Und selbst als die Beiden Sythen verlassen mussten und in Unterkünften in Bochum, am Möhnesee und Düsseldorf untergebracht waren, habe sich der Asylkreis dafür eingesetzt, das Paar wieder nach Haltern zurück zu holen. „Sie haben uns sogar eine Wohnung besorgt“, ist Maraiadi sehr dankbar.
Inzwischen spricht das Paar sehr gut deutsch. Maraiadi hat das erforderliche Sprachniveau für die Universität erreicht. Die zweifache Mutter studiert im zweiten Semester in Münster Pharmazie. „Ich bin Maschinenbauingenieur und war in Syrien Dozent an der Universität. In Deutschland habe ich zunächst zweieinhalb Jahre als Monteur gearbeitet. Dann kam die Coronakrise. In der Zeit habe ich weiter Deutsch gelernt und mich zum technischen Zeichner und Konstrukteur weitergebildet“, berichtet er.
Maraiadi und Almury ist es ein Anliegen, die Hilfe, die sie erhalten haben, weiterzugeben. „Bereits in der Unterkunft in Sythen habe ich begonnen, für andere zu übersetzen, denn ich spreche englisch“, berichtet die junge Frau. Doch damit nicht genug. Sobald ihre Deutschkenntnisse ausreichten, hat sie beim Caritasverband ehrenamtlich unter anderem für andere Geflohene übersetzt. „Wenn neue Familien gekommen sind, war ich bei wichtigen Terminen zum Beispiel bei Arztbesuchen dabei“, erklärt Maraiadi. Ihr Ehemann hat seine technischen Kenntnisse eingesetzt und Schülerinnen sowie Schülern der Klassen sechs bis neun in Physik oder Mathe Nachhilfe gegeben.
Und weil sie um die Probleme in einem fremden Land wissen, helfen sie anderen bei der Orientierung. „Wir hatten das Glück, dass wir viel Unterstützung erhalten haben, um uns in Deutschland zurecht zu finden. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir kennen das Gefühl, neu in diesem Land zu sein. Deshalb helfen wir“, erklärt Maraiadi.
Das Ehepaar fühlt sich in Haltern wohl. „Wir haben nicht mehr so viele Sorgen wie vor einigen Jahren“, sagt Maraiadi. Aus den ehemaligen Helfern sind längst Freunde geworden. „Aber für andere sind wir fremd. Leider gibt es Menschen, die keine Fremden mögen“, berichtet Almury. Auch gebe es vieles, was sie vermissen, wie ihre Familien und Freunde, die weiterhin in Syrien unter schwierigen Bedingungen leben. Deshalb versuchen sie, ihre Angehörigen finanziell zu unterstützen. „Es gibt keine Möglichkeit, zu arbeiten. Meine Mutter und meine Schwester leben seit langer Zeit in einem Zelt. Es gibt kein Brot und sie haben keinen Strom“, benennt der 35-Jährige die augenblickliche Lage. Sie hätten ein gutes Leben in Syrien gehabt. „Aber wir mussten gehen.“ Und so haben die Beiden nur einen Wunsch für die Zukunft: „Frieden zu haben, damit die Menschen zufrieden sind.“
Michaela Kiepe