Telgter Krippenausstellung lädt mit Hygienekonzept zum Besuch ein

, Kreisdekanat Warendorf

Neugierig drängeln sich drei Hirten vor dem Stallfenster. Alle möchten hindurchschauen, möchten wissen, welches Geheimnis sich dahinter verbirgt. Die Rückseite der modernen Krippe lüftet das Geheimnis mithilfe eines Gucklochs, durch das der Betrachter den Hirten auf der gegenüberliegenden Seite ins Gesicht – und ins Innere des Stalls hineinschauen kann. Was er sieht? Arbeitsgeräte, die zu Kreuzen verknotet sind, ansonsten ist der Raum vermeintlich leer. 

Dr. Anja Schöne vor der Krippe „Compassion“: Die Museumsleiterin freut sich, dass die Telgter Krippenausstellung in diesem Jahr stattfinden kann.

© Bistum Münster

„In diesen Symbolen verdichtet sich das Geheimnis der Heiligen Nacht“, zeigt sich Dr. Anja Schöne beeindruckt von der künstlerischen Arbeit von Annette Hiemenz. Bereits für die 80. Krippenausstellung im vergangenen Jahr im „Religio – Westfälisches Museum für religiöse Kultur“ in Telgte hatte die Hildenerin die doppelseitige Arbeit geschaffen und das Motto der Ausstellung aufgegriffen: „Das Geheimnis der Heiligsten Nacht“. Weil die Krippenausstellung 2020 aufgrund der Pandemie ausfallen musste, wird sie in diesem Jahr erstmals öffentlich zu sehen sein. Der Titel der 81. Krippenausstellung erweitert sich nur geringfügig auf: „Das Geheimnis der Heiligsten Nacht 2.0“. 

Die wichtigste Botschaft aus Sicht von Museumsleiterin Anja Schöne: Die beliebte Krippenausstellung kann dank eines auf das Museum zugeschnittenen Hygienekonzeptes endlich stattfinden. „Familien, Paare, Einzelpersonen – alle können einen entspannten Besuch hier im Museum einplanen“, wirbt sie für die Jubiläumsausstellung. Am Samstag, 6. November, wird die Ausstellung eröffnet. Eine Corona-bedingte Neuerung: Erstmals nutzt das Museum die gesamte 1400 Quadratmeter große Ausstellungsfläche für die Krippenausstellung. 

Anja Schöne ist besonders begeistert von dem hohen künstlerischen Niveau der 140 eingereichten Krippen – übrigens deutlich mehr Exemplare als sonst. „Wir hatten im vergangenen Jahr Sorge, dass pandemiebedingt viel weniger Krippen zusammenkommen“, erinnert sie sich. Doch das Gegenteil ist der Fall. Zwar müssen die Verantwortlichen aufgrund der Schulschließungen im Frühjahr 2020 – mit Ausnahme einer – auf Schülerarbeiten verzichten, dafür sind neben erfahrenen und bekannten Künstlern auch viele neue dabei, unter anderem aus Bayern. „Die Krippenausstellung spricht sich herum“, freut sich Anja Schöne über Arbeiten aus dem südlichen Raum, aus Österreich und Polen. 

Die Hildenerin Annette Hiemenz hatte ihre beidseitige Krippe „Geheimnis der Nacht“ bereits für die ausgefallene Krippenausstellung 2020 gestaltet.

© Bistum Münster

Auch das Corona-Virus hat gleich in mehreren Arbeiten einen Platz bekommen, beispielsweise bei den Heiligen Drei Königen des polnischen Künstlers Marian Ulc, die mit Mundschutz zur Krippe kommen und Desinfektionsmittel, Kartoffeln und Toilettenpapier bringen oder bei der virusförmigen Krippe von Franz-Josef Hartmeyer aus Warendorf. In weiteren Arbeiten ist die Krippe als Lichtblick gekennzeichnet: „Die Krippe als Wegweiser oder Mittelpunkt einer zerstörten Welt hat sicherlich auch mit den Auswirkungen des Corona-Virus zu tun“, äußert Anja Schöne eine Vermutung. Viel stärker als in den vergangenen Jahren werde die Gegenwart als Krisensituation empfunden, in der die Geburt Christi einen Hoffnungsschimmer darstellt, hat sie beobachtet. 

Eine Besonderheit der diesjährigen Krippenausstellung sind zwölf Beiträge aus einem Wettbewerb, der gemeinsam von der Initiative „arsLITURGICA“ und der Kirchengemeinde St. Augustinus in Gelsenkirchen veranstaltet wurde. Gesucht wurde eine Krippengestaltung, „die nicht traditionelle Formen wiederholt, sondern dazu verhelfen kann, neue Perspektiven zu entwickeln“, wie es in der Ausschreibung hieß. „Die Werke zeigen eindringlich, wie ausdrucksstark und anregend Krippenkunst sein kann“, sagt Anja Schöne. Direkt beim Betreten der Ausstellung werden die Besucher deshalb mit der Arbeit „Compassion“ des Bielefelder Künstlers Joachim Staebler konfrontiert, der sein Modell in Originalgröße umgesetzt hat. Die Besucher laufen durch herabhängende farbige Holzscheite, die für die Protagonisten der Weihnachtsgeschichte stehen.

Die 81. Krippenausstellung ist bis Sonntag, 23. Januar, dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Montags ist das Religio-Museum geschlossen, mit Ausnahme von Montag, 27. Dezember (von 11 bis 18 Uhr geöffnet). Der Eintritt kostet für Erwachsene fünf Euro, für Kinder und Jugendliche bis 20 Jahren ist er frei. Für gebuchte und öffentliche Führungen ist eine Anmeldung erforderlich unter Telefon 02504 93120 oder per Mail an museum@telgte.de. Im Museum selbst gilt Maskenpflicht, für Veranstaltungen und Führungen gelten die 3G-Regeln.

Ann-Christin Ladermann