scheidende Leiterin wandte. „In der Art und Weise, wie Du mit den Mitarbeitenden in guten und schwierigen Zeiten umgegangen bist und wie Du das Haus geprägt hast, kommt die Haltung und der Glaube zum Vorschein, aus denen heraus Du lebst“, dankte Hagemann ihr für den Einsatz.

Edith Thier (2. von rechts) ist in den Ruhestand verabschiedet worden und hat den Schlüssel an ihren Nachfolger Johannes Wilde (links) übergeben. Rückblick und Dank für Edith Thier gab es unter anderem von Stadtdechant Jörg Hagemann und Katharina Ferber, stellvertretende Leiterin des Hauses der Familie.

© Bistum Münster

Bürgermeisterin Maria Winkel hob die Zielgruppe hervor, derer sich Edith Thier in ihrer Zeit besonders angenommen hatte: „Ihr Herz schlägt für die, die es nicht leicht haben, deren Chancen geringer sind oder denen der Zugang zu Bildung schwerer fällt oder verwehrt bleibt.“ Damit konfrontiert wurde Edith Thier in besonderer Form in ihrer Zeit in Kolumbien, wo sie ab 1983 elf Jahre in der Entwicklungshilfe tätig war. Im Haus der Familie in Münster baute sie zusammen mit dem Team die interkulturelle und interreligiöse ebenso die sozialraumorientierte Arbeit aus. „Das Haus der Familie ist aus der Bildungslandschaft in Münster nicht mehr wegzudenken“, betonte die Bürgermeisterin und dankte Edith Thier für die stets enge Vernetzung mit der Stadt. „Sie haben gerne auf kurzem Weg, im Dialog und auf Augenhöhe gearbeitet, um gemeinsam gute Angebote und Unterstützung für die Menschen in der Stadt zu entwickeln.“ 

Im Namen der Mitarbeitenden blickten Katharina Ferber und Marie-Louise Haschke im Dialog auf die Zeit mit Leiterin Edith Thier zurück. Auf Anekdoten von ihrem Umgang mit Renovierungen im Haus, Verwaltungsangelegenheiten oder dem Hochwasser 2014, das auch die Bildungseinrichtung unter Wasser gesetzt hatte, folgten würdigende Worte: „Deine große Stärke ist es, in Krisen ruhig und gelassen zu bleiben“, erklärte etwa Marie-Louise Haschke. „Dein Herzblut gehört den Menschen und der inhaltlichen Arbeit hier im Haus“, ergänzte Katharina Ferber, bevor sich das gesamte Team, verteilt im Publikum, für verschiedene Charakterzüge und Handlungen bei ihrer Chefin bedankte. 

Edith Thier machte in ihren Abschiedsworten deutlich, dass sie besonders die Gestaltungsräume bei ihrer Arbeit geschätzt habe. „Ich hatte die Chance, mit einem rückenstärkenden Vorstand, kompetenten Mitarbeitenden und Kolleginnen und Kollegen gemeinsam Experimente zu wagen, für gemeinsame Anliegen zu kämpfen, Misserfolge auszuhalten und Erfolge zu feiern.“ Familienbildung spiele sich immer stärker auf dem Markplatz von Bildung und Begegnung ab. „Es ist uns insgesamt gelungen, vor allem die Menschen in die erste Reihe zu stellen, die sich in herausfordernden prekären Lebenslagen befinden. Dadurch wurde auch das Haus der Familie bereichert“, zog sie ein Fazit und bezeichnete sich selbst als „eine Frau der klaren Worte“ und mit „Herz und Seele“. „Das mag manchmal unbequem gewesen sein, aber meine Arbeit war immer geprägt von dem Anliegen, gemeinsame Ziele zu erreichen“, bedankte sie sich besonders bei ihrem Team. 

Symbolisch überreichte Edith Thier am Ende einen überdimensionalen Schlüssel an ihren Nachfolger Johannes Wilde. „Ich bin zuversichtlich, dass mit dir Bewährtes bleiben und Neues entstehen kann“, gab sie ihm mit auf den Weg. Wilde, der seit dem 1. Juni von Edith Thier in die Aufgaben eingearbeitet wird, nutzte die Gelegenheit, sich vorzustellen und erste Eindrücke zu teilen. Der Ethiker und Sozialpädagoge, der unter anderem sechs Jahre lang politischer Vorsitzender beim BDKJ-Diözesanverband Münster war, betonte die Offenheit und Herzlichkeit, die das Haus ausstrahle. „Das kann es nur mit einem funktionierenden Team geben“, bei dem er in den ersten Tagen eine „hohe Fachlichkeit und Identifikation mit dem Haus der Familie“ wahrgenommen habe. Wilde, der seine Vorgängerin größentechnisch deutlich überragt, schloss mit den Worten: „Ich bin zwar ein paar Zentimeter größer als Du, aber ich habe großen Respekt vor den Fußspuren, die Du hinterlässt und die ich so gut wie möglich ausfüllen möchte.“ 

Ann-Christin Ladermann