Weidemann übernimmt Beerdigungsfeiern

, Bistum Münster, Kreisdekanat Borken

Er ist für die Modekette C&A beruflich viel gereist, musste oft umziehen – und trotzdem hat Gerd-Michael Weidemann seine Heimatstadt nie ganz verlassen. Im Vorruhestand ist der 58-Jährige mit seiner Frau im vergangenen Jahr wieder zurückgezogen nach Bocholt. In sein Elternhaus. Weil er dankbar für all das Glück in seinem Leben ist, möchte er der Gesellschaft etwas zurückgeben, sich ehrenamtlich engagieren. Pfarrer Matthias Hembrock hat Weidemann auf eine Idee gebracht. Künftig übernimmt er ehrenamtlich Beerdigungsfeiern in der katholischen Pfarrei St. Georg. Auf diesen Dienst hat er sich mit anderen Freiwilligen aus dem Dekanat Bocholt vorbereitet. Trotzdem bleibt der Respekt vor dieser anspruchsvollen Aufgabe.

Gerd-Michael Weidemann

Gerd-Michael Weidemann übernimmt Beerdigungsdienste in der Bocholter Pfarrei St. Georg.

© privat

Als Pfarrer Hembrock ihm erstmals von dem Vorbereitungskursus auf den ehrenamtlichen Beerdigungsdienst erzählte, „da habe ich im Stillen sofort gedacht, das wäre sicher etwas für mich.“ Weidemann sprach mit seiner Frau darüber. Die machte ihm Mut.

Dass er nicht der typische Ehrenamtliche mit einer katholischen Sozialisation vom Messdiener bis zum Mitglied im Pfarreirat ist, weiß der Bocholter: „Manche Begriffe und Rituale in der Liturgie muss ich mehr lernen als die anderen in der Gruppe.“ Doch das findet er nicht schlimm. Im Gegenteil. Der Herausforderung stellt sich der leidenschaftliche Tennis- und Golfspieler gerne.

Weidemann macht sich keinen Druck. Bevor er die erste Beerdigung allein übernimmt, schaut er seinem Mentor Pfarrer Hembrock zu, begleitet ihn bei Gesprächen und Besprechungen: „Ich möchte Schritt für Schritt in diese Aufgabe hineinwachsen.“

Sich auf die Familien einlassen, Angehörige und Freunde mit der christlichen Botschaft der Auferstehung berühren – und zugleich auf das Leben des Verstorbenen zurückblicken und dies würdigen. „Die Trauerfeier muss alles in allem stimmig sein“, hat der 58-Jährige einen hohen Anspruch an sich. Die richtigen Worte zu finden, fällt dem ehemaligen Manager leicht, reden ist er gewohnt: „Ich habe oft vor vielen Menschen gesprochen.“

Dass der Beerdigungsdienst ein besonderer ist, ein Dienst am Toten für die Lebenden, dessen ist er sich bewusst. Doch eine gute Ausbildung in wertschätzender und vertrauensvoller Atmosphäre mit mehrtägigen Modulen, Tagesveranstaltungen sowie Eignungsgesprächen verteilt über acht Monate hat ihm am Ende das Gefühl gegeben, ein gutes Rüstzeug zu haben: „Wir sind eine tolle Gemeinschaft.“

Zu den Inhalten gehörte es, sich mit dem eigenen Glauben sowie dem christlichen Verständnis von Tod und Auferstehung auseinanderzusetzen. Ebenso standen rechtliche Grundlagen, der Ablauf von Begräbnisfeiern sowie Rollenspiele, in denen sie sich praktisch auf Trauergespräche und -ansprachen vorbereiteten, auf dem Lehrplan.

Kraft für seinen neuen Dienst zieht der 58-Jährige auch aus einem seinen Lieblingsverse: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ Weidemann weiß, „jede Trauersituation ist anders“ – und nie ist sie leicht. Aber auf die Unterstützung des Seelsorgeteams von St. Georg kann er sich immer verlassen.

Gudrun Niewöhner