Vortrag und Diskussion über Rollenbilder im Islam

Über den Islam wird aktuell viel diskutiert. Auch das Männernetzwerk Münster richtet in seiner nächsten Veranstaltung den Blick darauf, nimmt dabei aber eine eher ungewohnte Perspektive ein:

Unter dem Titel ",Wo ich stehe, ist vorne!‘ – Neid auf den islamischen Mann" soll es um Rollenbilder im Islam und die Bedeutung für das Zusammenleben in Münster gehen.

Referent ist Daniel Bugiel von der Arbeitsstelle Feministische Theologie und Genderforschung der Universität Münster. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 29. September, von 18 Uhr bis 21.30 Uhr in der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde, Frauenstraße 3 bis 6, statt.

Warum christliche Männer überhaupt Neid auf ihre muslimischen Geschlechtsgenossen entwickeln könnten, weiß Joachim Bergel vom Referat Männerseelsorge des Bistums Münster, das im Männernetzwerk mitarbeitet. Die Gründe dafür seien manchmal in ganz simplen Alltagsszenen zu beobachten, wenn etwa muslimische Männer ihren Frauen häufig einige Schritte vorausliefen, oder wenn Jungen in der Familie mehr Rechte hätten als Mädchen. Auch sei in islamischen Familienstrukturen der Mann das Oberhaupt der Familie. "Für uns Männer der Mehrheitsbevölkerung hier in Deutschland ist Gleichberechtigung von Mann und Frau inzwischen eine Selbstverständlichkeit", sagt Bergel, "doch sie ist auch in Deutschland verbunden gewesen mit dem Verzicht des Mannes auf Vorrechte und Privilegien."

Vielleicht gebe es eine geheime Sehnsucht einiger Männer nach der früheren Zeit, "in der nicht alles ausgehandelt werden musste." Der Referent werde Vor- und Nachteile verschiedener Rollenbilder beleuchten.

Für das Zusammenleben auch in Münster seien diese Überlegungen sehr wichtig. "Alles, was mir fremd und unbekannt ist, lädt zur Interpretation ein, die richtig oder falsch sein kann", erläutert Bergel, "und das Unbekannte wirkt sich auf das Gefühl aus, jenseits aller Fakten. Es ruft Verunsicherung hervor und fordert vielleicht sogar dazu heraus, dass eigene Verhalten zu hinterfragen." Eine solche Auseinandersetzung kläre den eigenen Standpunkt und verschaffe Klarheit über den Anderen. "Ein solcher Prozess ist nicht ortsbezogen, doch an jedem Ort notwendig, wenn das sich Anschweigen dem gegenseitigen Respekt weichen soll", meint Bergel, "auf diesem Weg sind keine Quantensprünge zu erwarten, aber jede Beziehung fängt mit dem gegenseitigen Respekt an."

Text: Bischöfliche Pressestelle / 27.09.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de