© Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann

Telgter Krippenkunst-Ausstellung bis zum 26. Januar geöffnet

, Bistum Münster, Kreisdekanat Warendorf

Ein Pärchen küsst sich, Katzen spielen, Pflanzen werden gegossen. Es sind scheinbar normale Szenen, die sich hinter den Fenstern eines Mietshauses abspielen, die Olya Kravchenko in ihrer Krippe silhouettenhaft andeutet. Dass das Gezeigte weit von einer Normalität entfernt ist, zeigt sich weiter unten. In Höhe des Eingangs führt eine Treppe hinunter in einen Luftschutzbunker. Im gemalten Ikonenstil lässt die ukrainische Künstlerin die Geburt Jesu an diesem Ort stattfinden, die Heiligen Drei Könige warten mit ihren Gaben vor dem Keller. Ein übergroßer Stern strahlt vor dem Haus.

Die Knastkrippe des Holzbildhauers Rudi Bannwarth ist in Kooperation mit Inhaftierten der Jugendvollzugsanstalt Herford entstanden.

© RELíGIO – Westfälisches Museum für religiöse Kultur/Stephan Kube

Jesus im Glanz des Sterns

© RELíGIO – Westfälisches Museum für religiöse Kultur/Stephan Kube

Heilige Familie unter dem Stern

© RELíGIO – Westfälisches Museum für religiöse Kultur/Stephan Kube

Heilige Familie

© RELíGIO – Westfälisches Museum für religiöse Kultur/Stephan Kube

Die Krippe „Weihnachten im Luftschutzbunker“, die auf dem Rückweg eines Hilfstransportes nach Deutschland kam, ist nur eine von mehreren Werken der 84. Krippenkunst-Ausstellung zum Thema „Heller Stern…“, die Bezug nimmt auf die aktuelle weltpolitische Lage. Die Krippen von mehr als 100 Künstlerinnen und Künstler sind von Samstag, 9. November, bis Sonntag, 26. Januar, im „RELIGIO – Westfälisches Museum für religiöse Kultur“ in Telgte zu sehen. 

Ob Komet, Supernova oder Planetenkonjunktion – auch wenn wissenschaftlich nicht eindeutig beantwortet ist, ob es den Stern von Bethlehem zur Zeit der Geburt Jesu tatsächlich gegeben hat, so steht der Stern, der nach christlicher Auffassung zur Krippe weist, für Licht, Hoffnung und Orientierung. „Der lichtbringende und wegweisende Stern ist das wohl wichtigste Motiv in der Ausstellung“, erklärt Dr. Anja Schöne, Leiterin des Religio-Museums. 

Im Katalog zur Ausstellung ergänzt Dr. Anna Arizzi Rusche, Vorsitzende des Verwaltungsrates in ihrem Grußwort: „In Zeiten, in denen Dunkelheit und Unsicherheit allgegenwärtig sind, erinnert uns dieses Symbol daran, dass es immer einen Weg gibt, der uns zur Zuversicht und zum Frieden führt, wenn wir Gottvertrauen haben und uns von ihm leiten lassen.“

Seit Monaten bereitet Anja Schöne gemeinsam mit ihrem Team die Krippenkunst-Ausstellung vor, die längst weit über die Telgter Stadtgrenzen bekannt ist und von tausenden Menschen in der Zeit um Weihnachten besucht wird. „Wir haben in diesem Jahr auffällig viele geschnitzte Skulpturen, häufig der Heiligen Familie, die nicht farbig, sondern holzsichtig gestaltet sind“, freut sich Schöne über den diesjährigen Trend. Das Motiv des Sterns als Zeichen der Hoffnung und als Wegweiser werde in verschiedenen Kontexten dargestellt, nicht selten mit „technischer Unterstützung, um ihn hell leuchten zu lassen“. 

Die Vielfalt an Krippen aus der Hand professioneller Künstlerinnen und Künstler sowie Laienkunstschaffenden verschiedenen Alters und unterschiedlicher Herkunft ist beeindruckend: Neben von Kindern gestalteten Krippen, solche, die einen lokalen Bezug haben und beispielsweise die Telgter Gnadenkapelle vorkommen lassen, sowie spirituell erfahrbaren Kunstinstallationen fällt vor allem die große Krippe im Foyer des Museums ins Auge.

Holzbildhauer Rudi Bannwarth hat gemeinsam mit Gefangenen aus der Jugendvollzugsanstalt Herford eine sozialkritische Krippe geschaffen. Es gibt keinen Stall, sondern eine Zelle mit vergittertem Fenster; kein Jesuskind, sondern einen jungen Gefangenen, auf einem kahlen Bett sitzend. Ein Stern leuchtet über der Szenerie. „Auch wenn die Krippe keine Geburtsdarstellung zeigt, waren wir uns einig: Diese Krippe soll unser Plakatmotiv sein“, sagt Anja Schöne.

Die Krippenkunst-Ausstellung wird von einem umfangreichen Programm mit regelmäßigen Führungen, spirituellen Impulsen, Vorträgen und einer Lesung begleitet. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ab zwölf Personen 6 Euro. Kinder bis 21 Jahre haben freien Eintritt. 

Das Religio-Museum hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, am 25. Dezember und Neujahr von 14 bis 18 Uhr und am 26. und 30. Dezember von 11 bis 18 Uhr. Heiligabend und Silvester bleibt das Museum geschlossen.

Text: Ann-Christin Ladermann
Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann - Museumsleiterin Dr. Anja Schöne inmitten der Krippen-Kunstinstallation „Im Brennpunkt“.