
Zu einem lebendigen Austausch trafen sich (von links) Franz-Thomas Sonka, Dieter Geerlings, Maroun Nasser Gemayel und Charbel Obeid.
© Bischöfliche Pressestelle / Anke LuchtAn der Begegnung nahmen außerdem Charbel Obeid, Pfarrer der Gemeinden der arabischsprechenden Christen im Bistum Münster, und Franz-Thomas Sonka teil. Sonka ist im Bistum Münster zuständig für die Seelsorge mit Katholiken anderer Muttersprache, Kultur und Ritus und Diözesanbeauftragter für die katholischen Ostkirchen.
Zu denen zählt auch die Syrisch-Maronitische Kirche von Antiochien. Sie ist eine mit Rom unierte Kirche, die den Papst als Oberhaupt anerkennt. Liturgie und geistliches Leben folgen aber dem antiochenischen (westsyrischen) Ritus. „Wir sind katholische Kirche“, verdeutlichte Bischof Nasser Gemayel. Als apostolischer Visitator wirkt er im päpstlichen Auftrag für die Maroniten in seinem Zuständigkeitsbereich. Geerlings wiederum ist im Bistum Münster Bischöflicher Beauftragter für die Seelsorge an Katholiken anderer Muttersprache.
Neben der politischen Situation im nahen osten diskutierten Gäste und Gastgeber das Miteinander von arabischsprechenden Christinnen und Christen sowie einheimischen Glaubensgeschwistern im Bistum Münster. Die beiden emeritierten Bischöfe zeigten sich darin einig, dass es die große gemeinsame Aufgabe sei, in der säkularen und heterogenen deutschen Gesellschaft „miteinander Kirche zu sein“.
Geerlings stellte fest, die katholische Kirche in Deutschland müsse vielfach noch lernen, dass man auch in und mit Unterschieden katholisch sein kann und andere katholische Kirchen nicht bekehrt werden müssen. „Wenn man es richtig anpackt, kann diese Unterschiedlichkeit eine Bereicherung sein“, sagte Geerlings, „das ist die Herausforderung, in der wir miteinander leben.“
Als besondere Aufgabe der Christen der Ostkirchen in Deutschland bezeichnete Nasser Gemayel, „unsere Identität zu bewahren und uns gleichzeitig zu integrieren.“ Integration sei dabei nicht mit Assimilation (Angleichung) zu verwechseln. „Dass alle katholischen Kirchen im Bistum Münster sich in ihren jeweiligen Riten treffen, fördert die Integration“, zeigte sich Geerlings auch unter Verweis auf entsprechende Studien überzeugt. Auch Bischof Nasser Gemayel bestätigte „die Bedeutung der Wertschätzung der eigenen rituellen Tradition, um die Einheit der Kirche in ihrer Vielfalt sichtbar und lebendig zu machen.“ Er sei der deutschen Kirche dankbar für ihren Beitrag „zur Bewahrung der Identität der orientalischen Christen in Deutschland.“
Geerlings richtete seinerseits den Blick auf die Verdienste der Ostkirchen. Unter anderem spielten die eine Rolle im Verhältnis zu anderen Religionen, in dem sich die christlichen Kirchen gemeinsam ausrichten sollten. „Hier habt Ihr uns viele Erfahrungen voraus“, sagte Geerlings.
Zur Situation der Christen in seinem Heimatland führte Bischof Nasser Gemayel aus, trotz offiziell geltender Religionsfreiheit schränkten gesellschaftliche Polarisierung und kollektive Verunsicherung die gelebte Glaubenspraxis ein. Die christlichen Gemeinschaften seien auch deshalb verunsichert. Die deutsche Kirche bat er um Gebet, Dialog und solidarisches Handeln. Auch könne die deutsche Erfahrung mit ihrer Tradition politischer Dezentralisierung als Impuls für den Libanon dienen.
Anke Lucht