Bischof Genn griff zunächst den Appell von Papst Franziskus auf, „dem weiteren Zerstören der Erde Einhalt zu gebieten“. „Noch nie in der Geschichte hat sich ein Papst so ausführlich und konkret mit der Situation unserer Schöpfung auseinandergesetzt und auf die Schäden und Risiken der Klimakrise und viele Einzelheiten, die sich daraus ergeben, hingewiesen“, sagte der Bischof.
Er sprach sich auch gegen eine Neuordnung des Paragraphen 218 zum Schwangerschaftsabbruch aus. Dieser ist nach den Worten des Bischofs ein Kompromiss, der nicht aufgehoben werden dürfe. Denn sonst, sagte Bischof Genn, „stehen wir vor der Frage, vor der Radikalität und Brutalität des Gedankens und der Tat, ob ein Mensch das Recht haben kann, einen anderen Menschen zu töten“. Vielmehr müsse es darum gehen, wahrzunehmen, „dass das ungeborene Leben ein Recht hat, ohne dass deshalb die Würde und die Sorge um die Not von schwangeren Frauen in irgendeiner Weise abgeschwächt werden dürfen.“ Wichtig sei es, beide Rechte in einen guten Einklang zu bringen und deshalb weiter am Kompromiss des Paragraphen 218 festzuhalten.
Auch, erklärte der Bischof, dürften die Menschen sich nicht an den Krieg gewöhnen, sei es in der Ukraine oder im Heiligen Land. Genn: „Wir dürfen hier nicht nachlassen darauf hinzuweisen, dass jeder Krieg Unrecht ist und Leben zerstört. In welche Abgründe der menschlichen Seele mussten wir im vergangenen Jahr angesichts des Abschlachtens von Menschen hineinschauen, aber auch angesichts der Verbohrtheit von Politikern, die letzten Endes davon ausgehen, dass es eine ungleiche Wertigkeit unter einzelnen Völkern gibt, und dass einzelne Völker überhaupt kein Recht auf eine Existenz haben. Wir als Christinnen und Christen sind hier – in Deutschland zumal – herausgefordert, jeglichen Antisemitismus in Schranken zu weisen.“
Schließlich ging der Bischof auch auf die Situation der Kirche in Deutschland ein. Die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung habe gezeigt, wie bedeutungslos Religiosität als solche geworden ist. „Können wir da abgestumpft zuschauen und zuhören?“, fragte der Bischof. Wichtig sei es , dass sich die Kirche nicht vom Gedanken leiten lasse, durch äußere, oberflächliche Aktivitäten und kurzatmige Überlegungen attraktiv sein zu wollen. „Es kommt vielmehr darauf an, das zu vertiefen, was uns an Glaubenswirklichkeit geschenkt ist“, betonte Bischof Genn.
Dr. Stephan Kronenburg