Vernetzt an verantwortlicher Position

, Bistum Münster

„In meinem Arbeitsfeld der Weltkirche bin ich als junge Frau mit Leitungsverantwortung leider immer noch eine Ausnahme. Im Mentoring treffe ich Frauen, die wie ich Freude haben, Kirche mit zu gestalten, sich und ihre Kompetenzen einzubringen. Das ist bereichernd und ermutigend“: So fasst Judith Wüllhorst ihre Motivation zusammen, als Mitarbeiterin des Bistums Münster am bundesweiten Programm „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ teilzunehmen. Und obwohl die coronabedingten Einschränkungen es erschwert haben, hat sie durch das Programm des Hildegardis-Vereins in Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) eines ihrer großen persönlichen Anliegen verfolgt: „Vernetzung ist mir sehr wichtig, für meine beruflichen Themen genauso wie in meiner Funktion als Führungskraft.“

Judith Wüllhorst

© Bistum Münster

Wüllhorsts berufliche Themen sind tatsächlich ohne Vernetzung kaum denkbar. Schließlich richtet sich ihr Blick in die Welt: Seit Oktober 2020 leitet die 32-Jährige die Fachstelle Weltkirche und globale Zusammenarbeit des Bistums Münster. Diese koordiniert und gestaltet die weltkirchlichen Aktivitäten des Bistums, etwa den Freiwilligendienst im Ausland, den Kontakt zu Bistums-Missionarinnen und Missionaren, entwicklungspolitische Bildungsarbeit und weltkirchliche Projektförderung.

Fachlich ist die Münsteranerin bestens aufgestellt. Nach dem Abitur absolvierte sie selbst einen Freiwilligendienst für das Bistum in Tansania, zudem zwei Studiensemester in Buenos Aires / Argentinien. Praktika beim Hilfswerk missio und im Auswärtigen Amt weiteten ihre Perspektive noch mehr – nur folgerichtig, dass sie schon während ihres Studiums der Theologie und Sozialwissenschaften als Honorarkraft in die Arbeit der Fachstelle Weltkirche eingebunden war, Seminare gab und in Projekten mitarbeitete. „Damals habe ich schon Lust bekommen, Menschen bei gesellschaftlich oder politischen relevanten Themen zu begleiten, aber auch Lust auf die Leitung von Teams, und ich habe beides auch schon erproben können“, erzählt Wüllhorst.

Elf Mitarbeitende gehören neben der gebürtigen Selmerin zur Fachstelle, die zudem weltweit mit weiteren Partnerinnen und Partnern zusammenarbeitet. Entsprechend wichtig sind neben den fachlichen also auch soziale Kompetenzen. Schon beim Start als Fachstellenleiterin hätten sie die Fragen bewegt, die Wüllhorst letztlich zur Bewerbung für das Mentoringprogramm motivierten: „Wo ist mein Platz als Frau, als Theologin in der katholischen Kirche? Wie passe ich mit meinem Wunsch nach Leitungsverantwortung in diese männlich geprägte Kirche?“

Genau vor dem Hintergrund solcher Gedanken sei das Mentoringprogramm so wertvoll: „Da geht es ausdrücklich und gezielt um Frauen in kirchlichen Führungspositionen.“ Das zu fördern ist nach Wüllhorsts Meinung gerade im Interesse der Kirche: „Wir in der Kirche müssen noch viel stärker sehen, welches Potenzial in Vielfalt liegt. Jede Organisation gewinnt durch Pluralität, und gerade um lebendige Kirche zu sein, braucht es die Charismen Vieler.“ Das gelinge aber nur, wenn „wir Frauen mutiger werden, uns einzubringen, und uns gegenseitig ermutigen.“

Wie beispielsweise im Mentoringprogramm. Dort beschäftigten sich die Teilnehmerinnen ein Jahr lang mit Leitungsverantwortung, Feedbacks zum eigenen Verhalten und Auftreten sowie Methoden der Führung, der Prozessplanung und des Zeitmanagements. Zudem erhalten sie das Angebot der kollegialen Beratung durch das Mentee-Netzwerk, werden ermutigt, die eigenen Stärken auszubauen und selbstbewusst einzusetzen.

Dass all das pandemiebedingt rein digital stattfand, bedauert Judith Wüllhorst. Trotzdem findet sie: „Wegen der spannenden Einheiten sind auch die digitalen Treffen interessant und ergiebig gewesen.“ Nur die ihr so wichtige Vernetzung fiel digital natürlich schwer.

Eine wichtige Begleitung war Wüllhorst während des Programms ihre Mentorin Annette Brachthäuser, die in der Bistumsverwaltung die Bauabteilung leitet. „Ihre Perspektive war sehr wertvoll für mich“, sagt Wüllhorst, „und es war gut, meine Fragen mit einer Person zu besprechen, die die Themen kennt, ohne unmittelbar zu meinem Umfeld zu gehören.“

Zum Mentoringprogramm gehört ein eigenverantwortlich umgesetztes Abschlussprojekt. Für Judith Wüllhorst war dies der AndersAdvent. Dieser global-solidarischen Adventsmarkt war der Beitrag des Bistums zur Eröffnung der Weihnachtsaktion 2021 des Lateinamerika-Hilfswerkes Adveniat, die am ersten Advent 2021 in Münster stattfand. Judith Wüllhorst hatte die Federführung, organisierte und koordinierte den AndersAdvent aber gemeinsam insbesondere mit Katharina Wortberg sowie mit anderen Kolleginnen und Kollegen aus der Fachstelle und dem Bischöflichen Generalvikariat. Auch hier also: Vernetzung und Teamwork. „Anders gehen solche Projekte nicht, und nur so können alle daran wachsen“, ist Wüllhorst überzeugt und zugleich dankbar für die Zusammenarbeit.

Bei aller Arbeit, die dieser Adventsmarkt mit seinem Bühnenprogramm und den Ständen vieler Eine-Welt-Gruppen mit sich brachte, denkt sie gern an ihn zurück: „Es war mein Traum, auch angesichts der Erfahrungen des Lockdowns aus dem Winter 2020, einen Ort zur Begegnung und zum Austausch zu schaffen“, sagt sie, „Menschen brauchen solche Orte, und wir als Kirche sollten die bieten.“ Kirche solle einladen und Türen öffnen und – wie beim AndersAdvent – ihre soziale und solidarische Seite zeigen und leben. Daran möchte Judith Wüllhorst weiter mitarbeiten, in verantwortliche Position und gleichzeitig im Team, vernetzt und mit vielen stärkenden Erfahrungen aus dem Mentoringprogramm im Rücken.