„Mit den Sozialbüros sollten die Pfarrbüros und Pfarrer entlastet werden“, blickt Gaby Limbach auf die Anfänge 2004 zurück. Früher hauptamtlich bei der Caritas im Bereich Gemeindecaritas tätig, hat die heute 68-Jährige viele Projekte mit Ehrenamtlichen aufgebaut, darunter auch die meisten der inzwischen 18 Sozialbüros in der Stadt. „Weil ich das Angebot so wichtig finde und mich im Team wohlgefühlt habe, bin ich ehrenamtlich im Sozialbüro Münster-Süd geblieben“, sagt Gaby Limbach und gehört mit anderen zum Team „der ersten Stunde“.
Genauso wie Irene Otte. „Anfangs hieß es: ‚Die Gelder der Caritas müssen verteilt werden‘“, erinnert sie sich. Otte meldete sich. „Ich habe schnell gemerkt, dass es um viel mehr geht als nur ums Verteilen von Geld“, sagt die 66-Jährige. Die Lebensumstände von Menschen kennenzulernen, „mit denen man im eigenen Umfeld seltener zu tun hat“, bereichere das eigene Leben und sensibilisiere für viele Themen. „Wenn eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern kommt, weil sie eine Wohnung braucht und nicht weiß, was sie ihren Kindern bis zum Ende des Monats zu essen geben soll, dann berührt mich das sehr“, gesteht Irene Otte.
Viele ihrer Klientinnen und Klienten, denen unabhängig von Religion und Nationalität geholfen wird, beziehen Bürgergeld, weiß Diakon Matthias Kaiser, der die Einrichtung seitens der Kirchengemeinde betreut. „Es geht oftmals um Unterstützung bei bestimmten Anschaffungen wie Brille, Kühlschrank, Waschmaschine, Möbel oder Schulmaterialien für die Kinder“, sagt er. Sind die Herausforderungen zu umfangreich, vermittelt das Team weiter – beispielsweise an die Kleiderkammer der Pfarrei sowie an die Caritas und die Schuldnerberatung. Alles, was die Mitarbeitenden des Sozialbüros an finanziellen Hilfen herausgeben, basiert auf Spenden. „Wir halten Kollekten in den Gottesdiensten ab und freuen uns natürlich auch über Privatspenden“, betont Matthias Kaiser.
Ebenso wie über Zuwachs im Team: „Je mehr wir sind, desto flexibler können Dienstpläne gestaltet und kurzfristige Ausfälle kompensiert werden“, weiß der Diakon. Gaby Limbach kann das Engagement im Sozialbüro nur empfehlen: „Wenn ich auch nur einen kleinen Teil daran mitwirken kann, dass jemand eine Erleichterung im Leben erfährt, dann ist die Erfahrung auch für mich eine gute und motiviert mich weiterzumachen“, sagt sie und hebt die Dankbarkeit der Klienten hervor, die viel zurückgeben. „Erst neulich hatten wir eine mit Liedern selbst zusammengestellte CD im Briefkasten“, nennt sie ein Beispiel – der Dank eines Mannes, der psychisch erkrankt und dadurch in Not geraten ist. „In eine solche Situation kann jeder Mensch kommen“, sagt die Ehrenamtliche.
Aus Sicht von Diakon Matthias Kaiser beschreibt der Slogan des Sozialbüros, „Da sein, wenn Menschen Hilfe brauchen“, den ur-kirchlichen Auftrag. „Jede Pfarrei sollte Angebote bereithalten, um Menschen in Not zu helfen, denn das ist der diakonische Auftrag der Kirche“, ist er überzeugt.
Das Sozialbüro, das jeden Montag von 16 bis 18 Uhr geöffnet hat, freut sich über weitere Unterstützung durch Ehrenamtliche, die in regelmäßigen Abständen montagmorgens den Telefondienst zur Anmeldung übernehmen oder nachmittags bei akuten Problemen helfen. Ein Dienst wird immer von zwei Personen übernommen. Wer Interesse an dem Engagement hat, kann sich bei Matthias Kaiser telefonisch unter 0151 20192200 melden.
Ann-Christin Ladermann