Warendorf Volksfrömmigkeit
Andacht, Begegnung, Einladung zum Glauben: Tausende Pilger und Schaulustige haben am 15. August in Warendorf das Fest Mariä Himmelfahrt gefeiert.
Ein Festhochamt, leuchtende Bögen in einer festlich geschmückten Innenstadt und Marienlieder bildeten den Rahmen einer seit 263 Jahren gelebten Marienfrömmigkeit.
Dr. Franz-Josef Ortkemper predigte im Festhochamt am frühen Abend in der Laurentiuskirche über die Mystik des Glaubens an Auferstehung und Himmelfahrt. Der ehemalige Direktor des Katholischen Bibelwerks und emeritierte Priester des Bistums Münster spannte einen inhaltlichen Bogen von der Dichtung der Romantik über die Religionskritiker des 19. und 20. Jahrhunderts in die heutige Zeit. `Es wandelt was wir schauen´, stellte er ein Gedicht des Lyrikers Joseph von Eichendorff in den Mittelpunkt, `daß wir den Himmel schauen, darum so klag ich nicht.´
Ortkemper knüpfte an ein Wort des Apostels Paulus aus der Lesung aus dem 1. Korintherbrief an: `Wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.´ Grenzen setze allerdings die Sprache, zitierte er Papst Benedikt: `Über Auferstehung können wir nur in Metaphern reden.´ Der Theologe verwies aber auf die Sehnsucht der Menschen. `Das Publikum wünscht, glauben zu können´, habe der Literaturwissenschaftler Rüdiger Safranski in einem Magazinbeitrag geschrieben. `Das heutige Fest lädt uns geradezu dazu ein´, betonte Ortkemper.
Die Pilger in Warendorf nahmen die Einladung am Samstagabend an. Nach dem Festhochamt beteten sie vor dem Gnadenbild der ,Glorreichen Jungfrau von Warendorf‘ in der Laurentiuskirche. Die bekleidete Figur der Madonna im goldenen Strahlenkranz ist Mittelpunkt der Warendorfer Marienverehrung.
Mit Einbruch der Dunkelheit zogen sie dann in die festlich geschmückten Gassen der Altstadt. Zentrale Stationen waren neun Marienbögen, die Anwohner und Geschäftsleute der Innenstadt in jedem Jahr errichten. Die Tradition der Bogengemeinschaften geht auf einen Warendorfer Schreinermeister zurück. Der hatte in seiner Gesellenzeit die dem Triumphbogen ähnlichen Bauten in Wien gesehen und die Idee dieser Marienverehrung in seine westfälische Heimat gebracht.
Ein Abend der Andacht und der Begegnung für alle Generationen: Im Schein von Tausenden roten Lampions, sogenannten ,Bungen‘, trafen sich Warendorfer und auswärtige Gäste, suchten das Gespräch und bewunderten die Stationen der Volksfrömmigkeit. Blasorchester spielten neben, unter und in den Bögen festliche Marienlieder. Zahlreiche Fenster der Wohnhäuser und Auslagen der Geschäfte zeigten Mariendarstellungen. Einen künstlerischen Akzent setzten 16 Geschäftsinhaber. Unter dem Titel ,Maria ImPuls der Zeit‘ stellten sie zeitgenössische Mariendarstellungen aus, die zu Gesprächen herausforderten.
Der Festtag am Samstag und die Stadtprozession am Sonntag waren der Höhepunkt der Warendorfer Festwoche zu Mariä Himmelfahrt. Begleitet von einer Kirmes und einem Schützenfest am Ufer der Ems hat sie den Stellenwert eines Stadtfests – mit christlichem Bezug und Ursprung.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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