Taufe in Bethlehem, Kommunion in Steinfurt

, Kreisdekanat Steinfurt

An seine Taufe in Jesu‘ Geburtsort Bethlehem erinnert sich Gianmarco Zimmermann nicht: „Da war ich noch zu klein.“ Als er zwei Monate alt war, zog die Familie nach Jerusalem. Sein Vater hatte dort einen Job als Entwicklungshelfer. Zig Mal ist der 17-Jährige seitdem mit seinen Eltern umgezogen, hat in verschiedenen Ländern, auf unterschiedlichen Kontinenten gelebt. Wegen der Corona-Pandemie ist die Familie seit dem vergangenen Jahr übergangsweise in Burgsteinfurt. Im Gottesdienst an Fronleichnam hat Gianmarco Zimmermann erstmals die Kommunion empfangen. Pfarrer Bogdan Catana von der Pfarrei St. Nikomedes hatte den jungen Mann auf den Empfang des Sakramentes vorbereitet.

Gianmarco Zimmermann

Gianmarco Zimmermann hat im Gottesdienst am Fronleichnamstag in Burgsteinfurt erstmals die Kommunion empfangen. Getauft wurde der 17-Jährige als Kleinkind in Bethlehem.

© Bistum Münster

Der Zeitpunkt für die Erstkommunion war perfekt, findet Gianmarco Zimmermann: „Ich bin alt genug, mich bewusst und freiwillig zu entscheiden.“ Einige Zeit, gesteht der Gymnasiast, habe er das Christsein vernachlässigt. Das, so fügt er an, habe sicher auch daran gelegen, dass die Familie in vorwiegend muslimischen Ländern zu Hause war. „Aber irgendwie hat mir etwas gefehlt“, beschreibt der 17-Jährige ein Gefühl, für das er keine genaueren Worte hat. In der Pandemie habe sich dieses Gefühl verstärkt.

Gianmarco Zimmermann hatte viele Fragen, die er vor der Erstkommunion Pfarrer Catana bei coronakonformen Spaziergängen stellte: „Zum Beispiel: Was gibt uns Hoffnung in dieser schwierigen Zeit?“ Gemeinsam mit Pfarrer Catana suchte er nach Antworten – und lernte viel dabei. Er ist überzeugt, dass Gott stets an seiner Seite ist, ihn durchs Leben begleitet: „Das spüre ich.“ Und diese Gewissheit gibt dem Schüler Kraft für das, was kommt.

Zurzeit besucht Gianmarco Zimmermann die Jahrgangsstufe zehn des Burgsteinfurter Gymnasiums Arnoldinum. Doch bald schon, wenn die Corona-Lage es erlaubt, möchten die Eltern weiterziehen. In Bonn geboren – sein Vater ist Deutscher, die Mutter Peruanerin – haben die Zimmermanns die ersten Jahre mit drei kleinen Kindern in Israel verbracht. Auch wenn er nicht mehr allzu viel über diese Zeit weiß, die kriegerischen Konflikte zwischen den Palästinensern und den Israelis sind ihm als Kind nicht verborgen geblieben. Seine Großeltern hatten große Angst um ihre Kinder und Enkel.

Zu Hause spricht die Familie Deutsch. Die Kinder haben alle die deutsche und die peruanische Staatsbürgerschaft. Weil er als jüngster Sohn immer in eine amerikanische oder britische Schule gegangen ist, fällt es Gianmarco Zimmermann allerdings leichter, sich auf Englisch als auf Deutsch auszudrücken.

Zurück aus Israel blieb die Familie zwei Jahre in Dortmund, bevor Kisten und Koffer für China gepackt wurden. „Wir wohnten in einer Acht-Millionen-Stadt“, ist der 17-Jährige, der auch in Burgsteinfurt leidenschaftlich Fußball spielt, immer noch fasziniert von der ostasiatischen Welt. Von China zog es die Zimmermanns weiter nach Peru, zu den Großeltern mütterlicherseits. Zwei Jahre arbeitete der Vater dort für eine Firma. Dann lockte ihn eine neue Aufgabe als Entwicklungshelfer nach Botswana – und die Familie ging wie immer mit. Südafrika ist ihm während der zweieinhalb Jahre dort zu einem seiner Lieblingsländer geworden: „Die Menschen sind unglaublich freundlich.“

Nach einem siebenmonatigen Aufenthalt in München bekam der Vater einen neuen Auftrag in Ägypten. Als das Corona-Virus sich stetig rascher verbreitete, verließen die Eltern mit ihrem Sohn die zweitgrößte Stadt des Staates, Alexandria, und flogen nach Deutschland. Weil die Familie alte Freunde in Burgsteinfurt hat, machten sie im Münsterland Station. Gianmarco Zimmermann gefällt die Stadt, auch wenn er es eigentlich lieber ein bisschen größer und trubeliger mag. Doch die Ruhe und Beschaulichkeit haben ihn dazu gebracht, über Gott und seinen Glauben neu nachzudenken. Daran möchte er anknüpfen und sich weiterentwickeln, wie er sagt, ganz egal, wo die Familie nach Ende der Pandemie landen wird.

Gudrun Niewöhner