„In den Städten werden die Lebensbedingungen für manche Vogelarten wie den Spatz schlechter, weil überall modernisiert wird, naturnahe oder brachliegende Gebiete verschwinden und Flächen versiegelt werden. Nistplätze werden damit rar“, erklärt Linus Schürmann. Er studiert Landschaftsökologie an der Universität Münster und wohnt im Borromaeum. Insgesamt sechs Nistkästen haben er und seine Mitbewohner aus Bausätzen gefertigt. Vier haben einen Platz oberhalb des Kapellendachs, geschützt unter einem Dachüberstand, gefunden, sie können vor allem von Spatzen angeflogen werden. Zwei weitere für Blau- und Kohlmeisen haben die jungen Männer an Bäumen auf dem Parkplatz angebracht.
Auf die Idee gebracht hat sie der Regens des Priesterseminars, Hartmut Niehues. In der Tageszeitung las er von dem Projekt des NABU „Artenschutz am Gebäude – Mauersegler auf Wohnungssuche“, das seit 2017 Wohnungsbauträger und Immobilienbesitzer dazu anregen soll, bei Sanierungen den Artenschutz mit einzubeziehen. „Im Sommer beobachte ich sehr gerne die Mauersegler, wie sie unter der Dachrinne einfliegen“, beschreibt Niehues. Weil der Mauersegler bereits „natürliche“ Nischen am Gebäude besetzt, nahm er Kontakt mit der NABU-Naturschutzstation Münsterland auf, um für andere Vogelarten Nistplätze zu schaffen. Landschaftsökologin Aline Förster beriet das Team des Borromaeums vor Ort zu geeigneten Anbringungsorten. „Viele Vogelarten brüten in weitgehend geschlossenen Nisthöhlen“, erklärt Aline Förster. „Weil natürliche Höhlen immer seltener werden, kann man mit Nistkästen nachhelfen“, freut sie sich über die Initiative des Priesterseminars.
Die geht noch weiter: Damit die Vögel ausreichend Futter finden, soll der Garten des Borromaeums mit insektenfreundlichen und heimischen Pflanzen umgestaltet werden. Schürmann und sein Mitbewohner Raphael Leson, der eine Ausbildung zum Friedhofsgärtner absolviert hat, erarbeiten derzeit einen Vorschlag, um die verschiedenen Interessen zu vereinen: „Der neue Garten soll pflegeleicht sein, heimische insektenfreundliche Arten enthalten und sich optisch gut in das Gesamtbild einfügen – und im Idealfall Blüten für Blumenschmuck im Haus liefern“, sagt Schürmann.
Ann-Christin Ladermann