Jörg Hagemann macht deutlich, dass er sich die Entscheidung für den Wechsel nicht leicht gemacht habe. „Aber ich gehe gern und mit offenem Herzen nach Coesfeld. Ich freue mich auf die Gestaltung der Seelsorge mit vielen Menschen vor Ort. Aber ich weiß auch, was ich hinter mir lasse“, sagt er. Die Aufgabe als Pfarrer verstehe er in erster Linie darin, „einen Rahmen zu schaffen, in dem Engagierte viele Möglichkeiten haben und viel an Verantwortung übernehmen können“.
Als Stadtdechant, so sagt Jörg Hagemann, sei es ihm stets vor allem darum gegangen, die katholische Kirche in den gesellschaftlichen, politischen und interkonfessionellen Dialog einzubringen. Herausragend sei in diesem Sinn der Deutsche Katholikentag im Jahr 2018 gewesen. „Aber auch bei vielen anderen Gelegenheiten habe ich als Stadtdechant gemeinsam mit vielen anderen Christinnen und Christen versucht, Gesicht zu zeigen: aktuell etwa bei den Friedensgottesdiensten in Überwasser anlässlich des Ukraine-Krieges. Und wie oft haben wir in den vergangenen Jahren in Münster als Christinnen und Christen klare Kante gezeigt für die lebenspendende Botschaft Jesu Christi: für Solidarität, Diversität und Menschlichkeit, gegen Rassismus und Ausgrenzung. Jahrelang durfte ich als ein Freund der Queeren Gemeinde in Münster bei den Abschlussgottesdiensten des CSD dabei sein“, blickt der Stadtdechant zurück.
Wichtig sei ihm immer auch das Miteinander mit Menschen gewesen, die eher am Rande stehen: Wohnungslose, psychisch kranke Menschen, Menschen, die sozial gefährdet sind. Kirche sei in Münster trotz aller Veränderungen auch seelsorglich noch immer an vielen Orten sehr lebendig, sei es im Haus der Familie, im Kirchenfoyer, in der Telefonseelsorge, in den vielen gottesdienstlichen Angeboten der Pfarreien oder gerade aktuell wieder beim Cityadvent. „Und bei den Synoden des evangelischen Kirchenkreises habe ich mich nicht als Gast, sondern als eingeladener Freund gesehen“, betont er. Jörg Hagemann: „Ich wünsche mir, dass wir den pastoralen Ort der Stadt Münster auch in Zukunft breit und noch breiter bespielen werden. Es sollte unser Ziel sein, Menschen offen und unvoreingenommen dabei zu begleiten, ihren eigenen Weg zu Jesus Christus zu finden. Darauf freue ich mich nun auch sehr in Coesfeld.“
In zahlreichen Begegnungen habe er aber schmerzlich erfahren müssen, dass es viele Gründe für die Menschen gebe, aus der Kirche auszutreten. „Aber es gibt auch viele, dabei zu bleiben, um Kirche mitzugestalten und notwendige Änderungen voranzubringen“, ist der Seelsorger überzeugt.
Jörg Hagemann absolvierte zuerst eine Ausbildung zum Krankenpfleger, entschloss sich dann aber Priester zu werden. 2003 wurde er zum Priester geweiht. Anschließend war er bereits schon einmal fast fünf Jahre in Coesfeld als Kaplan tätig. 2007 wechselte Hagemann nach Münster. Zunächst engagierte er sich in der Pfarrei Heilig Kreuz und in der Klinikseelsorge an den Universitätskliniken. Ein Jahr später wurde er Pfarrer von St. Benedikt in Mauritz. 2011 wechselte er in die Kirchengemeinden in Angelmodde, Gremmendorf und Wolbeck, die ein Jahr später zur neuen Pfarrei St. Nikolaus wurden. Ab 2014 übernahm er zusätzlich die Aufgaben des Stadtdechanten und Dechanten des neu geschaffenen Dekanats und Stadtdekanats Münster, das zuvor aus vier Dekanaten bestanden hatte.
Bischof Dr. Felix Genn wird der Kreisdekanatskonferenz des Kreisdekanats Coesfeld vorschlagen, Jörg Hagemann auch zum Kreisdechanten für das Kreisdekanat Coesfeld zu ernennen. Dieses Amt ist seit dem Wechsel von Johannes Arntz im Oktober nach Oldenburg vakant.
Text: Dr. Stephan Kronenburg/Fotos: Ann-Christin Ladermann/Michaela Kiepe